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Kalte Herzen

Kalte Herzen

Titel: Kalte Herzen
Autoren: Tess Gerritsen
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werden. Sein Gesicht verschwamm zu einem dunkler werdenden grauen Fleck.
    Ich habe dich geliebt.
    Ich habe dich geliebt …
    Die Tür zur Kombüse war abgeschlossen.
    Jakov drückte wieder und wieder auf die Klinke, doch die Tür gab nicht nach. Was jetzt? Wieder in den Speiseaufzug? Er stürzte zurück und drückte auf den Knopf, doch nichts geschah.
    Panisch blickte er sich in der Kombüse um und erwog alle möglichen Verstecke. Die Vorratskammer, die Geschirrschränke, den begehbaren Kühlschrank. Alle boten nur begrenzt Schutz. Irgendwann würden die Männer all diese Plätze absuchen. Am Ende würden sie ihn finden.
    Er mußte es ihnen so schwer wie möglich machen.
    Jakov blickte zu den Lichtern auf. Drei nackte Glühbirnen brannten über ihm. Er rannte zum Geschirrschrank, nahm einen schweren Becher heraus und warf ihn nach einer der Glühbirnen. Sie zerbrach und erlosch. Er angelte nach weiteren Bechern. Nach drei Würfen zerschellte die zweite Birne.
    Er zielte auf die letzte Birne, als sein Blick auf das Radio des Kochs fiel. Es stand auf seinem gewohnten Platz auf dem Schrank. Das Verlängerungskabel des Radios verlief zur Arbeitsplatte, wo der Toaster stand. Auf dem Herd entdeckte Jakov einen leeren Suppentopf. Er zerrte den Topf herunter, schleppte ihn zum Waschbecken und drehte den Wasserhahn auf.
    Das Radio spielte in voller Lautstärke.
    Gregor stieß die Kombüsentür auf und trat ein. Musik dröhnte in der Dunkelheit, Schlagzeug und elektrische Gitarren. Er tastete nach dem Lichtschalter und drückte ihn herunter: kein Licht. Er versuchte es noch ein paarmal, doch es tat sich nichts.
    Dann trat Gregor einen Schritt vor und hörte Glas unter seinen Ledersohlen knirschen.
    Das kleine Miststück hat die Lampen zerschlagen. Er will versuchen, mir im Dunkeln zu entwischen.
    Gregor warf die Tür hinter sich zu. Im Licht eines Streichholzes steckte er den Schlüssel ins Schloß und drehte ihn um. Jetzt gab es kein Entkommen mehr. Das Streichholz verlöschte.
    Er drehte sich um. »Komm schon, Junge!« rief er in die Dunkelheit. »Dir wird nichts geschehen!«
    Er hörte nur das Radio, das mit seinem Geplärre jedes andere Geräusch übertönte, und bewegte sich auf den Lärm zu, blieb dann aber stehen, um ein weiteres Streichholz anzuzünden.
    Das Radio stand auf der Arbeitsplatte direkt vor ihm. Als er die Musik abschaltete, registrierte er das Fleischmesser und daneben kleine Stückchen, die aussahen wie braunes Gummi.
    Also hatte der Junge wohl die Messer des Kochs in die Finger gekriegt.
    Das Streichholz verlosch flackernd.
    Gregor zog seine Pistole und rief laut nach dem Jungen.
    Erst jetzt bemerkte er, daß seine Füße naß waren. Er riß ein neues Streichholz an und sah zu Boden. Er stand in einer Wasserlache. Das Wasser war bereits in seine Lederschuhe gezogen und hatte sie garantiert ruiniert. Woher kam das Wasser? Im flackernden Licht der Flamme sah er sich um und stellte fest, daß das Wasser den halben Fußboden bedeckte.
    Dann sah er die Verlängerungsschnur, das Ende abgeschnitten, blanker Draht glitzerte am Rand der Wasserlache. Bestürzt folgte sein Blick der Schnur, die sich über den Boden und dann auf einen Stuhl schlängelte.
    Das letzte Bild, das Gregor wahrnahm, bevor sein Streichholz verlöschte, war der schwache Schimmer von blondem Haar und die Gestalt des Jungen, dessen Arm sich nach der Steckdose in der Wand ausstreckte. Der Stecker des Kabels baumelte in seiner Hand.
    Tarasoff hielt ihm das Skalpell hin. »Sie machen den ersten Schnitt«, befahl er und ignorierte das Erschrecken in den Augen des anderen. Du hast keine Wahl, Hodell, dachte er. Du bist derjenige, der versucht hat, sie ins Team zu holen. Du hast diesen Fehler gemacht. Jetzt mußt du ihn auch wieder ausbügeln.
    Hodell nahm das Skalpell. Sie hatten noch nicht einmal angefangen zu operieren, und schon stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Er hielt inne, die Klinge schwebte über Abbys entblößtem Bauch. Beide Männer wußten, daß dies ein Test war – möglicherweise der ultimative Test.
    Mach schon. Archer hat seinen Teil erledigt, indem er sich um Mary Allen gekümmert hat. So wie Zwick Aaron Levi erledigt hat. Jetzt bist du dran. Beweise, daß du noch immer zum Team gehörst daß du noch immer einer von uns bist. Schneide die Frau auf, mit der du geschlafen hast. Tu es, schrillte es durch Marks Kopf.
    Mark bewegte das Skalpell in seiner Hand, als versuche er, es besser in den Griff zu bekommen. Dann holte er Luft
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