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KALTHERZ

KALTHERZ

Titel: KALTHERZ
Autoren: Irmgard Schürgers
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gefunden, sich in Ruhe zu unterhalten. Sie konnte ihm von ihren Zweifeln erzählen, aber auch von ihren vielfältigen und ü berraschenden Eindrücken im Wohnheim. Er hatte ihr zugehört, konnte aber nicht nachvol l ziehen, was sie an diesem Fall so faszinierte. Er konnte keinen „Fall“ e r kennen, und ihre Erzählung über die Heimbewohner mit ihren Eige n heiten, ihren vielfältigen Begabungen und ihrer Spontane i tät waren in seinen Augen kein Grund, weiter zu ermitteln, wenn es sich doch um einen – wenn auch b e dauerlichen – E r frierungstod handelte.
    Männer und ihre Ratio. Oder hatte er Recht? Verrannte sie sich in etwas, nur um dem Team zu b e weisen, dass sie eine fähige Kollegin war?
    Sie stand vor der Kaffeemaschine, wartete darauf, dass der Kaffee endlich durchgelaufen war, ihre einzige Rettung heute morgen. Sie betrachtete sich in dem kleinen Spiegel, der an der Wand hing. Ihre Augen sahen müde aus. Mit i h rem schmalen Gesicht und den dun k len langen Haaren war sie nicht unattraktiv, sie wirkte erst auf den zweiten Blick. Das war ihr ganz recht. Sie hasste zu viel Aufmer k samkeit. Sie musste an ihre vorherige Arbeitsstelle bei der Sitte de n ken. Die ewigen Zoten und Anzüglichkeiten der Kollegen waren ihr mehr und mehr zuwider geworden. Und als die Stelle beim K 1 frei geworden war, hatte sie alles dara n gesetzt, sie zu b e kommen.
    Sie zuckte zusammen. Burkhardt Stemmler war gerade reingekommen. Seinem Gesicht s ausdruck nach zu urteilen, musste er auch Kopfschmerzen haben.
    „Morgen, Frau Lehmann. Was ist denn nun mit Ihrem Bericht? Wir haben einen Toten, aber ich bin bisher in ke i ner Weise informiert worden, wie weit Sie gekommen sind.“
    Er kam auf sie zu und fixierte ihr Gesicht. Katja hasste es, wenn Leute ihr zu nahe kamen, aber zurüc k weichen konnte sie ja schlecht, vie l leicht würde er das übel nehmen?
    „Herr Stemmler, ich war sowohl Freitagabend als auch am Samstag in dem Behinderte n wohnheim Jakob-Rohmann-Haus, um mir ein Bild zu machen. Sie werden meinen Bericht noch heute morgen b e kommen.“
    „Sie waren am Samstag noch mal vor Ort?“, fragte Stemmler erstaunt. „Was haben Sie sich davon ve r sprochen? Wie ich von Professor Hoffmann gehört habe, ha n delt es sich um Tod durch Erfrieren, und ich denke, wir können den Fall damit zu den Akten legen. Aber dazu brauche ich auf jeden Fall Ihren Abschlussbericht.“
    „Sie wollen den Fall abschließen?“, fragte Katja u n gläubig. „Aber es gibt etliche Ungereimtheiten, der Tote Lothar Meyer hatte immerhin Alkohol und ein Barbiturat im Blut, wofür wir bisher keine Erklärung h a ben.“
    „Laut Professor Hoffmann hat das nicht ursächlich zum Tode geführt, was sollen wir also für einen Fall haben, bi t teschön? Ich erwarte Ihren Bericht. Wir haben genug A r beit und müssen uns nicht sinnlos mit diesem Erfrierung s tod aufhalten.“
    Damit verließ er das Zimmer so missmutig, wie er g e kommen war.
    Peter Pfaff hatte den letzten Teil des Wortwechsels mi t bekommen, als er das g e meinsame Büro betrat.
    „Tut mir leid für dich, aber ich habe dich gewarnt, Stemmler macht bei so was immer kurzen Prozess. Er will Fakten, sonst legt er den Fall zu den Akten. Hm, reimt sich sogar“, feixte er.
    Katja reichte es und sie flüchtete sich auf die Toilette. Da war sie hoffentlich einen Moment alleine. Sie hatten ja recht. Jochen hatte sie gewarnt, Peter Pfaff hatte sie g e warnt, nur sie selbst glaubte, dass sie es nicht mit einem simplen E r frierungstod zu tun hatte. Aber was half ihr das Gefühl, wenn sie nichts beweisen konnte. Und was wollte sie b e weisen? Wer hätte ein Motiv gehabt, Lothar Meyers Tod zu wollen oder ihn zumindest billigend in Kauf zu nehmen? Die Fragen zu dem geschlossenen Fenster rumo r ten in ihrem Kopf.
    Aber sie konnte den Morgen nicht auf der Toilette ve r bringen. Als sie zurück in ihr Büro kam, rief ihr Pfaff en t gegen, sie solle Professor Hoffmann zurückrufen. Neue Hoffnung keimte in Katja auf.
    „Hat er was gesagt, warum ich ihn anrufen soll?“, fragte sie Pfaff.
    „Nein, nichts, nur, dass du zurückrufen sollst.“
    Sie wählte rasch seine Nummer und er hob beim zwe i ten Klingeln ab.
    „Hallo, Professor Hoffmann, gibt’s was Neues in uns e rem Fall?“
    „Tatsächlich, es gibt noch was Neues, Frau Kolleschin, aber es wird Ihne net viel weiterhelfe“, war seine wenig vielversprechende Antwort. „Die Obduktion is jetzt a b geschlosse und dabei simmer auf Fissuren im
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