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Kalte Berechnung - Eine Rachegeschichte

Kalte Berechnung - Eine Rachegeschichte

Titel: Kalte Berechnung - Eine Rachegeschichte
Autoren: Stefanie Maucher
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still hältst“, bemerke ich gehässig. „Du musst vorsichtiger sein, sonst verletzt du dich womöglich.“
    An diesem Hass, der nach wie vor in mir brodelt, muss ich mich festhalten, denn der Anblick Deiner Wunde und Deines verängstigten Gesichts bewirkt noch etwas anderes, als mir nur ein Hochgefühl zu verschaffen: Zum ersten Mal wirkst Du auf mich nicht nur wie eine Bestie, nicht wie das personifizierte Böse, sondern menschlich. Mir wird kalt, weil ich merke, dass es mir wirklich nicht schwerer fällt, Dich zu schneiden, als sonntags einen Braten zu tranchieren. Könnte ich nun in einen Spiegel sehen, würde mir dann das Monster entgegenblicken, welches ich bis eben noch in Dir sah?
    Das Gefühl von Macht und Befriedigung ist nicht mehr so rein, wie es war, bevor ich Deine Menschlichkeit erkannte. Als wäre man unverschnittenen Stoff gewohnt, doch zur Suchtbefriedigung stünden nur gestreckte Drogen zur Verfügung.
    Ich rutsche tiefer, zwischen Deine Beine. Nun knie ich erneut in Höhe Deiner Geschlechtsteile, doch diesmal alles andere als devot. Mittlerweile kann ich Deine Angst riechen, und das hat nichts mit dem nassen Fleck auf Deiner Hose zu tun. Du dünstest sie aus. Sie kriecht Dir aus den Poren.
    Nur wenige Handgriffe wären nötig, um Dich so weit zu entblößen, dass Deine empfindlichsten Teile schutzlos und blank vor mir liegen würden. Entschlossen drücke ich mit der Messerspitze ein wenig gegen Deine Hose, dorthin, wo Dein mickriger Wurm gerade versucht, sich in die Leiste zu verkriechen. Dein unterdrücktes Gewinsel wird lauter, bekommt eine panische Note.
    „Sei still!“, herrsche ich Dich an. „Ich kann dein Gejammer nicht ausstehen.“
    Du gehorchst augenblicklich. Faszinierend, wie devot Du sein kannst. Ich hoffe, Du weißt meine Dominanz, die ich nun voll auslebe, ebenfalls zu schätzen, als ich nun Dich gönnerhaft lobe:
    „So ist's brav! Was meinst du, sollen wir ein ganz braves, kleines Mädchen aus dir machen?“
    Ich streiche mit dem Messer andeutungsvoll über Deine Leistengegend hinweg, genieße, wie Du unter mir zitterst, ohne es kontrollieren zu können. Mein Blick fällt auf die Ausbuchtung in Deiner Hose, die nun auffällt, ohne Erektion, die davon ablenkt. Mal sehen was Du so dabei hast. Mit spitzen Fingern greife ich in Deine Hosentasche. Ich ziehe ein Prepaidhandy hervor … und die Garotte, mit der Du Deine unschuldigen Opfer erdrosselt hast. Aber ich bin stärker als Du. Ich zittere nicht. Stattdessen lasse ich sie langsam, anklagend und drohend vor Deinem Gesicht pendeln.
    Du glaubst, nun ist es so weit: Zuerst werde ich Dir die Eier abschneiden und Dir dann mit Deinem eigenen Mordinstrument den Tod bringen. Und Du kannst nichts dagegen tun. Davon bist Du überzeugt.
    Blankes Entsetzen, absolute Hilflosigkeit und Todesangst spiegelt sich in Deinem Gesicht wieder – und lässt mein Grinsen erstarren. Wischt es weg. Diesen Ausdruck habe ich schon einmal gesehen. Er lag auf dem Gesicht meiner Mutter.
    Eine meiner ersten Erinnerungen ist der Anblick meines Vaters, wie er über ihr kniete, seine würgenden Hände fest um ihre Kehle geklammert. Da war dieselbe Todesangst in ihrem Blick, die ich nun in Deinen Augen sehen kann. Erst als ich mich, mit meinen kleinen Fäusten auf seinen Rücken trommelnd, auf ihn gestürzt habe, ließ er von ihr ab.
    Nun kann ich mein eigenes Zittern nicht mehr unterdrücken. Egal was Du getan hast oder noch tun wirst, dadurch wird nicht richtig, dass ich selbst zur Täterin werde. Die Angst vor Dir und der Hass, den Du in mir hervorrufst, haben mir diesen klaren Blick genommen. Doch nun kommt etwas in mir wieder ins Lot, lässt mich aufstehen und zurückweichen. Eine Welle aus Übelkeit und Ekel überrollt mich: vor Dir, vor mir, vor dem, was ich beinahe getan hätte.
    Am liebsten würde ich mich umdrehen, die Stufen hinabrennen und zum See laufen, der die Stadt aus Stahl umarmt. In ihn eintauchen und Deinen Geruch, Deine Berührung, Dein stinkendes Blut und die Schuld von mir abwaschen, mit kaltem, klarem Wasser. Doch ich weiß, zuerst muss ich noch etwas erledigen.
    Ein letztes Mal beuge ich mich zu Dir herab und sehe Dir ins Gesicht. Anders als zuvor, nunmehr mitleidig und zugleich entsetzt über mich selbst, blicke ich Dich an. Auch Du hast die Veränderung wahrgenommen, realisierst, was geschieht. Ich sehe das Begreifen in Deinen Mörderaugen. Mein trauriger Blick erzählt Dir von der Wut und dem Hass, den Du in mir auslöst, verrät mein
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