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KALTHERZ

KALTHERZ

Titel: KALTHERZ
Autoren: Irmgard Schürgers
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Sommer hatte a l lerdings den Vorteil, dass man in guter Luft unter alten Bäumen sitzend die Frankfurter Spezialitäten und den wir k lich guten Apfelwein genießen konnte. Im Winter wurde es eng im Schankraum an den alten blankgeputzten Hol z tischen, und der Geräuschpegel schwoll entsprechend an. Katja hoffte, die Tablette würde bald wirken, sie hatte i m mer noch Kopfschmerzen. Aber sie freute sich jetzt doch, einen Abend mit den Freunden zu verbringen. Das brachte sie auf andere G e danken.
    Sie fachsimpelte gerade mit Brigitte über das beste R e zept für grüne Soße, denn die hatten beide bestellt, als sie jemand an der Schulter zupfte. Hinter ihr stand ein Kollege von der Sitte. Er trug eine Motorrad-Lederjacke. Ihr fiel nicht mehr ein, wie er hieß, es war ein polnisch klingender Name, das wusste sie noch. Sie merkte, wie sie nervös wu r de. Er grinste sie an.
    „Hallo, so sieht man sich wieder. Wie geht’s denn so? Machst ja Ka r riere, was man so hört.“
    Sie versteifte sich innerlich. Was wollte der Typ? Wieso wurde sie immer u n sicher, wenn diese Machotypen sich produzierten?
    „Ich mache meine Arbeit“, antwortete sie kurz und wollte sich wieder ihren Freunden z u wenden.
    „Willst du uns nicht vorstellen?“, mischte sich Jochen ein. Sie hätte ihn umbringen können.
    „Ein Kollege von der Sitte, das sind Brigitte, Ulli und Jochen“, stellte sie lustlos vor.
    Ulli fragte ihn, ob er sich zu ihnen setzen wolle. Mit e i nem Rest von Anstand lehnte Grabowski – jetzt war ihr der Name endlich ei n gefallen – ab.
    „Nein danke, ich sitze da hinten auch mit Freunden, wollte nur mal hallo sagen.“ Sein Grinsen wurde a n züglich. Oder kam es Katja nur so vor?
    „Übrigens, ermittelst du nicht in einem Fall mit B e hinderten?“, fragte Grabowski unvermittelt. Katja war ve r blüfft. Was wollte er? In ihren neuen Job reinpfuschen? Hatten ihr die Kollegen im alten Job nicht genug zugesetzt mit ihren Zoten, ihren Anzüglichkeiten? Wenn sie nur da r an dachte, wie sie sich daran au f gegeilt hatten, wenn es ihr zuviel wurde, wenn sie gegen ihren Willen rot wurde. Ger a de das hatte sie offenbar weiter angefeuert, noch ordinärer zu reden und unappeti t liche Details ihrer Arbeit  genüsslich auszuwalzen. Sie hatte sich davon nicht unte r kriegen lassen wollen, es war ja lächerlich. Dann kam das Gerücht auf, sie habe Spesen zu ihren Gunsten a b gerechnet. Es konnte nie aufgeklärt werden, wer von ihren ‚netten’ Kollegen die B e hauptung in die Welt gesetzt hatte. Sie spürte noch heute das demütigende Gefühl, sich vor ihrem Chef rechtfertigen zu müssen. Das war für sie der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Sie hatte endgültig die Freude an der Arbeit in dieser Abteilung verloren. Und das nahm sie jedem Einze l nen von ihnen bis heute übel.
    „Was soll das, was hast du für ein Interesse daran?“
    „Wir sind vor einiger Zeit von einem Kinobesitzer g e rufen worden. Ein geistig Behinderter hatte sich mit einer geistig b e hinderten Frau einen Film angesehen. Die Frau ist auf die Toilette gegangen und dort hat ein Typ versucht, sie zu ve r gewaltigen. Die Frau hat laut geschrien, dadurch wurden die anderen Zuschauer aufmerksam und wir wu r den gerufen. Es ist nichts weiter passiert. Das Kino war ü b rigens ein Porn o kino.“
    „Kannst du mir die Unterlagen dazu mal in mein Büro schicken?“
    „Klar doch, ich kann sie auch persönlich vorbe i bringen“, grinste er sie an.
    „Schicken reicht.“ Sie wollte endlich von dem Kerl e r löst werden. Aber Bärbels Worte waren in ihrem Gedäch t nis au f geblitzt bei dem Bericht von Grabowski.
    „Hast du Namen und Daten im Kopf von dem Vo r fall“, fragte sie ihn.
    „Nein, weiß ich nicht mehr, aber steht ja alles im B e richt. Du hast ihn in Kürze.“
    Mit einem letzten öligen Grinsen und lässiger Han d bewegung schob er sich durch die engen Tischreihen zu seinen Freunden in einer der hinteren Ecken des Raums.
    „Was für ein unsympathischer Typ“, schrie ihr Jochen ins Ohr, denn es war gerade wieder besonders laut g e worden. Am Nachbartisch hatte sich eine erregte Di s kussion über die jüngsten Benzinpreise entspo n nen.
    „Sei froh, dass du die Abteilung gewechselt hast.“ Er legte den Arm um sie. Der Wirt kam und brachte ihr Essen.

Kapitel 10
     
     
     
     
     
     
     
    „Ich kann wie eine Kletterwand-Eule schweben. An der Klette r wand kann ich mich hochtürmen. Wie ein Engel bin ich
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