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Kalt wie ein Brilliant

Kalt wie ein Brilliant

Titel: Kalt wie ein Brilliant
Autoren: Carter Brown
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hat, um seinem Worten mehr Gewicht zu verleihen. »Wenn dir daran
liegt, mit heilen Knochen hier herauszukommen, rückst du jetzt ganz rasch mit
der Sprache heraus. Du hast es mit Martys Puppe getrieben, und ich will hören,
was daran ist. Nichts auslassen, verstanden?«
    »Pete«, ließ sich die Blondine
gereizt aus dem Hintergrund vernehmen, »du bist wohl ganz und gar verrückt
geworden? Ich kenne den Mann doch gar nicht!«
    »Du hältst gefälligst die
Klappe!« fauchte er und schüttelte mich wieder. »Bist du taub? Singen sollst
du, hab’ ich gesagt!«
    »Wenn du so scharf darauf bist:
meinetwegen. Womit soll ich anfangen? Mit den gemütlichen Abenden oder mit den
Wochenenden, die ich mit ihr verbracht habe?«
    Er reagierte, wie ich gehofft
hatte, völlig instinktiv. Seine Rechte ließ meinen Rockaufschlag los, und er
holte aus, um mir seine geballte Faust mitten ins Gesicht zu pflanzen. Auf den
Gedanken, daß ich seinen Hieb nicht seelenruhig an Ort und Stelle abwarten
würde, kam er offenbar nicht. Ich holte mit dem rechten Bein Schwung und
landete dann meine Schuhspitze haargenau unterhalb seiner Kniescheibe, so daß
sie mindestens vier Zentimeter aus dem Gelenk sprang. Pete brüllte auf wie ein
verwundeter Stier. Sein linkes Bein knickte kraftlos ein, und er kippte zur
Seite.
    Im nächsten Augenblick hatte
ich ihn mit sicherem Griff an der Gurgel gepackt, so daß aus dem Brüllen ein
lautloses Japsen wurde. Ich habe ein weiches Herz, und hilflose Helden tun mir
immer leid. Ich beschloß also, dem Jammer ein Ende zu machen, holte mit dem
rechten Arm weit aus und ließ meine Handkante auf Petes Hals niedersausen. Er
sank lautlos zu Boden wie ein torpediertes Schlachtschiff. Der Hieb war ein
Volltreffer gewesen.
    »Das hätten Sie lieber nicht
tun sollen«, bemerkte die Blondine scharfsinnig. »Das wird Ihnen Pete noch
heimzahlen.«
    »Na hör mal, mein Schatz, so
sprichst du mit dem Traum deiner schlaflosen Nächte? Mit dem Wochenend- und
Seelentröster, der es die langen Nächte und kurzen Tage mit Martys Freundin
getrieben hat?« grinste ich. Liebevoll strich ich die Rockaufschläge meines
Anzugs glatt und kam dann endlich dazu, mich der Blondine zu widmen. Es war
eine vielversprechende Beschäftigung. Mein Vater pflegte aus dem reichen Schatz
seiner Erfahrungen heraus zu sagen, daß Blondinen entweder dämlich,
duckmäuserisch oder berechnend sind. In die letzte Gruppe gehörte zweifellos
meine neue Freundin. Hinter den blauen Augen mit dem trügerisch sanften Blick
sah man förmlich die Tasten einer Registrierkasse klappern. Auch die Tatsache,
daß sie in ein sehr kurzes seidenes Strandkleid gehüllt war, das keinen Zweifel
an der Vollkommenheit ihres Körpers aufkommen ließ, sprach nicht gerade dafür,
daß ich es mit einer Unschuld vom Lande zu tun hatte.
    Sie fühlte meinen neugierigen
Blick und schüttelte ungeduldig den Kopf. In ihrem blonden Haar, das ihr in
weichen Wellen bis über die Schultern fiel, schimmerten goldene Glanzlichter
auf.
    »Zu einer modernen Ausgabe der
Lady Godiva fehlt dir nur noch der große Schimmel«,
sagte ich bewundernd.
    Sie starrte mich verständnislos
an.
    »Lady Godiva war eine englische Schönheit, die eines Tages, nur mit ihrem langen blonden
Haar bekleidet, durch die Straßen von Coventry spazierenritt .
Aber das ist schon lange her«, erläuterte ich.
    »Und was hatte sie davon?«
wollte meine hübsche Blondine wissen.
    »Sie—« Ich unterbrach mich.
Schließlich war ich nicht hergekommen, um einen Geschichtsvortrag zu halten.
»Sie sind Louise Lamont?«
    Ihr Gesicht erhellte sich, als
sie dem Gespräch wieder folgen konnte. »Ja, das bin ich«, bestätigte sie. »Wer
sind Sie denn?«
    »Mein Name ist Danny Boyd, Mr.
Elmo hat mir den Auftrag gegeben, ihm sein Diamantendiadem wiederzubeschaffen.«
    Ihr hübsches Gesicht wurde
lang, als hätte ich mich plötzlich als Vertreter für Schuhputzbürsten und
Bohnerwachs entpuppt. In Santo Bahia hatte ich offenbar kein Glück mit den
Frauen. Aber so rasch gibt sich Danny Boyd nicht geschlagen.
    »Ich möchte Ihnen gern ein paar
Fragen stellen«, fuhr ich hoffnungsvoll fort.
    »Das hat die Polizei schon
gründlich genug besorgt.« In ihrer Stimme schwang neben der Ungeduld eine Spur
von Angst. »Überhaupt finde ich, daß der Augenblick hierfür denkbar ungünstig
gewählt ist. Wenn Pete wieder zu sich kommt, bevor Sie verschwunden sind, gibt
es Mord und Totschlag.«
    »Ganz meinerseits«, behauptete
ich siegessicher.
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