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Kalte Herzen

Kalte Herzen

Titel: Kalte Herzen
Autoren: Tess Gerritsen
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war.
    Wieder diese Verbindung zur Russen-Mafia. Wie weit ins Bayside reichte sie? Oder waren die Russen nur Komplizen eines Mitarbeiters des Krankenhauses? Vielleicht ein Handelspartner für Schwarzmarktgüter?
    Lundquists Pieper meldete sich. Er blickte auf das Display und griff nach dem Handy im Wagen.
    Katzka blieb vor dem Gebäude stehen, und seine Gedanken wanderten wieder zu Abby. Wo sollte er als nächstes suchen?
    Jedes Zimmer des Krankenhauses war auf den Kopf gestellt worden, genau wie der Parkplatz und das umliegende Gelände.
    Offenbar hatte Abby das Krankenhaus allein und aus freien Stücken verlassen. Aber wohin sollte sie gehen? Wen hätte sie anrufen wollen? Es mußte jemand gewesen sein, dem sie vertraute.
    »Slug!«
    Katzka drehte sich um und sah Lundquist mit dem Telefon winken. »Wer ist dran?«
    »Die Küstenwache. Sie haben einen Hubschrauber startklar für uns.«
    Schritte auf der Treppe.
    Abbys Kopf schnellte hoch. Jakov schlief weiter, ohne etwas mitzubekommen. Ihr Herz pochte so laut, daß sie glaubte, es müsse ihn aufwecken, aber er rührte sich nicht.
    Die Tür wurde geöffnet. Tarasoff, flankiert von zwei Männern, musterte Abby. »Zeit zu gehen.«
    »Wohin?« fragte sie.
    »Es ist nur ein kurzer Weg.« Tarasoff blickte auf Jakov.
    »Wecken Sie ihn auf, er kommt auch mit.«
    Abby umarmte Jakov fester. »Nicht der Junge«, sagte sie.
    »Vor allem der Junge.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Warum?«
    »Blutgruppe AB positiv. Der einzige, den wir zur Zeit auf Lager haben.«
    Sie starrte Tarasoff an und betrachtete dann Jakovs vom Schlaf gerötetes Gesicht. In seiner schmächtigen Brust konnte sie sein Herz leise schlagen hören. Nina Voss, dachte sie. Nina Voss ist AB positiv.
    Einer der Männer packte ihren Arm und riß sie hoch. Sie mußte den Jungen loslassen: Er fiel zu Boden und schlug verwirrt blinzelnd die Augen auf. Der andere Mann gab Jakov einen Tritt und bellte einen Befehl auf russisch.
    Der Junge rappelte sich verschlafen auf die Füße.
    Tarasoff ging voran, einen dunklen Flur entlang, dann durch eine Luke, eine Treppe hinauf und durch eine weitere Luke auf einen Metallsteg. Direkt vor ihnen lag eine blaue Tür. Tarasoff trat darauf zu, der Steg klapperte unter seinem Gewicht.
    Plötzlich schreckte der Junge zurück. Er riß sich los und rannte in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Einer der Männer packte sein Hemd. Jakov fuhr herum und grub seine Zähne in den Arm des Mannes. Vor Schmerz aufheulend schlug der Mann Jakov mit solcher Brutalität ins Gesicht, daß der Junge zu Boden geschleudert wurde.
    »Aufhören!« schrie Abby.
    Der Mann riß Jakov hoch und schlug ihn erneut. Jetzt taumelte der Junge auf Abby zu, die ihn sofort in ihre Arme schloß. Der Mann kam auf sie zu, wollte sie trennen.
    »Lassen Sie Ihre dreckigen Finger von dem Jungen!« schrie Abby ihn an.
    Jakov zitterte und jammerte unverständlich vor sich hin. Sie küßte sein Haar und flüsterte: »Ich bin bei dir, mein Kleiner. Ich bin gleich hier bei dir.«
    Der Junge hob den Kopf. Als sie in seine verängstigten Augen sah, dachte sie: Er weiß, was mit uns geschehen wird.
    Sie wurden über den Steg und durch die blaue Tür gestoßen.
    Dahinten lag eine andere Welt.
    Der Flur jenseits der Tür war mit gebleichtem Holz getafelt, der Fußboden mit weißem Linoleum belegt. Die Deckenlampen spendeten ein weiches, warmes Licht. Ihre Schritte hallten wider, als sie an einer stählernen Wendeltreppe vorbeikamen und um eine Ecke bogen. Am Ende des Ganges war eine breite Tür.
    Der Junge fing jetzt noch heftiger an zu zittern. Und er wurde schwer. Abby setzte ihn ab und verbarg sein Gesicht in ihren Händen. Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke, und was sie mit Worten nicht kommunizieren konnten, teilten sie sich in diesem einen Blick mit. Sie ergriff Jakovs Hand und drückte sie in stummem Einverständnis. Gemeinsam gingen sie auf die Tür zu. Ein Mann war vor, einer hinter ihnen. Tarasoff ging allen voran. Als er die Tür aufschloß, verlagerte Abby ihr Gewicht nach vorn und spannte jeden Muskel ihres Körpers an.
    Jakov hatte sie schon losgelassen.
    Tarasoff stieß die Tür auf. Dahinter lag ein strahlend weißer Raum.
    Abby stürzte sich nach vorn. Sie krachte mit den Schultern in den vor ihr gehenden Mann und schob ihn gegen Tarasoff, der über die Schwelle stolperte.
    »Ihr Schweine!« schrie Abby und fing an, um sich zu schlagen.
    »Ihr Schweine!«
    Der Mann hinter ihr
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