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Kalte Freundschaft

Titel: Kalte Freundschaft
Autoren: Simone van Der Vlugt
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an. Er macht ihr Vorhaltungen, weil sie einfach davongelaufen ist, doch Nadine unterbricht ihn, berichtet von Marielles »Unfall« und ihren Nachforschungen.
    »Wo sind die Schuhe jetzt?«, fragt er.
    »Auf dem Rücksitz meines Autos. Ich fahre gerade nach Hause, um ein paar Sachen für meine Tochter zu holen. Danach will ich gleich wieder in die Klinik.
Wenn Sie rasch einen Kollegen zu mir schicken, kann ich ihm die Schuhe geben.«
    »Gut, einverstanden. Das mit Ihrer Tochter tut mir aufrichtig leid.«
    »Sie hat blaue Flecken am Hals«, sagt Nadine plötzlich. »Der Arzt meinte, es könnten Würgemale sein.«
    »Um Himmels willen! Ich schicke umgehend einen Beamten in die Klinik und gebe eine Fahndung nach Ihrer Freundin raus.«
    »Danke.« Nadine beendet das Gespräch und fährt weiter.
    Im Rückspiegel sieht sie, dass ihr ein Wagen folgt.
    Sie nimmt den Fuß vom Gaspedal. Das Auto wird langsamer, und der Fahrer hinter ihr nimmt das Tempo ebenfalls zurück.
    Sie biegt in ihre Straße ein und parkt vor dem Haus. Der Wagen hält etwa zwanzig Meter hinter ihr.
    Nadine ermahnt sich zur Ruhe, steigt aus, schließt das Auto ab und geht mit der Plastiktüte in der Hand durch den Vorgarten.
    Schnelle Schritte hinter ihr.
    »Nadine! Warte doch!«
    Sie dreht sich nervös um. Es ist Arnout.
    »War es Marielle?«, fragt er.
    »Ja. Als ich kam, war sie noch bewusstlos und musste beatmet werden, aber inzwischen ist sie wieder bei sich.«
    »So schlimm?«
    »Sie liegt auf der Intensivstation.«

    »Wird sie wieder gesund? Und wie ist der Unfall überhaupt passiert? Weißt du inzwischen Näheres?« Er fährt sich nervös durch das blonde Haar.
    »Der Unfallverursacher hat Fahrerflucht begangen, aber das weißt du ja schon. Jedenfalls kümmert sich jetzt die Polizei darum.«
    Sie will zur Tür, doch er hält sie am Arm fest.
    »Nadine, wenn du Hilfe brauchst …«
    Sie schüttelt seine Hand ab. »Ich will nur rasch ein paar Sachen für Marielle holen, danach fahre ich wieder ins Krankenhaus. Ich komme schon zurecht. Trotzdem, danke für das Angebot.«
    Arnout wirkt nicht im Mindesten gekränkt. »Na gut«, meint er leichthin. »Falls du es dir anders überlegst, sag einfach Bescheid.«
    Nadine geht ins Haus. Als sie die Tür schließt, sieht sie Arnout auf sein Auto zugehen. Doch er fährt nicht weg, sondern lehnt sich dagegen, den Blick auf die Tüte in ihrer Hand gerichtet.
    Da würdest du gern mal reinschauen, was?, denkt sie und lässt die Tür ins Schloss fallen. Erleichtert lehnt sie sich an die Wand, doch gleich darauf beschleicht sie ein merkwürdiges Gefühl. Irgendetwas ist anders als sonst. Hat sie einen fremden Geruch wahrgenommen, ein Geräusch gehört? Auf jeden Fall ist sie nicht allein im Haus.

48
    Ängstlich lauscht sie in die Stille. Kein Laut ist zu hören.
    Also doch nur Einbildung. Nadine ärgert sich über sich selbst und geht durch den Flur. Auf der Schwelle zum Wohnzimmer bleibt sie wie angenagelt stehen.
    Da sitzt jemand im Sessel. Weil Wohn- und Esszimmer L-förmig sind, sieht sie lediglich ein Paar Stiefel. Unwillkürlich fasst sie sich ans Herz und schnappt nach Luft, als die Stiefel sich bewegen.
    »Sigrid! Bist du nicht mehr bei Trost? Du hast mich zu Tode erschreckt!«
    »Entschuldige. Du warst nicht da, also bin ich schon mal reingegangen. Ich weiß ja, dass der Zweitschlüssel im Vogelhäuschen liegt.«
    Sie stehen sich gegenüber, Nadine mit der Plastiktüte in der Hand. Von der alten Vertrautheit zwischen ihnen ist nichts mehr zu spüren, eine bedrohliche Spannung liegt in der Luft.
    »Musst du nicht arbeiten?«, fragt Nadine schließlich.
    »Ich habe heute frei. Hast du was von Marielle gehört?«

    »Sie liegt im Krankenhaus. Jemand hat sie angefahren.«
    »Das ist ja furchtbar, wie geht es ihr?«
    »Sie liegt auf der Intensivstation.«
    Die Tüte in Nadines Hand fühlt sich plötzlich bleischwer an. Wie nebenbei stellt sie sie auf den Boden.
    »Willst du was trinken? Einen Tee vielleicht?« Sie geht in die Küche, und zu ihrer Erleichterung kommt Sigrid mit.
    »Wie schlimm ist es?«, dringt sie in Nadine. »Kann sie sprechen?«
    »Noch nicht.« Nadine sucht nach den Teebeuteln. »Sie hat schlimme Halsschmerzen.«
    »Du weißt also noch nicht, wie es passiert ist«, sagt Sigrid. »Hoffentlich finden sie den Unfallfahrer bald.«
    Ihre Blicke treffen sich, halten sich sekundenlang fest, dann wendet Nadine sich ab und gießt den Tee auf.
    Sigrid geht wieder ins Wohnzimmer, setzt sich aufs Sofa
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