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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut
Autoren: Colin Forbes
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Jean Cardon wurde in einem abgelegenen Gebäude gefunden, das Amber Cottage heißt, und ist inzwischen gestorben. Ich habe Ihnen Amber Cottage auf der Karte eingezeichnet. Ich will alles über irgendwelche Privatpersonen wissen, die sich diesem Gebäude nähern. Aber seien Sie vorsichtig – wahrscheinlich wird es von der Polizei überwacht.«
    »Davon wäre ich ohnehin ausgegangen«, erwiderte Kahn gelassen.
    In Kahns Gegenwart war Martin immer ein wenig nervös. Er war gefährlich, und man wußte nie, was er dachte. Er war einen Kopf kleiner als der hochgewachsene Martin und hatte ein kantiges, knochiges Gesicht mit hohen Wangenknochen. Er wirkte schmächtig, aber Martin wußte, daß dieser magere und hungrig aussehende Mann über ungeheure Kräfte verfügte und imstande war, Leute auf vielerlei verschiedene Arten umzubringen. Kahn hatte Martin durch seine breitrandige Brille gemustert, ohne auch nur einmal zu blinzeln. Tatsache war, daß Martin sich vor dem kleinen Mann fürchtete, obwohl es in der Flughafenhalle von Menschen wimmelte. Er sprach rasch weiter.
    »Es ist durchaus möglich, daß bestimmte Leute – Zivilpersonen – in Chichester aufkreuzen und Fragen über Amber Cottage stellen. Falls das passiert, finden Sie heraus, wer sie sind, und erstatten Sie mir Bericht. Sie werden wahrscheinlich in einem der Hotels absteigen.«
    »Und wenn es so aussieht, als wüßten sie zuviel – was soll ich dann mit ihnen machen?« erkundigte Kahn sich höflich.
    »Eine Waffe können Sie nicht bei sich tragen – schließlich sind Sie durch die Flughafenkontrolle gekommen.«
    »Eine Waffe kann man in jedem Eisenwarengeschäft kaufen.
    Mit einem Schraubenzieher kann man einen Mann – oder eine Frau – ebensogut umbringen wie mit einem Messer.«
    Martin unterdrückte ein Schaudern. Er sah sich um, vergewisserte sich, daß niemand sie beobachtete, und beschloß, sich so schnell wie möglich von Kahn zu entfernen.
    »Wenn Sie Mist bauen, sind Sie Geschichte«, platzte er heraus.
    »Ich dachte, Sie wüßten, was ich vorzuweisen habe«, hatte Kahn bemerkt.
    »Sie wissen, was verlangt wird. Warten Sie eine Woche ab.
    Wenn sich bis dahin nichts getan hat, kehren Sie nach München zurück. Halten Sie mich telefonisch in regelmäßigen Abständen auf dem laufenden.«
    Nach diesem schwächlichen Versuch, seine Autorität zu betonen, war Martin davongegangen. Jetzt, auf seinem Weg die menschenleere Straße von Chichester entlang, erinnerte Kahn sich an diese amüsante Begegnung. Er hatte dem Portier erklärt, daß er unter Schlaflosigkeit litte und deshalb oft nachts spazierenginge.
    In Wirklichkeit wollte er überprüfen, ob irgend jemand noch spätabends in einem der beiden größten Hotels der Stadt eingetroffen war – dem Dolphin und dem Ship am anderen Ende der North Street.
    Obwohl Leopold Winter nicht sein richtiger Name war, lautete dieser auch nicht Leopold Kahn, eine Tatsache, die Walvis, seinem derzeitigen Auftraggeber, unbekannt war. Kahn gehörte der berüchtigten Tschetschenen-Mafia in Rußland an. Er hatte den Auftrag erhalten – und überaus gekonnt ausgeführt –, sich in Walvis’ riesiges internationales Kommunikations-Syndikat einzuschleichen.
    Es war vier Uhr morgens, als Tweed, Paula und Newman beim Dolphin and Anchor eintrafen. Der Nachtportier ließ sie ein, nachdem sie Newmans Mercedes auf dem Parkplatz hinter dem alten Hotel abgestellt hatten.
    Während Tweed die Anmeldeformulare ausfüllte, warf Newman einen Blick auf den Mann, der auf einem der Sessel in der Halle saß. Was seine Aufmerksamkeit erregte, war seine Frisur – das Haar hing ihm tief in die Stirn wie ein Vorhang aus groben Fransen.
    Der kleine Mann trug einen schäbigen Anzug, und auf seiner Nase saß eine breitrandige Brille. Die Augen hinter den Gläsern waren geschlossen. Als Newman sein Formular ausfüllte, fragte er den Nachtportier leise: »Ist der Mann in dem Sessel dort drüben betrunken?«
    »O nein, Sir«, erwiderte der Portier schockiert und gleichfalls flüsternd. »Er ist einer unserer Gäste. Leidet unter Schlaflosigkeit und wandert nachts auf den Straßen herum, um sich müde zu laufen. Jetzt schläft er …«
    Tweed ging, gefolgt von Paula, mit seinem Koffer die Treppe hinauf. Newman bildete die Nachhut und trug nicht nur seinen, sondern auch Paulas Koffer. Er warf einen raschen Blick auf den Mann im Sessel. Er sah das Auffunkeln heller Augen hinter den Brillengläsern. Er wartete mit seinem Kommentar, bis sie in Tweeds
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