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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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gerade in der Früh ist das gar nicht gern gesehen. Was gibt es?«
    »Na ja«, erwiderte ich unschlüssig, »nicht, dass es etwas Neues gäbe. Aber ich habe mir Gedanken darüber gemacht, was mir die rote Karin erzählt hat. Ich wollte mit einigen Ihrer Kolleginnen über die Vorfälle reden. Vielleicht finden wir so heraus, was gelaufen ist. Wenn Sie mir den Kontakt machen können, geht das natürlich einfacher.«
    Grete stieg nervös von einem Fuß auf den anderen. »Ich weiß nicht recht. Ich glaube nicht, dass die viel wissen. Die meisten werden nicht reden wollen. Beim Überfall war ich allein mit dem Mann. Und Karin war allein im Lager, als es passiert ist. Zumindest gibt es niemand, der gesagt hat, dass er was gesehen hat. Die rote Karin hat mich gestern Abend angerufen und gemeint, dass Sie vielleicht etwas über ihre Gewerkschaftssachen schreiben werden. Wenn es darum geht: Lassen Sie sich von Karin nichts einreden. Was ihr passiert ist, hat sie wirklich nicht verdient, aber manchmal übertreibt sie einfach. Die Arbeit ist nicht so übel hier. Wir haben ein fixes Gehalt, und bei uns ist der Filialleiter recht in Ordnung. Mit den anderen aus der Zentrale haben wir wenig zu tun. Die Karin kommt eben aus der Stadt und weiß nicht, wie es ist, anderswo zu arbeiten, in der Landwirtschaft zum Beispiel, da arbeitest du auch hart, hängst immer dran, und wenn dann ein Hagel kommt oder Ungeziefer, gibt es kein Geld. Und eigenes Geld ist es nie, das kommt aufs Konto der Eltern, solange ihnen der Hof gehört.«
    »Also soll ich die ganze Sache sein lassen?«
    Sie sah mich erschrocken an. »Nein … das heißt … ja. Nein, nicht das mit dem Unfall, oder was immer das war. Nur diese Gewerkschaftssache …«
    »Wenn diese Gewerkschaftssache daran schuld ist, dass die rote Karin ihren ›Unfall‹ hatte?«
    »Ich glaube das eigentlich nicht mehr, da habe ich mir was Dummes zusammengereimt, denke ich.«
    »Also was jetzt?« Ich muss böser geklungen haben, als ich es wollte. Aber ich war eben zu früh aufgestanden, das bekommt weder mir noch meinen Mitmenschen.
    Grete Berger zuckte jedenfalls zusammen. »Sie waren so freundlich, ich wollte Sie nicht verärgern. Also, ich weiß ja nicht, ob Ihnen die Kolleginnen viel sagen werden können …«
    Ich sah eine junge Frau mit dunklen Haaren, die Joghurt in das Milchregal schlichtete, und deutete auf sie. »Was ist zum Beispiel mit ihr?«
    Die Kassiererin schüttelte den Kopf. »Sie ist Ausländerin.«
    »Kann sie kein Deutsch?«
    »Das kann sie schon, aber sie sagt sicher nichts. Die sagen sicherheitshalber nie etwas. Außerdem ist sie nur Regalauffüllerin.«
    An die interne Hierarchie im Supermarkt musste ich mich erst gewöhnen. »Warum sagen die nie etwas?«
    Grete Berger zuckte die Achseln. »Die sind mehr unter sich.«
    »Gehen Sie wieder zu Ihrer Kasse, ich frag sie selbst. Und wenn Ihnen jemand einfällt, der vielleicht etwas wissen könnte, dann werden Sie mich schon finden.«
    »Ich wollte Sie nicht …«, stammelte die Kassiererin.
    »Schon okay.« Nichts wie weiter, bevor mir die Nerven durchgingen. Es würde schon Gründe dafür geben, warum Grete Berger so war, wie sie war, aber es war anstrengend, nervend, um genau zu sein. Vor allem in der Früh.
    Ich ging auf die Regalauffüllerin zu. Aus der Nähe war sie weit jünger, kaum zwanzig. »Kann ich Sie etwas fragen?«
    Sie unterbrach ihre Arbeit und sah mich an. »Was suchen Sie?«
    Ihr Deutsch war fast akzentfrei.
    »Auskünfte. Ich bin Journalistin und schreibe eine Reportage über Supermärkte.«
    Ihr Gesicht verschloss sich.
    »Das bleibt natürlich alles anonym.«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Es geht um nichts Besonderes. Waren Sie da, als die Sache mit Karin Frastanz passiert ist?«
    »Karin Frastanz? Wer ist das?«
    Das durfte wohl nicht wahr sein. »Na die Leiterin der Fleischabteilung, die im Lager unter die Kisten gekommen ist.«
    »Ach so, rote Karin. Ich bin erst zwei Monate in dieser Filiale, da kennt man noch nicht alle. Aber die kenne ich natürlich. Nein, war ich nicht da. Zum Glück.«
    »Warum zum Glück?«
    »Ist besser, wenn man nicht da ist, wenn was passiert.«
    »Waren Sie an dem Abend da, als es den Überfall gegeben hat?«
    Sie begann wieder Joghurts einzuräumen. Zwei Reihen Erdbeerjoghurts, zwei Reihen Vanillejoghurts. Ich dachte schon, sie hätte mich vergessen, als sie sagte: »Ich halte mich an die Weisungen, das kann ich Ihnen sagen.«
    Grete Berger hatte Recht gehabt, von der
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