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Kalte Freundschaft

Titel: Kalte Freundschaft
Autoren: Simone van Der Vlugt
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der Fußmatte auf. »Ich bin zu Hause!«, ruft sie an der Treppe, von oben ertönt laute Musik.
    Rasch sieht Nadine die Post durch, legt Rechnungen und Werbeprospekte auf die Arbeitsplatte in der Küche und stellt dann den Wasserkocher an.
    Im Arbeitszimmer schaltet sie den PC an, falls der Raum diesen Namen überhaupt verdient, denn dort ist gerade genug Platz für Schreibtisch, Stuhl und Bücherregal.
    Während der Computer hochfährt, brüht sie Tee auf. Kurz darauf ruft sie, am heißen Tee nippend, ihre
Mails ab. Ihre linke Hand gleitet über den Papierstapel neben der Tastatur - mehr als zweihundertfünfzig Seiten Text, das Ergebnis eines Jahres intensiver Arbeit.
    Mit acht Jahren hat sie ihr erstes Buch geschrieben. Im Grunde war es nur eine kurze Geschichte von wenigen Seiten, doch sie versah sie stolz mit einem selbst gezeichneten Umschlag und einem Klappentext und nannte das Ganze ein Buch.
    Während ihrer gesamten Schulzeit schrieb sie weiter, immer in der Hoffnung, irgendwann eine berühmte Schriftstellerin zu werden. Von diesem Traum erzählte sie niemandem, wandte sich aber schon früh an Verlage. Egal, was sie einreichte, es kam rasch wieder zurück. Sie war zu jung, zu unerfahren, nicht gut genug - das stand zwar nicht in den Standardabsagen, aber sie lernte, zwischen den Zeilen zu lesen.
    Jeder andere hätte längst aufgegeben, zumal in ihrem Alter, doch Nadine ließ sich nicht beirren und war sich sicher, dass sie es irgendwann schaffen würde. Und weil sie ständig schrieb und außerdem viel las, machte sie Fortschritte.
    Nach dem Abitur besuchte sie die Journalistenschule. Eine naheliegende Entscheidung, aber so gut ihr das Studium und die anschließende Arbeit auch gefiel - so richtig zufrieden war sie nicht damit. Schriftstellerin wollte sie werden - der Journalismus war zweite Wahl. Eine gute zweite Wahl, aber mehr auch nicht.

    Auch nach dem Studium reichte sie immer wieder Manuskripte bei Verlagen ein, die mit schöner Regelmäßigkeit abgelehnt wurden. Deshalb entschloss sie sich vor einiger Zeit zu einem Schreibkurs.
    Mit den dort erworbenen Kenntnissen machte sie sich erneut ans Werk. Auch wenn sie noch so müde war, schrieb sie jeden Tag ein paar Seiten und kam für ihr Gefühl gut voran. Kaum saß sie am Computer, kamen die Worte wie von selbst. Ob ihr neues Buch gut war, wusste sie nicht, trotzdem blieb sie mit Begeisterung bei der Sache - und das war schon mal ein gutes Zeichen.
    Als ihre Kursleiterin Froukje sie bat, das Manuskript lesen zu dürfen, wurde Nadine unsicher. Denn dass sie mit so großem Vergnügen an dem Roman schrieb, musste ja noch lange nicht heißen, dass er anderen auch gefiel.
    Zum Glück äußerte Froukje sich positiv: Sie fand die Charaktere interessant und lobte Spannungsbogen und Plot. Manches ließe sich allerdings noch verbessern, meinte sie und riet ihr, das Manuskript noch einmal gründlich zu überarbeiten.
    Damit ist Nadine nun beschäftigt, und je mehr sie sich dem letzten Kapitel nähert, desto eiliger hat sie es. Diesmal muss es einfach klappen!

2
    »Wann essen wir?« Marielle kommt ins Arbeitszimmer geschlendert.
    »Um halb acht. Ich hab noch keinen großen Hunger«, sagt Nadine, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden.
    Ihre Tochter lehnt sich seufzend an den Schreibtisch. »So spät? Sonst essen wir doch früher!«
    In Gedanken ganz bei ihrer Mail an Froukje, sagt Nadine: »Nicht immer, sondern so, wie es eben passt. Und heute wird es etwas später.«
    »Darf ich dann noch kurz zu Renate? Ich habe ihr versprochen, mal bei ihrem Streetdance-Kurs zuzuschauen, vielleicht mache ich da demnächst auch mit.«
    »Aber wir wollen doch zusammen essen«, wendet Nadine ein.
    »Kannst du nicht schnell was kochen?«
    Nadine speichert ihren Mailentwurf. »So schnell geht das auch wieder nicht …«
    »Nun hab dich doch nicht so! Eine halbe Stunde reicht, und ich kann schnell essen.«
    »Ich will aber nicht, dass du das Essen so runterschlingst.«

    »Als ob du stundenlang am Tisch sitzen würdest!«, kontert Marielle.
    »Darum geht es nicht. Ich habe einfach keine Lust, mich abzuhetzen«, sagt Nadine. »Aber wenn du rasch den Tisch deckst, fange ich schon mal mit dem Kochen an. In Ordnung?«
    Während Nadine in der Küche Spaghettiwasser aufsetzt, hört sie, wie Marielle die Teller auf den Tisch knallt. Ohne Tischtuch oder Sets, bestimmt wird das Besteck krumm und schief hingeworfen.
    Gelassen würfelt sie das Gemüse für die Soße. Wenn sie jetzt ins
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