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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern
Autoren: M Gibert
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schüttelte den Kopf.
    »Komische Sache. Wenn er sich selbst umgebracht hat, wollte er noch was Richtiges arbeiten, bevor es so weit war.«
    »Er hat es nicht selbst gemacht«, erwiderte Kostkamp und deutete auf den Boden.
    »Hier sind Abdrücke von drei verschiedenen Schuhen. Ich weiß nicht, ob er schon tot war, als er hier unten abgehoben hat, aber sicher hat ihm jemand dabei geholfen oder nachgeholfen.«
    Lenz sah sich um. Die Männer der Spurensicherung hatten mit einem großen Gasbrenner den Schnee geschmolzen und dann die Abdrücke der Schuhe entdeckt.
    »Wer hat ihn gefunden?«
    »Ein Jäger. Er steht da drüben bei den Kollegen.«
    »Hast du schon mit ihm gesprochen?«
    »Warum sollte ich deinen Job machen? Ich muss hier rumrennen und mir eine Erkältung holen, weil ich Trapper bin und Spuren suche. Du bist derjenige, der die Bösen hinter Gitter bringt.«
    Lenz musste grinsen. Diesen Vortrag hatte er schon öfter von Kostkamp gehört.
    »Na, dann los, Thilo. Verhaften wir die bösen Buben, bringen sie zum Reden und legen uns wieder ins Bett.«
    »Und das alles in genau dieser Reihenfolge bitte«, ergänzte sein junger Kollege.
    Sie ließen den Spurensucher stehen und gingen auf eine Gruppe grün gekleideter Männer zu. Drei trugen Polizeiuniformen, der vierte Jägerlook. Er war etwa 65 Jahre alt, hatte leuchtend rote Backen und ein Gewehr über der Schulter hängen. Neben ihm saß ein Weimaraner Hund.
    »Hauptkommissar Lenz von der Kripo Kassel. Das ist Oberkommissar Thilo Hain«, stellte der Polizist sich und seinen Kollegen vor. Der Jäger löste sich von den anderen und reichte ihm die Hand.
    »Ruppert. Hermann-Josef Ruppert. Guten Morgen, die Herren.«
    »Sie haben ihn gefunden?«
    »Ich habe ihn gefunden, das ist richtig.«
    »Wann war das?«
    »Um Viertel nach zwei. Ich wollte gerade zurück zum Auto gehen, als mein Hund anfing, verrückt zu spielen. Sonst hätte ich ihn da oben wohl nicht entdeckt.«
    Lenz sah zu dem Hund, der wieder neben der linken Kniescheibe seines Herrn zum Sitzen gekommen war.
    »Braver Hund«, sagte Hain und streckte die Hand nach vorne, riss sie jedoch im gleichen Augenblick wieder zurück, weil der Hund aufsprang, sein makelloses Gebiss freilegte und gefährlich knurrte.
    »Dann eben nicht«, murmelte der junge Oberkommissar beleidigt.
    »Das mag sie nicht so gerne. Sie ist bei Fremden immer sehr vorsichtig.«
    »Der Hund hat also verrückt gespielt, und Sie haben irgendwann nach oben gesehen und ihn entdeckt?«, fragte Lenz weiter.
    »Genau, so war es. Zuerst konnte ich mir keinen Reim darauf machen, was mit meiner Tessa los war, aber dann habe ich ihn gesehen.«
    »Und haben bei der Polizei angerufen?«
    »Nein, ganz so schnell ging es nicht, weil ich im Wald kein Mobiltelefon bei mir habe. Ich musste zuerst nach Hause fahren, um zu telefonieren.«
    »Sind Sie dann wieder hierher zurückgekommen?«
    »Nein, ich habe mich mit Ihren Kollegen auf dem Parkplatz an der Sababurg getroffen, die hätten die Stelle ja sonst nie gefunden. Der Reinhardswald ist nun einmal sehr, sehr groß.«
    »Und vermutlich haben Sie auch niemanden gesehen, der sich von hier entfernt hat?«
    »Nein, Herr Kommissar. Mein Hund und ich sind die Einzigen gewesen, die in dieser Nacht hier unterwegs waren. Tessa schlägt sofort an, wenn sie Fremde wittert.«
    »Gut, das wär’s fürs Erste. Von mir aus können Sie jetzt nach Hause fahren, wir melden uns bei Ihnen wegen des Protokolls.«
    »Gerne, so langsam wird mir nämlich kalt«, freute sich Ruppert, nickte mit dem Kopf und machte sich mit seinem Hund im Schlepptau davon.
    »Scheißtöle«, murmelte Hain, als sie außer Hörweite waren.
    Lenz sah ihn kopfschüttelnd an.
    »Schwupps, ist der Finger ab. Das ist ein Jagdhund, Thilo, kein Streichelhund.«
    »Trotzdem Scheißtöle.«
    Sie drehten sich um, zogen Einweghandschuhe über die Hände und sahen zu, wie die Leiche vom Baum geholt wurde. Zwei Polizisten hielten mit zitternden Fingern das Seil und ließen den Toten langsam zu Boden gleiten. Dort wurde er von einem Kollegen und Dr. Franz, dem Rechtsmediziner, in Empfang genommen.
    Kostkamp kam mit einem Beutel in der Hand auf sie zu.
    »Das hab ich unter dem Baum gefunden.«
    Lenz erkannte in der Plastikhülle ein pinkfarbenes Einwegfeuerzeug.
    »Kann was mit der Sache zu tun haben, muss aber nicht. Wir sehen uns jetzt noch den Kerl an und machen ein paar Fotos von ihm, dann hauen wir ab.«
    »Ist gut, Heini. Du meldest dich, wenn du was für mich
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