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Kalter Zwilling

Kalter Zwilling

Titel: Kalter Zwilling
Autoren: Catherine Shepherd
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ließ, habe ich einen sehr weisen Mann im Kreisarchiv von Zons getroffen. Er hat mir eine goldene Münze in die Hand gedrückt und mir ein Gemälde von Zwillingsbrüdern gezeigt, die vor über fünfhundert Jahren in Zons gelebt haben. Anhand dieses Bildes hat er mich damals sofort wiedererkannt. Das Schicksal der Zwillinge war bereits vor ihrer Geburt besiegelt und sollte sich in jeder siebenten Generation wiederholen ...«
    Adrian atmete jetzt heftig und riss Bettina mit einem Ruck die Bluse auf. Langsam fuhr er mit dem Skalpell über ihre nackte Haut und sah ihr dabei tief in die Augen. Bettina flehte um ihr Leben, doch sie konnte keine Gnade in seinen Gesichtszügen erkennen. Sie schloss die Augen und wartete auf den Tod.
    Das schrille Klingeln ihres Telefons ließ sie erneut aufschrecken. Adrian Helmhold ließ augenblicklich von ihr ab und lauschte. Dann setzte er das Skalpell erneut an und zog lange, blutige Linien quer über ihren Bauch. Schweigend genoss er den Anblick. Dann ergriff er ihren Unterarm und zurrte ein Gummiband um das Handgelenk fest. Gerade als er mit der Amputation des kleinen Fingers beginnen wollte, klingelte es an der Tür.
    Adrian hielt einen Moment inne und legte dann beide Hände um ihren Hals. Er drückte so kräftig zu, dass Bettina sofort schwarz vor Augen wurde. Sie fühlte, wie das Leben aus ihrem Körper wich. Ihr letzter Gedanke galt Anna.
     
     
    …
     
     
    Annas Herz pochte laut. Sie war Hals über Kopf aus der Klinik gestürzt und zusammen mit Emily in ihren Wagen gesprungen. Bis zum Haus ihrer Mutter in der Altstadt von Zons würden sie zwanzig Minuten brauchen. Immer wieder versuchte sie, ihre Mutter auf dem Handy zu erreichen, doch es war ausgeschaltet. Das Festnetztelefon klingelte ins Leere.
    »Sie hatte immer Angst vor Professor Morgenstern. Meinst du, er könnte dahinterstecken? Es ist doch merkwürdig, dass beide wie vom Erdboden verschwunden sind.«
    Emily schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Oliver hat ihn mit keinem Sterbenswörtchen erwähnt.«
    Sie sah zu Anna hinüber, die verkrampft hinter dem Lenkrad saß. Tröstend fügte sie hinzu: »Sie ist bestimmt nur kurz einkaufen. Mach dir keine Sorgen. Sicher ist alles nur ein Missverständnis.«
    Anna spürte, wie die ersten Tränen ihre Wangen hinunterliefen. Sie hatte ein mieses Bauchgefühl und ein schlechtes Gewissen, weil sie den Befürchtungen ihrer Mutter keinen Glauben geschenkt hatte. Sie drückte aufs Gaspedal und missachtete die Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Landstraße. Ihr Innerstes war zutiefst aufgewühlt. Ein einziger Gedanke gab ihr die Kraft, durchzuhalten: Hoffentlich kommen wir nicht zu spät!
     
     
    ...
     
     
    Kommissar Oliver Bergmann raste mit Höchstgeschwindigkeit über die Autobahn A57. Unterwegs hatte er seine beiden Kollegen Petra Ludwig und Klaus Gruber eingesammelt, die verwirrt über die hektische Entwicklung dieses Falls in seinen Dienstwagen gestiegen waren. Noch während der Autofahrt hatte Petra Ludwig durch diverse Telefonate herausgefunden, wer der ältere Bruder von Kevin Helmhold war. Oliver konnte es nicht fassen, dass er nicht viel eher darauf gekommen war. Er wusste genau, wer oder vielmehr was Adrian Helmhold war.
    Die neue Reportage von Emily kannte er auswendig. Ein kompletter Abschnitt war dem psychopathischem Persönlichkeitsprofil von Adrian Helmhold gewidmet. Sie hatten es mit einem impulsiven Psychopathen zu tun, der sich nur schwer kontrollieren konnte.
    Wenn Bettina Winterfeld ihm in die Hände gefallen war, sah es schlecht für sie aus. Olivers Herz krampfte sich bei diesem Gedanken zusammen. Ein Irrtum war mittlerweile so gut wie ausgeschlossen, da die psychiatrische Klinik vor ein paar Minuten das Verschwinden von Adrian Helmhold bestätigt hatte. Die einzige gute Nachricht war, dass er zur Nachtkontrolle um drei Uhr noch im Bett gelegen hatte.
    Im Kopf überschlug Oliver die Zeit, die seitdem vergangen war. Er konnte sie nicht länger als fünf Stunden in seiner Gewalt haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sich mit der Ermordung seiner leiblichen Mutter besonders viel Zeit lassen würde, schätzte Oliver als sehr hoch ein. Mit ein wenig Glück war es noch nicht zu spät. Sein Partner Klaus hatte die Nachbarin von Bettina Winterfeld alarmiert, die versprochen hatte, an der Haustür zu klingeln. Noch hatten sie keine Rückmeldung. Aber immerhin bestand die geringe Hoffnung, dass sie sich doch irrten und Bettina Winterfeld einfach die Tür
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