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Kalter Zwilling

Kalter Zwilling

Titel: Kalter Zwilling
Autoren: Catherine Shepherd
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waberte.
    Mühsam erhob er sich und kroch durch die Öffnung, die Emily mittlerweile in die dünne Bretterwand getreten hatte. Er sah das offene Dachfenster. Erst jetzt drang Emilys Stimme in sein Gehirn ein und sein Verstand begriff ihre aufgeregten Worte. »Er ist durchs Dachfenster. Anna ist hinterher geklettert!«
    Mit einem Satz hangelte Oliver sich ebenfalls durch die kleine Luke im Dach und blieb auf den glitschigen Schindeln stehen. Anna war nicht weit gekommen, während Adrian Helmhold bereits auf dem Nachbardach gelandet war. Oliver zog seine Pistole aus dem Gürtel und schrie: »Halt, Polizei! Stehenbleiben oder ich schieße!«
    Adrian Helmhold stoppte und drehte sich um. Der Abstand zwischen ihnen betrug gerade einmal zehn Meter, sodass Oliver das Blitzen in seinen grünen Augen erkennen konnte. Der Junge ist Anna wie aus dem Gesicht geschnitten, schoss es Oliver durch den Kopf. Adrians Gesicht verzerrte sich plötzlich zu einem Grinsen. Ehe Oliver begriff, was er vorhatte, nahm er Anlauf und sprang. Anna schrie entsetzt auf. Ein hässliches Klatschen verkündete den Aufprall von Helmholds Körper auf die uralten Steine, die seit vielen Jahrhunderten die Straßen von Zons pflasterten. Adrian Helmhold war tot.
     
     
    ...
     
     
    Dankbar nahm Bettina Winterfeld das Wasserglas entgegen und nippte vorsichtig. Sie lag im Kreiskrankenhaus Dormagen-Hackenbroich. Ihr Kehlkopf war immer noch angeschwollen und schmerzte bei jedem Wort. Ihr Körper war über und über bandagiert. An einigen Stellen waren die Einschnitte, die Adrian Helmhold ihr mit dem Skalpell zugefügt hatte, so tief, dass sie genäht werden mussten. Trotz der Schmerzen lächelte Bettina. Anna saß an ihrem Bett und streichelte ihren Arm.
    Oliver stand am Fenster und umschlang Emilys Hüfte. Er räusperte sich. »Wir haben übrigens den Lüftungsschacht gefunden, durch den Adrian Helmhold die psychiatrische Klinik regelmäßig unbemerkt verlassen konnte. Er wurde bei einem Umbau vor über zehn Jahren nicht richtig verschlossen. Niemand bis auf Adrian hatte es bemerkt. Er war so lange in der Psychiatrie, dass er die Zeitabläufe der Klinik in- und auswendig kannte. So konnte er stundenlang verschwinden und die Morde begehen, ohne vermisst zu werden. Auf die Klinik werden deshalb noch große Probleme zukommen.«
    Emily schmiegte den Kopf an Olivers Brust und fragte:
    »Warum hat er ausgerechnet jetzt mit den Morden begonnen?«
    Oliver zögerte mit der Antwort. »Vermutlich hat er erst bei seinem Krankenhausaufenthalt vor zwei Jahren die Identität seiner biologischen Mutter herausgefunden. Auch wenn der Biologe Hans-Peter Mundscheit seiner Jugendliebe zum Kindersegen verholfen hat, glauben wir nicht, dass er die Identität der biologischen Eltern preisgeben wollte. Wir vermuten, dass Mundscheit einfach die Chance ergriff, als überzählige Embryos vernichtet werden sollten. Das kam nicht allzu oft vor. Statt sie zu entsorgen, hat er sie Frau Helmhold eingepflanzt und ihr damit die Chance gegeben, Kinder zu gebären.«
    »Ich verstehe trotzdem nicht, wieso er diese Prostituierte getötet hat.« Anna sah Oliver aus grünen Augen an.
    »Das wird wohl ein Rätsel bleiben. Vermutlich war sie ein Zufallsopfer, an dem er seine Methoden ausprobiert hat.«
    Anna zog die Augenbrauen hoch und drehte sich zu ihrer Mutter um.
    »Warum hast du mir nie etwas von diesem Fluch erzählt?«
    Bettina Winterfeld schaute ihrer Tochter lange in die Augen. »Ich dachte, ich hätte das Schicksal ausgetrickst. Aber niemand kann die Vergangenheit einfach so abstreifen.«
    Annas Gedanken schweiften zu Bastian Mühlenberg, der vor über fünfhundert Jahren auf der Jagd nach einer Münzfälscherbande auf Annas Vorfahren, die Zwillinge August und Christan, und die Verbrechen des kalten Zwillings gestoßen war. Vielleicht war dies die Verbindung, die sie so oft von ihm träumen ließ. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sein Bild plötzlich vor ihrem inneren Auge auftauchte. Sie wusste, dass er auf unerklärliche Weise immer bei ihr sein würde.
    Die Tür öffnete sich und Professor Morgenstern trat ein. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er Bettina eine goldene Münze in die Hand legte. »Ich glaube, die gehört Ihnen.«
     
     
    ENDE
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Nachwort der Autorin / Gewinnspiel
     
    Liebe Leserin,
    lieber Leser,
    ich möchte mich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie meinen dritten Roman »Kalter Zwilling« gekauft und gelesen haben. Ich hoffe, Ihnen hat die
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