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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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jeden Sonntag die Tribünen des International Polo Club. Vorrunden des Turniers wurden die ganze Woche lang auf den Plätzen gespielt, die sich einer neben dem anderen hinter dem Hauptstadium aufreihen.
    Mir war der Sport flüchtig vertraut, da ich in jenen Tagen, als es mir im Leben vor allem darum ging, meinen Vater wütend zu machen, mit einigen völlig unpassenden Männern ausgegangen war, die ihm anhingen. Polospieler stehen im Ruf, wild, leidenschaftlich, aggressiv, heißblütig und untreu zu sein, und ihre reiterlichen Fähigkeiten beschränken sich nicht auf Polopferde.
    Es gab jede Menge Frauen in Wellington, die glaubten, eine leidenschaftliche, verrückte Affäre mit einem Polospieler sei genau das, was ihrem Leben Würze verlieh. Irina hatte zu ihnen gehört.
    Da ich nicht daran interessiert war, auf die Ankunft Landrys und seines Teams zu warten, stieg ich in den Wagen und fuhr in die Stadt. Ich war immer noch in meiner Reitkluft und roch nach abgestandenem Schweiß und Pferden. Damit würde ich allerdings nicht auffallen. Die halbe Bevölkerung lief während der Wintersaison Tag für Tag so herum.

    Dennoch fühlte ich mich verletzlich und befangen, als würde jeder, der mich ansah, augenblicklich wissen, was an diesem Morgen vorgefallen war. Ich zog mir eine schwarze Baseballmütze über den Kopf, setzte eine dunkle Sonnenbrille auf und betrat die Tackeria.
    Die Tackeria, in einer Einkaufszeile am Wellington Trace gelegen, war ein Laden für Sattelzeug und ein gesellschaftlicher Dreh- und Angelpunkt, wo Pferdefreunde aller Disziplinen ihre grundlegenden Einkäufe erledigten und den neuesten Klatsch austauschten. Der Laden war auf Polo spezialisiert, mehrere Regalreihen waren der Ausrüstung und Kleidung für diesen Sport gewidmet.
    Man kannte mich dort, da ich von Zeit zu Zeit vorbeischaute, um dies oder jenes für Sean mitzunehmen oder für mich selbst eine Reithose zu kaufen.
    Eine der Angestellten hinter der Ladentheke blickte auf und sagte: »Was können wir heute für Sie tun, Elena?«
    So viel zu meiner Verkleidung.
    »Nur eine Frage: Ich muss zu Star Polo fahren und weiß nicht genau, wie ich da hinkomme.«
    »Heute ist Ihr Glückstag«, sagte die Angestellte. »Jim Brody, der Besitzer, ist gerade hinten im Laden.«
    Ich ging zur Rückseite des Ladens, bog aber in einen der Gänge mit Poloausrüstung ab. Zu viele Jahre bei der Drogenpolizei. Ich will immer wissen, in was ich hineinspaziere. Um mich herum waren Unterhaltungen im Gang. Jemand klagte über den Benzinpreis. Eine Frau wollte wissen, ob der Laden ein bestimmtes Handschuhfabrikat führte. Drei Leute besprachen die Prognose für ein verletztes Polopferd.
    »... die Beugesehne der rechten Hinterhand gerissen.«
    Stimme Nummer eins. Kräftig, mit dem Potenzial zum Poltern.
    »Wie lange wird das dauern?« Stimme Nummer zwei. Leiser. Ruhig.
    »Zu lange. Die Saison ist gelaufen für sie.« Stimme Nummer eins wieder. »Vielleicht kommt sie überhaupt nicht mehr zurück.«
    »Was für ein Jammer.« Stimme Nummer zwei.
    »Das Team ist so stark, Sie werden sie gar nicht vermissen.« Stimme Nummer drei. Ein geschmeidiger, spanischer Akzent.
    »Barbaro hat eine Menge Treffer auf ihr erzielt.« Stimme Nummer zwei.
    »Barbaro würde selbst auf einem Esel treffen.« Nummer eins.
    Ich ging zum Ende des Gangs und sah mir die drei an, während ich so tat, als würde ich Pferdehalfter betrachten. Ein kräftiger Typ mit rotem Gesicht und einem Tommy-Bahama-Hemd. Fünfzig noch was, grauhaarig, musste gut ausgesehen haben, als er noch zwanzig Kilo leichter war. Dann ein hochgewachsener, schlanker Mann in Jeans und Jeanshemd mit einem schmalen Gesicht, das aussah, als wäre es aus altem Leder geknautscht. Und ein adretter, braungebrannter Mann in einer Khakihose mit Bügelfalte und einem rosa Polohemd mit hochgeschlagenem Kragen. Das schwarze Haar war nach hinten gegelt. Gut aussehend. In den Fünfzigern. Wahrscheinlich Argentinier. Sehr weiße Zähne.
    Der hochgewachsene Mann arbeitete hier hinten, reparierte Ausrüstung, passte Sättel an. Ich hatte ihn schon verschiedentlich bei meinen Besuchen im Laden gesehen,
wusste aber nicht, wie er hieß. Damit musste Tommy Bahama der Eigentümer von Star Polo sein: Jim Brody. Er war auf keinem von Irinas Partyfotos. Der dritte Mann war auf einem der Bilder im Hintergrund zu sehen gewesen, wie er lachte und ein Glas Champagner erhob, an seiner Seite eine süße Blondine von etwas über zwanzig.
    Brody schlug dem
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