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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut
Autoren: Colin Forbes
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vermute, daß sie etwas herausgefunden hatte, das für irgendeine große Organisation so wichtig war, daß sie versuchten, aus ihr herauszubekommen, was sie wußte, und sie dabei umbrachten.«
    »Man hätte meinen sollen, daß sie ihrem Mann etwas davon gesagt hätte. Und Philip wäre dann damit schnurstracks zu Ihnen gekommen. Weshalb hat sie Philip nicht informiert?«
    »Auch hier bin ich auf Vermutungen angewiesen, aber wie Sie wissen, hat Philip das ganze letzte Jahr bis über beide Ohren in Arbeit gesteckt. Jean hatte einen sehr starken Charakter. Ich glaube, sie wollte ihn nicht ablenken und damit riskieren, daß er einen Fehler machte. Sie wußte, daß seine Arbeit gefährlich war.«
    »Das ist tragisch. Sie muß es ganz bewußt für sich behalten haben. Worauf hat sie gewartet?«
    »Ich habe das grauenhafte Gefühl, daß sie wußte, daß sie in Lebensgefahr schwebte, und einfach hoffte, sie würde so lange durchhalten können, bis wir weniger in Anspruch genommen waren und sie es uns sagen konnte. Vielleicht glaubte sie auch, der Sache noch nicht restlos auf den Grund gekommen zu sein, und hat deshalb weitergeforscht, um das vollständige Bild zu bekommen.«
    »Sie muß eine Menge herausgefunden haben – diese Kreuze auf ihrer Stickerei bezeichnen sehr weit voneinander entfernte Orte. Und wie kommen Sie auf die Idee, daß eine große Organisation dahinterstecken muß?«
    »Sie haben sehr schnell gehandelt. Dazu braucht man eine Menge Leute – und zwar bestens ausgebildete, darunter einen Profikiller. Den Killer, der den Motorradfahrer vor Philips Wohnung hingerichtet hat. All das passierte nur kurze Zeit nach Jeans Tod. Außerdem müssen sie uns von Amber Cottage aus gefolgt sein, als wir hinter dem Krankenwagen zum Nuffield fuhren. Jetzt erinnere ich mich, daß ich während dieser Fahrt mehrfach einen Hubschrauber gesehen habe. Nur eine große Organisation ist imstande, uns auf diese Weise nachzuspüren – und Philip so schnell zu seiner Wohnung zu folgen.«
    »Hätte Philip um diese Tageszeit einen Verfolger nicht bemerkt? Schließlich war es bereits dunkel, und es herrschte nicht viel Verkehr.«
    »Ich bin ziemlich sicher, daß er den Motorradfahrer bemerkt hat«, erklärte Tweed. »Dann hat er ihn sich vor seiner Wohnung gegriffen, ohne zu wissen, daß dem ersten Motorradfahrer ein zweiter folgte. Und auch das läßt auf eine überaus professionell arbeitende Organisation schließen.«
    Er lenkte seinen Wagen an den Bordstein, und Newman hielt hinter ihm an. Als er ausstieg, ließ die Kälte der Novembernacht sein Gesicht erstarren. Er schaute sich um, konnte aber niemanden entdecken.
    »Ziemlich lausig«, sagte Paula und zog sich den Mantelkragen enger um den Hals. »Aber schließlich ist heute der 29. November.«
    »Ein Datum, das Philip nie vergessen wird«, sagte Tweed, als sie die Treppe hinaufstiegen. »Und Montage wird er lange Zeit hassen …«
    In Tweeds Büro im ersten Stock, von dem aus man am Tage auf den Regent’s Park hinausblicken konnte, warteten mehrere Leute. Monica, seine treue Assistentin, eine Frau unbestimmbaren Alters, deren graues Haar in Nacken zu einem Knoten geschlungen war, schaute mit betrübter Miene von ihrem Schreibtisch auf. Tweed wurde klar, daß sie geweint hatte.
    »Was für eine grauenhafte Nachricht. Sie hat mich schwer getroffen. Jean Cardon war eine so bemerkenswerte und intelligente Frau. Und sie war immer so freundlich, wenn sie herkam.«
    »Ich kann Ihre Trauer verstehen«, sagte Tweed. »Aber wir müssen uns trotzdem sofort an die Arbeit machen. Philip ist verschwunden. Er wird bei der gerichtlichen Untersuchung von Jeans Tod nicht anwesend sein – und das wird einen verdächtigen Eindruck machen. Außerdem liegt ein Toter in seinem Kellereingang. Monica, ich will alles über die Firma wissen, für die Jean gearbeitet hat – Reed & Roebuck. Sie hat ein Büro in Covent Garden.«
    »Was genau soll ich in Erfahrung bringen?«
    Monica hatte sich wieder unter Kontrolle, und ihr Stift schwebte über ihrem Notizblock. Tweed hängte seinen Mantel an einen hölzernen Ständer, ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder, nickte Harry Butler und Pete Nield zu, die auf Paulas Schreibtisch saßen. Dann erteilte er seine Anweisungen.
    »Wer kontrolliert diese Firma? Ist sie unabhängig – oder gehört sie zu einer anderen Organisation? Finden Sie heraus, wer ihre Kunden waren – und wem ihre Untersuchungen im letzten Jahr galten. Rücksichtnahme ist nicht am Platz
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