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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt
Autoren: Colin Forbes
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weiß nie, woran man bei ihm wirklich ist.«
    »Haben Sie eine Idee, weshalb die Typen in dem Cadillac Sie abknallen wollten?«
    »Klar. Ich weiß zu viel. Ich habe einer Menge Leute unangenehme Fragen gestellt. In Washington wird irgendeine große Operation geplant. Ich bin leider noch nicht dahinter gekommen, was für eine.« Newman hatte das Gefühl, daß Dillon das Reden hörbar anstrengte. Der Amerikaner schien sich langsam einem Zustand totaler Erschöpfung zu nähern, weshalb Newman ihn erst einmal mit weiteren Fragen verschonte. Nachdem sie die schmale Landstraße eine Weile lang gefahren waren, ohne einem anderen Fahrzeug zu begegnen, tauchte im Licht der Scheinwerfer ein Ortsschild auf. PARHAM.
    »Das hier ist ein altes Dorf«, bemerkte Newman.
    »In Suffolk gibt es auch noch eins mit demselben Namen, glaube ich. Gute drei Meilen nördlich von hier befindet sich ein hervorragendes Hotel, das Chilston Park. Tweed hat dort gewohnt, als.« Er brach mitten im Satz ab, schaltete auf Abblendlicht um und trat auf die Bremse. Sie kamen gerade um eine Kurve.
    »Sehen Sie mal, wer da vor uns fährt«, sagte er. »Der weiße Cadillac.«
    »Haben Sie eine Waffe, die Sie mir leihen können?«, sagte Dillon, der sofort wieder hellwach war. »Ich habe nur meine normale .38er Smith and Wesson bei mir, und die kann ich Ihnen nicht geben. Ich möchte hier draußen auch keine Schießerei anfangen.«
    »Aber die Typen in dem Cadillac werden uns bemerken.«
    »Das bezweifle ich. Ich habe so etwas schon öfter erlebt. Wenn man einen Wagen, den man verfolgt, verloren hat, konzentriert man sich meistens nach vorn und schaut nur selten nach hinten. Ich frage mich allerdings, wo die hinwollen.« Selbst zu dieser späten Stunde war noch Licht in den Fenstern der Restaurants und Kneipen von Parham zu sehen. Der Cadillac fuhr langsam eine schmale Straße zwischen weißen Holzhäusern entlang. Newman kannte die Ortschaft und wußte deshalb, daß sie, wie viele andere Dörfer dieser Gegend, schachbrettartig angelegt war. Draußen auf dem Land hatte noch ein starker Wind geweht, der jetzt aber von den Häusern abgehalten wurde. »Sieht aus, als wären sie an ihrem Ziel angekommen«, sagte Dillon, als der Cadillac vor ihnen abbog. »Würde mich interessieren, was das für eins ist«, murmelte Newman. Die kleinen, nur in großen Abständen von alten Laternen erleuchteten Straßen von Parham waren menschenleer. Newman und Dillon folgten dem Cadillac vorsichtig auf einen kleinen Platz. Als die Amerikaner dort in eine schmale Straße abbogen, brachte Newman den Mercedes zum Stehen.
    »Das ist eine Sackgasse. Die weitere Verfolgung machen wir lieber zu Fuß.«
    »Verdammt kalte Nacht«, bemerkte Dillon, als er draußen auf dem Kopfsteinpflaster stand.
    »Stimmt, aber wenn man so müde wie Sie ist, kommt einem gleich alles noch viel kälter vor. Mal sehen, wo die Kerle wohl angehalten haben.« Newman ging voraus und spähte um die Ecke auf einen weiteren, noch kleineren Platz. Der Cadillac stand vor einem großen Tor, das keinen Blick auf das Anwesen dahinter gestattete. Zu beiden Seiten des Tors befand sich eine vier Meter hohe Ziegelmauer. Aus dem Fahrerfenster des Wagens erschien eine Hand, worauf die beiden Torflügel geräuschlos nach innen schwangen. »Haben Sie das gesehen?«, flüsterte Newman Dillon zu, der ihm über die Schulter blickte.
    »Der Fahrer hat eine Fernbedienung, um das Tor zu öffnen.« Die beiden Männer beobachteten, wie der Cadillac langsam eine sanft geschwungene Auffahrt entlangfuhr, an deren Ende ein großes, düsteres Steingebäude mit Türmchen stand. Die Fensterläden waren geschlossen, und auch sonst war kein Anzeichen dafür zu entdecken, daß das Haus bewohnt war. Dann aber ging die Eingangstür auf, und ein gelblicher Lichtschein fiel auf die Zufahrt. Gleich darauf schloß sich das Tor wieder und entzog das Haus den Blicken der beiden Männer.
    »Das sollten wir uns doch mal etwas genauer ansehen«, sagte Newman. Vorsichtig schlichen er und Dillon sich auf den kleinen, an allen Seiten von hohen Mauern umgebenen Platz. Newman gab Dillon ein Paar Handschuhe und bedeutete dem vor Übermüdung und Kälte zitternden Amerikaner, er solle sie anziehen. Dann zog Newman aus seinem Mantel eine Taschenlampe hervor und ging auf die Mauer zu, hinter der der Cadillac verschwunden war. Das Tor war eine massive Konstruktion aus Eisenblech, die es unmöglich machte, einen Blick ins Innere des Grundstücks zu werfen. Auf einem
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