Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kaltherzig

Titel: Kaltherzig
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
Vom Netzwerk:
dem größten Vergnügen mit dir zusammenarbeiten.«

    »Ich will den Fall nicht«, sagte Weiss. »Ich meine ja nur. Der Anruf kam nicht über die offiziellen Kanäle.«
    »Tja, du kannst mich ja verpetzen«, sagte Landry sarkastisch und ging zu einem Mitarbeiter der Spurensicherung, der einen Gipsabdruck von der Schuhspur am Ufer machte, die ihm Elena gezeigt hatte.
    »Warum hat sie dich angerufen?«
    Landry sah ihn an. »Was ist los mit dir? Sie hat mich angerufen, weil sie mich kennt. Wenn du einen Freund von dir tot auffinden würdest - vorausgesetzt, du hast welche -, wen würdest du anrufen? Du würdest jemand anrufen, den du kennst. Du würdest nicht das Risiko eingehen, an den ersten inkompetenten Trottel zu geraten, der gerade im Dienst ist.«
    Weiss plusterte sich auf. »Nennst du mich inkompetent?«
    »Ich nenne dich eine Nervensäge. Halt einfach zur Abwechslung mal den Mund und konzentriere dich auf die Arbeit. Du benimmst dich ja wie eine eifersüchtige Frau, verdammt noch mal.«
    Der Schuhabdruck. Landry schaute zu ihm hinunter. Vielleicht gehörte er zu ihrem Täter. Vielleicht gehörte er zu irgendeinem Hinterwäldler, der vor einer Woche sein altes Motoröl im Kanal entsorgt hatte. Er sagte ihnen nichts, war nichts, worauf sie aufbauen konnten. Der Gipsabdruck würde ihnen erst dann etwas nützen, wenn sie einen Verdächtigen hatten und einen Durchsuchungsbefehl bekamen, um einen Blick in den Schuhschrank des Kerls zu werfen.
    »Sieht aus wie ein Stiefel«, sagte der Mann von der Spurensicherung, ohne aufzublicken. »Ein Arbeitsstiefel, vorn
rund. Ein Blundstones oder etwas in der Art, mit mitteltiefem Profil.«
    »Machen Sie die Reifenabdrücke ebenfalls?« Oder was man so nennen mochte. Ein paar Rillen in dem pulvrigen Muschelkalk auf der anderen Seite des Kanals. Ein Windstoß würde sie fortwehen.
    »Grant ist auf dem Weg. Sie beherrscht diese fragilen Spuren besser.«
    Landry stemmte die Hände in die Hüften und sah sich um. Sie hatten das gelbe Absperrband von seinem Wagen bis zum Ufer über die Straße gespannt. Hinter der Absperrung stauten sich grün-weiße Streifenwagen, Zivilfahrzeuge, der Kombi des Leichenbeschauers. Dahinter verstopften die Vans von Nachrichtensendern die einzige Zufahrt zu diesem abgelegenen Scheißflecken noch zusätzlich.
    Die Reporter waren fast so schnell am Schauplatz eines Todes wie die Geier, und sie waren genauso hungrig und laut. Eine Leiche? Ihr Lieblingsfressen. Allzu viele bekamen sie in Wellington und Umgebung nicht serviert, auch wenn die Statistik jedes Jahr ein wenig stieg. Die Gegend verzeichnete ein schnelles Wachstum. Ständig wurde gebaut. Und mit dem Zufluss von Menschen nahmen auch alle möglichen Probleme zu, einschließlich Verbrechen.
    »Die Eingeborenen werden unruhig«, sagte Weiss und deutete mit dem Kopf auf die anwachsende Zuschauerschar.
    »Der Teufel soll sie holen.«
    »Hey, Landry«, rief ein anderer Detective von einer Stelle weiter oben am Kanal, die ein bisschen vom Ufer entfernt im Gestrüpp lag. »Ich hab hier was. Eine Handtasche.«

    Die Tasche war klein, zylindrisch, goldfarben, mit Rheinkieseln besetzt. Landry machte ein Foto von ihr mit seiner Digitalkamera. Der Fotograf der Spurensicherung schoss ein halbes Dutzend Aufnahmen aus verschiedenen Höhen und Winkeln. Einer seiner Kollegen maß die Entfernung der Handtasche zu der Stelle, wo die Leiche gefunden wurde, und von der Tasche zum Stiefelabdruck.
    Als der Fundort mit einem Fähnchen markiert war, hob Landry die Handtasche auf und öffnete sie. Ein kirschroter Lippenstift, eine Puderdose, eine Gold Card von American Express, drei Zwanziger, zwei Kondome.
    »Ich schätze, wir können Raub als Motiv ausschließen«, sagte Weiss laut genug, damit ein, zwei Reporter auf der anderen Seite des Kanals aufmerksam wurden.
    Landry sah ihn an. »Junge Mädchen enden nie in Kanälen, weil sie zu viel Geld mit sich herumschleppen.«
    »Ich meinte ja nur.«
    Weiss meinte immer nur. Jeder Gedanke, der dem Mann durch den Kopf ging, wurde postwendend laut geäußert.
    »In der Tasche ist kein Führerschein«, sagte Landry. »Und kein Handy.«
    »Haitianer stehlen in letzter Zeit Handys«, sagte Weiss. »Sie betreiben es bandenmäßig. Mein Schwager bekam eine Rechnung von Verizon, die siebenundzwanzig Seiten lang war. Anrufe in Simbabwe, der Ukraine, auf der ganzen Welt. Das Weiteste, wohin er selbst je telefoniert hat, war seine Mutter in Queens.
    Vielleicht sind ihr ein paar Haitianer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher