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Kalte Berechnung - Eine Rachegeschichte

Kalte Berechnung - Eine Rachegeschichte

Titel: Kalte Berechnung - Eine Rachegeschichte
Autoren: Stefanie Maucher
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immer heiligt der Zweck das Mittel. Doch dann, endlich, wird meine Mühe belohnt: Du lässt mein Haar los. Genüsslich, viel zu selbstsicher, verschränkst Du Deine Hände im Nacken und reckst mir auffordernd Dein Becken entgegen. Als hättest Du nichts von mir zu befürchten. Ich überlege, ob ich es schaffe, an mein Messer zu kommen. Aber wenn ich mich nach hinten beuge, könntest Du Verdacht schöpfen. Die Chance, Dich hier an Ort und Stelle zu überwältigen, ist sowieso zu klein. Ich muss Dich ablenken. Also lasse ich, während ich Deinen Schneckenpenis weiter stimuliere, Deine Hoden vorsichtig in meine andere hohle Hand gleiten, tariere sie sorgfältig aus – und drücke mit aller Kraft zu.
    Wie ein Tier brüllst Du auf, krümmst Dich vor Schmerz und verfängst Dich in Deiner herabgelassenen Hose. Du stolperst, aber Du fällst nicht, fängst Dich viel zu schnell. Schon versuchst Du, den hinderlichen Stoff nach oben zu zerren. Doch die Zeit hat mir gereicht, um auf die Beine zu kommen. Einen Moment lang bist Du perplex, als ich mich umdrehe und auf das 74 Meter lange Monument aus Stahl zu renne. Unseren Paravent, hinter dem wir uns vor den anderen Menschen verbergen, während wir die Masken fallen lassen.
    Deine Verwunderung hält nicht lange an. Schon verfolgen mich Deine Schritte. Du rennst hinter mir her. Auf lange Distanz bist Du sicherlich schneller als ich. Ausdauer war nie meine Stärke. Schon als Kind hatte ich bei solchen Wettkämpfen keine Chance. Die Möglichkeit, das Ausstellungsstück zu umrunden und es auf die Seite zu schaffen, auf der Treppen nach oben führen, rechne ich mir, trotz Adrenalinstoß und kleinem Vorsprung, verschwindend gering aus. Also nutze ich die einzige Chance, die ich sehe, und werfe mich in die schützenden Arme des Stahlriesen. Ich erklimme einen der gewaltigen Zähne, mit denen sich der Koloss einst in die Erde fraß und deren Anblick die staunenden Besucher dieser einzigartigen Ausstellung normalerweise ebenso in ihren Bann zieht, wie die Band auf der anderen Seite in diesem Augenblick all jene Zuhörer, die gerade nicht um ihr Leben fürchten.
    Die Angst, dass Du mich einholen könntest, bevor ich mich in einer überlegenen Position befinde, die mir einen taktischen Vorteil bietet, ist mächtig. Ich klettere schnell, ohne zu zögern und vergrößere rasch den Abstand zwischen uns. Kraftvoll hangle ich mich empor, einen mächtigen Zahn nach dem anderen, bis ich die Stelle erreiche, an der die Schaufeln des erdreichfressenden Riesen einst die lehmige Kost auf ein Förderband warf. Renne das stillgelegte Transportband entlang, getrieben von Deinem Keuchen hinter mir.
    Auf halbem Weg nach oben erreiche ich die Treppen, auf denen das Wartungspersonal normalerweise den Giganten erklimmt. Ich renne weiter, nehme mehrere ihrer rostigen Stufen auf einmal. Angst und zaghafte Zuversicht verleiht mir Durchhaltevermögen. Schließlich bin ich ganz oben, befinde mich am obersten Punkt des Baggers, in etwa 30 Meter Höhe. Keuchend bleibe ich stehen, pumpe Luft in meine schmerzende Lunge.
    Du lässt Dir Zeit, hast Dein Tempo verlangsamt. Vielleicht, weil Du denkst, dass ich hier oben in der Falle sitze. Aber nun hast auch Du den Fuß der letzten Treppe erreicht und starrst mit wütendem Blick zu mir herauf. Gleich hab ich dich, du kleines Miststück! , soll dieser Blick wohl sagen.
    „Jetzt kannst du was erleben!“ Hast Du das laut gesagt? Habe ich es in Deinen Augen gelesen?
    Oder war es mein eigener Gedanke?
    Das letzte Korn in der Sanduhr fällt. Schnaufend und blindwütig, wie ein Stier in der Arena, stürmst Du die Stufen herauf. Den Höhenunterschied zwischen uns ausnutzend, schwinge ich mein Bein und breche Dir mit einem gezielten Tritt und den Stahlkappen in meinen Stiefeln die heranstürmende Nase. Ein Schwall Blut schießt mir wie eine rote Schlange entgegen. Du stolperst nach hinten, trittst ins Leere, fällst und befindest Dich wieder am Fuß der Treppe. Benommen rappelst Du Dich hoch, mit einer Spur Unglauben im Gesicht. Darauf, selbst angegriffen zu werden, warst Du nicht vorbereitet. Vielleicht hattest Du nicht mal mit Gegenwehr gerechnet.
    Obwohl Du leicht taumelst, machst Du Dich wieder auf den Weg nach oben und fällst fast ein zweites Mal, rutschst aus auf den rostigen Stufen. Den Rest des Aufstiegs meisterst Du deshalb auf allen Vieren, die Treppe mehr emporkriechend als steigend, aber noch immer zu allem entschlossen und mehr als bereit, mir endlich zu geben, was
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