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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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verscherzen. Daran änderte auch der Umstand nichts, dass niemand Regionaldirektor Heller ausstehen konnte. Es lebe die Hierarchie! Selbst Grete Berger hatte mir an der Kasse peinlich berührt zugenickt. Dabei war sie es doch gewesen, die die Sache ins Rollen gebracht hatte.
    Nach einer Menge langweiliger Routinearbeit in der Redaktion hatte ich mich auf einen friedlichen Abend zu Hause gefreut. Keine Premierenfeiern, keine Eröffnung irgendeiner angeblich gesellschaftlich relevanten Ausstellung, nicht einmal eine Party mit so hohem Promi-Faktor, dass meine berufliche Anwesenheit verlangt wurde, auch keine privaten Verabredungen. Oskar erstickte nahezu in Aufträgen, und mir war es ganz recht, wenn wir nicht jeden Abend gemeinsam verbrachten. Das hält eine Beziehung lebendig. Alltag und Routine sind meine Sache nicht. Vielleicht aber hatte ich auch nur davor Angst, dass unsere Beziehung für mich allzu selbstverständlich werden könnte. Was, wenn sich dann herausstellte, dass sie es doch nicht war? Die Verletzung könnte tief gehen. Oskar war mir Schritt für Schritt sehr nahe gekommen. Näher als Joe Platt, sein Vorgänger. Das war eine der lockeren Beziehungen à la Valensky gewesen, allerdings hatte ihr auch einiges gefehlt. Ich keuchte die Stufen zu meiner Wohnung nach oben und beschloss, mutiger zu werden. Beziehungsmutiger. Dafür war eine andere Art von Mut notwendig, als dazu, immer wieder die Nase in fremde Angelegenheiten zu stecken. Wobei ich, anders als Vesna, Gefahren ohnehin gerne aus dem Weg ging. Von einem Supermarktregal würde ich mich jedenfalls nicht erschlagen lassen.

5.
    Ich hatte nur einkaufen gehen wollen. Keine Fragen stellen, über nichts weiter nachdenken als darüber, ob ich Fleisch oder Fisch nehmen sollte. Aber dann kam, kaum dass ich meinen Einkaufswagen den ersten Gang zur Hälfte hinaufgelenkt hatte, der Filialleiter auf mich zu. Üblicherweise grüßte er mich freundlich, ich war eben auch eine gute Kundin. Diesmal jedoch zeigte seine Miene nur wenig professionelle Freundlichkeit, dafür viel Unsicherheit und eine Spur Autorität.
    »Feinfurter, mein Name, Feinfurter.«
    Ich nickte. »Valensky.« Ich war gespannt.
    »Ich weiß. Selbstverständlich weiß ich. Man hat mich ersucht, mit Ihnen zu reden.«
    Für einen Moment dachte ich, Grete Berger oder die rote Karin hätte ihn dazu gebracht, mir seine Sicht der Vorfälle zu schildern. Herzlichen Dank, aber es war zu spät. Kein Interesse mehr.
    »Die Geschäftsführung lässt Ihnen mitteilen, dass Medienkontakte, dass Medienkontakte nur von der Medienabteilung aufgenommen werden dürfen. Ich hoffe, Sie verstehen das nicht falsch …«
    »Ich kaufe hier ein. Das ist kein ›Medienkontakt‹.«
    »Sie haben bei meinen Leuten herumgefragt. Das meine ich. Man hat mir berichtet, Sie hätten herumgeschnüffelt, verzeihen Sie den Ausdruck.«
    »Ich habe mir erlaubt, mich für ihre Arbeit zu interessieren. Mich interessiert eben, wie die Leute leben und arbeiten, mit denen ich fast täglich Kontakt habe.«
    »Entschuldigen Sie, wenn man das nicht ganz glauben kann. Unsere Geschäftsführung hat eben ihre Erfahrungen mit Medien. Nicht, dass ich denke, dass Sie persönlich, nicht persönlich, aber es geht doch oft wohl um irgendwelche Sensationen, und darum geht es …«
    »Sie meinen den Überfall, und dass die Chefin der Fleischabteilung beinahe erschlagen worden wäre?«
    »Nein, nein, das meine ich nicht, meine ich nicht. Ich meine das nur grundsätzlich. Sie sollen sich bitte an die Medienabteilung von Ultrakauf wenden.«
    Der Filialleiter machte mich mit seiner Angewohnheit, Satzteile zu wiederholen, ganz kribbelig.
    »Wer hat Sie geschickt, um mit mir zu reden?«
    »Wer? Ich selbst, ich selbst.«
    Das kam mir unwahrscheinlich vor, ihm schien dieses Gespräch zu peinlich zu sein, als dass er es gesucht hätte. »Glaube ich nicht, ist nicht Ihr Stil. Bisher haben Sie anders mit mir geredet.«
    »Ja, nein, natürlich schon. Also gut, es war eine Bitte von oben.« Seine Augen blickten tatsächlich himmelwärts. »Die Geschäftsführung. Ich hätte das nicht ganz so formulieren wollen, aber die Geschäftsführung lässt ausrichten, dass Sie kein Recht haben, unsere Belegschaft auszufragen, auszufragen.«
    »Wer von der Geschäftsführung?«
    »Pardon. Pardon. Das kann ich nicht sagen. Also bitte. Und nichts für ungut.«
    »Sie werden mich ab jetzt unter Beobachtung halten, wann immer ich hier einkaufe?« Ich hatte das spöttisch gemeint,
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