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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern
Autoren: M Gibert
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solltet ihr besser sein lassen, sonst erfahrt ihr nicht die brandneuen Informationen des Tages.«
    »Nun leg schon los, Thilo«, forderte Lenz ihn auf.
    Hain sah auf das oberste Blatt und wurde ernst.
    »Der Brandsachverständige hat mich vor einer halben Stunde angerufen. Für ihn ist sicher, dass das Feuer in Goldbergs Wohnung ausgebrochen ist und sich dann rasend schnell ausgebreitet hat. Allerdings ist er noch vor Ort und weiter am Ermitteln. Wenn sich etwas Neues ergibt, meldet er sich. Er geht von einem Brandbeschleuniger aus, hat wohl auch Anhaltspunkte dafür, wollte aber nicht mehr dazu sagen.«
    Er legte den Zettel zur Seite und nahm den nächsten in die Hand.
    »Unsere Jungs von der Spurensicherung sind da oben. Ich habe eben mit Heini telefoniert, er will spätestens um elf wieder hier im Präsidium sein und uns einen ersten Überblick geben. Allerdings hat er mir schon erzählt, dass die Tür zu Goldbergs Wohnung auf jeden Fall gewaltsam geöffnet wurde. Außerdem habe ich mit der Rechtsmedizin telefoniert, leider hat Dr. Franz schlechte Laune und will vor morgen früh von uns nichts mehr hören. Aber er ist sich sicher, dass Goldberg seit etwa drei Tagen tot ist, so viel konnte er mir schon sagen. Und dass er sich angepinkelt und nicht selbst aufgehängt hat.«
    Wagner kratzte sich wieder am Kinn.
    »Warum hängt einer den Justiziar der IHK in den Reinhardswald und steckt danach seine Wohnung an? Und warum bricht er dazu die Wohnungstür auf, obwohl er doch einfach dem Toten den Schlüssel hätte abnehmen können?«
    »Gute Fragen«, sagte Lenz. »Was ist mit dem Schlüssel, Thilo?«
    »Der Tote im Wald hatte keinen dabei, was aber nicht zwangsläufig heißen muss, dass sein Mörder ihn hat.«
    »Sondern?«
    »Was weiß ich. Vielleicht hat er ihn verloren.«
    Lenz sah ihn fassungslos an.
    »Du kommst auf Ideen …«
    »Weiterhin habe ich schon mit dem einen oder anderen Amt telefoniert. Goldberg war nicht verheiratet und hatte auch keine Kinder, zumindest offiziell nicht. Er war seit sechs Jahren in dem abgebrannten Haus gemeldet, fuhr einen Mercedes und hatte keine Steuerschulden.«
    »Gute Arbeit, Thilo«, sagte Lenz anerkennend. Dann sah er Wagner an.
    »Gib mir einen Namen, damit ich rüber zur IHK gehen und ihnen mitteilen kann, dass sie sich einen neuen Justiziar suchen müssen.«
    »Den Hauptgeschäftsführer kriegt man selten zu sehen, also versuchst du es am besten bei seinem Stellvertreter. Das ist ein Herr Frommert. Waldemar Frommert.«
    »Danke.«
    Lenz verließ mit seinem Assistenten im Schlepptau die Pressestelle und ging zum Treppenhaus.
    »Kommst du mit?«
    »Besser ist das«, antwortete Hain.
     
    Um zur IHK zu gelangen, mussten die beiden Kommissare nur den Bahnhofsvorplatz überqueren. Lenz hob den Kopf und betrachtete die Frontseite des repräsentativen Gebäudes.
    ›Haus der Wirtschaft‹ stand in großen, blau leuchtenden Lettern an der Fassade.
    Durch eine leise aufschwingende Glastür betraten sie die großzügige Halle und nahmen Kurs auf eine etwas zu deutlich geschminkte Mittfünfzigerin, die hinter einem halbrunden Tresen saß und jeden ihrer Schritte mit Argwohn verfolgte. Kurz, bevor die beiden Polizisten sie erreicht hatten, schaltete ihr Gesicht von Misstrauen um auf gespielte Freundlichkeit.
    »Guten Tag, die Herren. Wo wollen wir denn hin?«
    Lenz blieb vor einem Gerät stehen, das etwa zwei Meter neben ihrem Tresen aufgebaut war und auf dem offensichtlich die neuesten Informationen für Besucher und Mitarbeiter zu lesen waren.
    ›Russisches Wirtschaftsforum in Seminarraum 215‹, nahm er erstaunt zur Kenntnis. Dann wandte er sich der Mitarbeiterin zu und hielt ihr seinen Dienstausweis unter die Nase.
    »Paul Lenz, Kripo Kassel. Das ist mein Kollege Thilo Hain. Wir würden gerne mit Herrn Frommert sprechen.«
    »In welcher Angelegenheit?«
    Lenz zögerte kurz und sah auf das kleine Schild an ihrem Revers, das sie als Frau Schiller identifizierte.
    »In einer wichtigen Angelegenheit, Frau Schiller, die wir keinesfalls mit Ihnen hier an der Theke erörtern wollen.«
    Die Frau nahm einen Telefonhörer in die Hand und wählte mit der anderen. Dabei bedachte sie Lenz mit einem tödlichen Blick.
    »Schiller hier, hallo, Herr Frommert. Da sind zwei Herren von der Kripo, die gerne mit Ihnen sprechen würden.«
    Es gab eine kurze Pause.
    »Nein, das wollen sie mir nicht sagen.«
    Wieder lauschte sie der Stimme am anderen Ende.
    »Gut, mache ich.«
    Sie legte den Hörer zurück
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