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Kalte Berechnung - Eine Rachegeschichte

Kalte Berechnung - Eine Rachegeschichte

Titel: Kalte Berechnung - Eine Rachegeschichte
Autoren: Stefanie Maucher
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Vorschlag gemacht, sie solle die Kleine doch einfach überreden mitzumachen und ihr sagen, das wäre ein lustiges Spiel. Das wär's gewesen für Dich, oder? Ein Glücksfall, ein Volltreffer in der Lotterie.
    Glücklicherweise hielt Dich das Risiko, dass die Kleine bei ihrer Mutter petzen könnte, davon ab, auf diesem Vorschlag zu bestehen. Schließlich hattest Du gegen sie nichts in der Hand, was Dir ihr Schweigen gesichert hätte. Das „Nein“ meiner Großen zu weiteren Camchats mit Dir hast Du nicht akzeptiert. Du fingst an, ihr damit zu drohen, sehr intime Bilder zu veröffentlichen, Screenshots, die Du ohne ihr Wissen bei euren Chats gemacht hast. Dein Schulleiter freut sich sicher über eine Mail von mir, hast Du geschrieben, und Deinen Klassenkameraden werden die Bilder, die ich von Dir habe, bestimmt auch gut gefallen. Du hast sie erpresst, sie unter Druck gesetzt, sie gezwungen, sich Dir auch weiterhin zu zeigen, sogar noch intimer als jemals zuvor.
    All das wusste ich, als ich mich an jenem Abend an den Rand ihres Bettes setzte und das wohl unangenehmste Gespräch unserer Mutter-Tochter-Beziehung begann. Wir redeten lange und die Tränen, die sie weinte, nährten die Saat des Hasses, der in mir wuchs. Ich habe sie gehalten und ihr gesagt, dass sie nichts falsch gemacht hat, nur ein wenig zu unerfahren und leichtgläubig war und sich nicht schämen muss. Dass Du derjenige bist, der vor Scham im Erdboden versinken sollte und etwas getan hast, das verabscheuungswürdig und krank ist. Ich sagte ihr, dass Du Strafe verdienst und versprach, dafür zu sorgen, dass Du sie erhältst. Dieses Versprechen zauberte zum ersten Mal seit Wochen etwas auf ihr hübsches Gesicht, das schöner war als jedes Lächeln: Hoffnung.
    Am nächsten Tag erkundigte ich mich bei der Polizei, was man gegen jemanden wie Dich unternehmen kann. Die Antwort war frustrierend: Selbst wenn man herausfände, wer Du wirklich bist, würde Dir kaum mehr als eine Geldstrafe drohen. Anders läge das Strafmaß, wenn Du sie ein paar Tage vor ihrem vierzehnten Geburtstag kontaktiert hättest. Oder wenn meine noch jüngere Tochter wirklich mitgespielt hätte. So aber könnte ich höchstens eine „Anzeige wegen sexueller Beleidigung gegen unbekannt“ aufgeben. Und oft scheitert die Strafverfolgung daran, dass der Täter seine Pfade im weltweiten Netz zu tarnen vermag. Kaum ein Pädophiler, so sagte man mir, wäre heutzutage noch so dumm, seine IP-Adresse nicht durch einen Proxyserver zu verschleiern. Die erschreckendste Information aber war, dass meine Tochter bei der Polizei und später womöglich auch vor Gericht selbst eine Aussage machen müsste. Ich dachte daran, wie schwer ihr selbst das Gespräch mit mir gefallen war und mir wurde bewusst, wie schlimm es für sie wäre, ihre Geschichte vor Fremden erzählen zu müssen. Und damit nicht genug: Was, wenn die Presse Wind von der Sache bekäme und meiner Tochter diese Geschichte ihr ganzes Leben lang anhaften würde?
    Ich verzichtete darauf, Dich anzuzeigen. Aber ich hatte mein Versprechen nicht vergessen.

    Am Abend loggte ich mich in ihren Account ein. Es dauerte nicht lange, bis Du sie angeschrieben hast. Das Spiel begann. Ich antwortete Dir. Sehr schnell, nach nur kurzem Small Talk, hast Du die Frage gestellt, ob ich allein sei. Als ich mit „Ja“ antwortete, bist Du sofort zur Sache gekommen. Du sagtest, Du wärst gerade so scharf auf mich und wolltest mich sehen. Ich log, meine Kamera wäre kaputt, sie würde nicht mehr funktionieren, seit meine blöde Schwester am Laptop war. Ich klebte sogar die Linse mit dickem Klebeband ab und wir starteten ein paar erfolglose Versuche, die Dir nichts als ein schwarzes Bild brachten. Du warst überfragt und konntest nicht herausfinden, an welchem technischen Fehler es liegen könnte. Anscheinend hast Du meine Lüge geglaubt.
    Wir unterhielten uns lange, wobei ich mir Mühe gab, naiv zu erscheinen und meine Sprache dem jugendlichen Jargon meiner Tochter anzupassen. Ich versuchte, Informationen über Dich zu bekommen, was immer wieder daran scheiterte, dass Du unbeirrt beim Thema „Du und Dein Schwanz“ geblieben bist. Viel zu anschaulich hast Du geschildert, wie hart Dich der Gedanke an meinen Körper macht und wie Du es Dir gerade selbst besorgen würdest. Es schien Dir wichtig zu sein, mir möglichst viel zu entlocken, was Dich in Deiner Männlichkeit und der Richtigkeit Deines Tuns bestätigte. Du wolltest unbedingt hören, wie toll Du doch bist, dass
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