Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kaltherzig

Titel: Kaltherzig
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
Vom Netzwerk:
das sie so häufig benutzte, dass es wie zu einer Wucherung an ihrem Ohr geworden war - hatte Irina in der Nacht ihres Todes sicherlich bei sich gehabt. Ich fragte mich, ob Landry und seine Leute im Gestrüpp oder im Kanal eine Handtasche gefunden hatten.
    Wenn ich das Handy schon nicht haben konnte, war das nächstbeste die Handyrechnung, die ich in einem Karteikasten aus Plastik unter dem Tisch fand. Ich nahm die letzten beiden Belege heraus, eilte nach unten und machte Kopien davon auf dem Faxgerät in Seans Büro.
    Ich warf einen Blick aus der Scheune, besorgt, Landry könnte in den Hof fahren, obwohl ich es eigentlich besser wusste. Er würde lange am Fundort zu tun haben. Nichts würde ihn drängen, die Wohnung des Opfers schnell zu durchsuchen. Zunächst musste er die Spuren an dem Ort sichern, wo die Leiche abgeladen worden war. Ein Schuhabdruck, eine Zigarettenkippe, eine Waffe, ein gebrauchtes Kondom, irgendetwas, das der Täter weggeworfen haben könnte.
    Landry leitete die Ermittlung. Er würde dort bleiben und jede Einzelheit überwachen. Und er würde sich mit den Medien herumschlagen müssen, denn die Nachrichtenteams hatten inzwischen sicherlich die Witterung des Todes aufgenommen und zum Fundort hinausgefunden.
    Dennoch lief ich eilig nach oben und legte die Belege an ihren Platz zurück. Die Kopien faltete ich zusammen und steckte sie in den Bund meiner Hose.
    Das Knirschen von Reifen in der Einfahrt zog mich ans Fenster - der Hufschmied kam, um ein verloren gegangenes Hufeisen zu ersetzen. Hinter ihm rollte der Lieferwagen von Gold Coast Feed in den Hof.

    Die Welt drehte sich weiter, eine Tatsache, die mir immer als grausam erschienen war. Es gab keinen Moment der stillen Ehrerbietung für die Tote, außer in den Gedanken jener, die sie zurückgelassen hatte.

5
    »Was für eine verdammte Sauerei«, murmelte Landry, während er beobachtete, wie die verschiedenen Teile des Mädchens in einen Leichensack gepackt wurden. Alle schwitzten und schlugen nach Fliegen. Es musste dreißig Grad warm sein, und die Luftfeuchtigkeit war wie eine nasse Decke. Seine Hände schwitzten in den Latexhandschuhen.
    Eine Wasserleiche, die man irgendwo abgeladen hatte, kein Tatort, und Estes war in die Sache verwickelt.
    »Warum war sie hier?«, fragte Weiss mit einem scharfen Unterton in der Stimme.
    »Weil sie jemand hier abgelegt hat«, verstand Landry die Frage des Detective absichtlich falsch. Weiss war eine echte Nervensäge, voller Minderwertigkeitskomplexe, die er durch übermäßiges Muskeltraining bekämpfte. Der Kerl verbrachte so viel Zeit im Fitnessstudio, dass er die Arme nicht mehr richtig anlegen konnte und wie eine aufblasbare Puppe aussah.
    »Ich meinte Estes. Was hatte sie hier verloren?«
    »Sie hat die Leiche gefunden. Wie sich herausstellte, war die Tote eine Kollegin von ihr.«
    »Tatsächlich? Woher wissen wir, dass sie es nicht war?«
    »Sei kein Arsch.«

    »Es gefällt mir nicht, dass sie sich hier herumtreibt«, verkündete Weiss.
    »Sie hat sich nicht darum gerissen, jemanden, den sie kennt, tot in einem Kanal zu finden.«
    »Sie wird Probleme machen.«
    Landry sagte nichts. Weiss hatte recht. Elena würde Probleme machen. Sie würde sich nicht heraushalten und die Detectives ihre Arbeit machen lassen. Sie kannte den Job. Es war auch einmal ihrer, und sie hatte ihn gut gemacht. Irina war ein Mensch gewesen, mit dem sie täglich gearbeitet hatte. Sie würde die Ermordung des Mädchens persönlich nehmen. Wahrscheinlich tat sie bereits in dieser Minute etwas im Namen des Mädchens, das sie nicht tun sollte.
    Sie konnte einen in den Wahnsinn treiben, war schwierig und eingebildet bis dorthinaus. Es ärgerte ihn maßlos, dass er mit ihr zusammen sein wollte. Bis vor Kurzem - das gehörte der Vergangenheit an. Zum Glück waren sie diskret gewesen. Niemand im Büro des Sheriffs wusste, dass sie sich getroffen hatten - jedenfalls nicht mit Sicherheit -, deshalb wusste auch niemand von ihrer Trennung.
    »Hat sie dich angerufen?«, fragte Weiss. »Du warst noch nicht da. Ich war da. Warum kam der Anruf nicht bei mir an?«
    Landry verdrehte die Augen. »Herrgott noch mal. Wurmt es dich, dass du diesen Fall nicht bekommen hast? Wir haben keinen Tatort, keine Spuren, keine Zeugen, keine Verdächtigen, eine Leiche, die von einem Alligator verstümmelt wurde. Du brauchst es nur zu sagen, Weiss. Ich überlasse dir dieses Juwel von Fall. Und du darfst dich auch mit Estes herumschlagen. Sie wird bestimmt mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher