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Kaltgeschminkt (German Edition)

Kaltgeschminkt (German Edition)

Titel: Kaltgeschminkt (German Edition)
Autoren: Rona Walter
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und körperlich, was der Blutfee eine ebenso jammervolle Zeit beschert. Denn um zu überleben muss sie das unvermeidliche tun: Sie muss Blut aufnehmen. Und nein, es ist nicht möglich einen Penner nach dem anderen oder den verhassten Chef zu kidnappen und stattdessen ausbluten zu lassen. Sie sind doch verrückt… es würde der Lhiannan Sidhe nicht bekommen.
    Es geht das Gerücht, dass sie nur sichtbar werden, wenn sie ihr Opfer kontaktieren und sich ansonsten in Schatten und Nebel aufhalten. Ich denke, diesen Irrglauben muss ich nicht extra kommentieren …
    Ein weiterer „Zauber“ ist ihr dunkle Herkunft. Wie eine wilde Pflanze tauchen sie auf, wann immer sie das Erdreich satt haben. Sie bringen ihre unerschöpfliche Muse aus ihrem meist Jahrhunderte alten Wissen und nehmen menschliches Blut dafür. Ein fairer Tausch für jeden, der erfolgsgeil genug ist. Und bekanntlich sterben ja die Besten jung.
    Ich hoffe, Sie vergleichen die Lhiannan Sidhe nicht mit dem gemeinen Sukkubus . Sie würden beide Damen nur kränken und zu Zänkereien animieren.
    Nun, ich denke Sie haben das Prinzip einigermaßen verstanden. Und auch falls die Sidhe in ihrem Kopf keinen Platz haben, fort sind sie deshalb noch lange nicht.
    Ihr Harris McLiod
    P.S. Sparen Sie sich die Suche nach altem Krähengefieder oder ekelhaftem Grünzeug, das nur an speziellen Tagen wächst. Das ist Aberglaube.
    Fall Sie unbedingt einen Rat hören wollen, wie man die Aufmerksamkeit der Feen umgeht: heben Sie nur keinen herabgefallenen Apfel auf, der in Ihrem Weg liegt, und bevor sie einen „Maulwurfshügel“ eintreten, halten Sie zuvor noch einmal zerebrale Rücksprache. Diese Dinge schätzen sie nämlich nicht sonderlich.

Zuerst
    Monster sind allgegenwärtig. In unserer Welt und in der, die danach kommt. Jene, die Offensichtlichen, die sich zeigen, wenn man ihnen in die gelben, blutunterlaufenen Augen sieht, während dir Speichel und altes Blut von triefenden Zähnen mit einem scharfen Fauchen ins Gesicht regnen. Gesegnet seien sie – obwohl ich sicher nicht gläubig bin! Nicht mehr. Denn ihrer Bestienartigkeit ist man doch recht zweifelsfrei gewiss. Jedoch solche, die man in seinen Armen willkommen heißt, deren sanften Rat man beherzigt, wenn sie sich dir in vertraulichem Tonfall entgegen neigen und verschwörerisch wispern »... zwischen uns beiden, Alter, als dein Freund...« , die man versorgt, um die man bangt und welche man bewundert, anstatt sie zu beneiden.
    Halten Sie sie auf!
    Töten Sie sie!
    Denn nur vor den Ehrlichen sollte man sich fürchten und so gut als möglich schützen. Sie zerreißen ihre tadellose Maske der Freundlichkeit geschickt mit zwei Fingern, während Sie noch in deren warmem Lächeln tauchen wie in dunklem, ruhigem Wasser. Doch sobald es Wellen wirft und sich die Algen der Verblendung teilen, erhaschen Sie einen kurzen, schmerzhaften Blick auf den grienenden Allesfresser dahinter.
    Schade, dass es dann bereits zu spät für Sie ist …
    Hier (un)ruht
    (In ewiger Schmach)
    Harris McLiod.
    Beratungsresistenter Frevler
    &
    erfolgloser Selbstmörder.
    Möge seine Seele eines Tages der Hölle entsteig(…)
    Selbstvergessen dämmere ich über dem Grabstein des bedauernswerten jungen Mannes, der ich selbst bin. Auf einem vergilbten Stück edlem Briefpapier habe ich diese Gravur eigenhändig verfasst, in einem Rauschcocktail aus Drogen und Absinth.
    Meißel und Spatel liegen mir heute schwer in den Händen. Ich fertige meine Grabsteine, Grabplatten oder die Holzkreaturen in Engelsgestalt oder Kruzifix-Form alle selbst. Ebenso die Stoffe und Tinkturen. Die Chemikalien kommen von einem ganz auserlesenen Chemielaboranten eigens aus London. Und wenn er nicht liefern kann, lehne ich auch den einen oder anderen Auftrag ab. Ebenso, wenn ich krank bin oder einen Rausch von den mehr als gelegentlichen Zechen im Pub um die Ecke habe. Leider bin ich ebenso exzentrisch wie gesellschaftlich verarmt. Ich brauche keine Gesellschaft um mich. Bekanntschaften, die man mit einem Kopfnicken abfertigt, reichen mir völlig.
    Daher habe ich vor einigen Jahren ein eigenes Bestattungsunternehmen in dieses düstere, verstaubte Anwesen verlegt, hinein in das ländlichen Taynuilt mit seiner Eisen- industrie und somit in eine so gottverlassene Provinz, von wo aus man zum nächsten Pub eigens einen fahrbaren Untersatz benötigen würde – ich hingegen laufe gern die paar Kilometer, da ich mir solcherlei weder leisten, noch in betrunkenem Zustand damit fahren
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