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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt
Autoren: Colin Forbes
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habe ich nicht eine Sekunde geschlafen, weil ich ständig die anderen Passagiere im Auge behalten mußte.«
    »Wieso kommen Sie aus Montreal?«
    »Weil die Maschinen von Washington nach London überwacht werden.«
    »Wer verfolgt Sie denn?«
    »Eine halbe Armee. Aber das erzähle ich Ihnen alles, wenn wir bei Tweed sind.«
    Als sie an der Victoria Station angelangt waren, bezahlte Paula den Fahrer und ging, gefolgt von Dillon, in die Bahnhofshalle, in der nur ein alter Penner war, der auf einer Bank saß und aus einer Bierflasche trank. Trotzdem schaute sich Paula sorgfältig nach allen Richtungen um, bevor sie den Amerikaner wieder nach draußen führte. »Warum machen wir das?«, sagte Dillon. »Ich wollte sichergehen, daß unser Taxi auch wirklich weg ist. Ich habe vorhin gesehen, wie schon der nächste Fahrgast eingestiegen ist. Jetzt nehmen wir ein anderes Taxi und lassen uns zur Park Crescent bringen.«
    Dillon hatte einen Kamelhaarmantel an und trug einen großen Aktenkoffer bei sich. Er war Ende vierzig und kam Paula mit seinen breiten Schultern, seinem markanten Gesicht und seinem kampflustig vorgereckten Kinn immer wie ein typischer Quarterback vor. Während der Fahrt saß er schweigend neben ihr. Paula spürte, daß er am Ende seiner Kräfte war. Auch sie sagte nichts, schaute aber häufig aus dem Rückfenster, ob ihnen vielleicht der weiße Cadillac folgte, was glücklicherweise aber nicht der Fall war. In der Park Crescent angelangt, gab sie dem Fahrer ein großzügiges Trinkgeld und führte Dillon dann zu einer schweren Tür, neben der auf einem auf Hochglanz polierten Messingschild General & Cumbria Assurance zu lesen war. »Ist Tweed da?«, fragte sie George, den Wachmann, der hinter der Empfangstheke in der Eingangshalle stand. »Ja. Bob Newman ist bei ihm.«
    »Rufen Sie doch bitte Monica an und sagen Sie ihr, daß wir auf dem Weg nach oben sind. Mein Begleiter ist Cord Dillon.«
    »Ah, Mr. Dillon, ich erinnere mich gut an Sie«, sagte George.
    »Und ich erinnere mich an Sie«, knurrte der Amerikaner. »Sie sind ein ganz scharfer Hund.«
    »Man merkt, daß Sie gestreßt sind«, meinte Paula, während sie die Treppe hinaufstiegen. Sie öffnete die Tür zu dem Büro im ersten Stock und sah Tweed mit hinter dem Nacken verschränkten Armen in seinem Drehstuhl sitzen. Der Stellvertretende Direktor des SIS, ein Mann in mittleren Jahren von durchschnittlicher Größe, musterte Dillon eindringlich durch seine Hornbrille. Tweed verfügte über etwas, was in seinem Job einen unschätzbaren Vorteil darstellte: Er war so unauffällig, daß nur die wenigsten Leute, die ihn einmal gesehen hatten, sich später an ihn erinnern konnten. Er stand auf und gab seinen Besuchern die Hand, bevor er Dillon den Stuhl vor seinem Schreibtisch anbot. »Sie sehen ziemlich mitgenommen aus, Cord.«
    »Das bin ich auch. Aber darüber reden wir am besten, wenn ich den Kopf wieder klar habe.«
    »Erinnern Sie sich noch an Monica?« Dillon drehte sich nach der kleinen, etwas ältlich wirkenden Frau um, die hinter einem Tisch mit Faxgerät, Computer und mehreren Telefonen saß. Monica, die seit vielen Jahren Tweeds Sekretärin war, hatte das graue Haar zu einem strengen Knoten zusammengebunden.
    »Aber natürlich! Hallo, Monica, wie kommt’s, daß Sie immer noch für dieses Monstrum arbeiten?«
    »Guten Abend, Mr. Dillon. Wollen Sie eine Tasse Kaffee?«, sagte Monica ungerührt und stand auf.
    »Mit Milch oder Zucker?«
    »Schwarz, bitte«, brummte Dillon.
    »So schwarz, wie ich für Ihr schönes Land sehe. Ich fürchte, in nächster Zeit kommt eine Menge auf Sie zu.«
    »Was denn zum Beispiel?«, fragte Bob Newman. Der bekannte Journalist, der viele Jahre als Auslandskorrespondent tätig gewesen war, hatte ein schiefes Lächeln auf seinem kräftig wirkenden Gesicht. Der blonde Mann war Mitte vierzig und fand mit seiner Größe von einem Meter achtzig und seinem gut durchtrainierten Körper viel Anklang bei den Frauen, was er aber nur gelegentlich ausnützte. Tweed zählte Newman, der ihm in vielen gefährlichen Situationen zur Seite gestanden hatte, schon lange zu seinen engsten Mitarbeitern. »Hi, Bob«, sagte Dillon.
    »Lange nicht gesehen.« Er wartete etwas, bevor er Newmans Frage beantwortete.
    »Was auf Sie zukommt, ist zum Beispiel eine ganze Meute von bezahlten Killern, die auf verschlungenen Wegen in Ihr Land geschleust werden. Alles Vollprofis.«
    »Wie sollen diese verschlungenen Wege denn aussehen?«
    »Einer der
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