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Kalt wie ein Brilliant

Kalt wie ein Brilliant

Titel: Kalt wie ein Brilliant
Autoren: Carter Brown
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zur Polizei fuhr, verschwand der
Glanz von Lack und Chrom allmählich unter einer dicken Staubschicht. In
gleichem Maße schwand auch meine gute Laune dahin, und mit gemischten Gefühlen
parkte ich vor dem Präsidium.
    Ich ließ mich bei Leutnant
Schell anmelden, und mit jedem Schritt, den ich in Richtung seines Büros tat,
wuchs in mir das Gefühl des Unbehagens. Die Wände, sah ich, hatten noch den
gleichen geschmackvollen Anstrich, der an getrocknetes Blut erinnert. Auch
Schell hatte sich nicht verändert. Groß und sehnig, mit eisengrauem,
kurzgeschorenem Haar und tiefliegenden dunklen Augen, betrachtete er die Welt
im allgemeinen und Danny Boyd im besonderen voller Mißmut.
    »Sieh mal einer an«, begrüßte
er mich, ohne seine lange Gestalt von seinem Stuhl zu erheben. »Der
Meisterdetektiv Danny Boyd aus Manhattans Verbrecherzentrale gibt uns armen,
ahnungslosen Westküstlern wieder einmal die Ehre!«
    »Diesen herzlichen
Willkommensgruß haben Sie sicher tagelang geprobt!« sagte ich vorwurfsvoll und
ließ mich mit äußerster Vorsicht auf der wackligen Sperrholzkonstruktion
nieder, die sich zu Unrecht Besucherstuhl nannte.
    Ich zündete mir eine Zigarette
an. Zehn Sekunden verstrichen. Wir musterten einander stumm. Schließlich brach
ich das Schweigen. »Heraus mit der Sprache, Schell: Was für einen teuflischen
Plan hat Ihr Gehirn wieder einmal ersonnen? Mr. Elmo gibt mir den Auftrag, sein
verschwundenes Diamantendiadem wiederzubeschaffen. >Wie sind Sie auf den
Gedanken gekommen, sich einen Privatdetektiv aus New York zu holen?< fragte
ich ihn. >Leutnant Schell hat Sie mir warm empfohlen<, antwortet er.«
    Der Leutnant grinste
hinterhältig. »Ich will ganz ehrlich sein, Boyd,« erklärte er mit einer für
seine Verhältnisse fast zu freundlichen Stimme. »Der Fall macht uns schwer zu
schaffen. Mr. Elmo möchte natürlich so schnell wie möglich sein Diadem
zurückhaben. Was Sie brauchen, sagte ich ihm also, ist ein Privatdetektiv, der
ja in vieler Hinsicht viel freizügiger arbeiten kann als die Polizei. Sie
brauchen einen Mann, der, unbelastet von Skrupeln, Moral oder Taktgefühl, nur
ein Lebensziel kennt: Geld — und der alles tut, um dieses Ziel zu erreichen.
Kurzum, Sie brauchen Danny Boyd.«
    »Ihre zweifelhaften Komplimente
können Sie sich sparen, Leutnant«, knurrte ich. »Wenn Sie mich freiwillig
wieder nach Santo Bahia holen, muß das schon einen tieferen Grund haben.«
    Schell zuckte gleichmütig mit
den breiten Schultern. »Das hört sich ja fast so an, als hätten Sie kein
Vertrauen zu mir, Boyd?«
    »Ich habe zu Ihnen so viel
Vertrauen, Schell«, gab ich zurück, »wie zu einem Krokodil, das noch nicht
gefrühstückt hat. Die Sache muß irgendwo einen Haken haben.«
    Er schüttelte bekümmert den
Kopf. »Daß Sie mir so wenig trauen, Boyd, das schmerzt mich tief!«
    »Tja, alte Liebe rostet nicht!«
bemerkte ich. »Wie weit sind Sie denn mit dem Fall inzwischen gekommen?«
    »Leider nicht sehr weit«, gab
er zögernd zu. »Fest steht, daß die Schmuckstücke in Elmos Büro ausgetauscht
worden sind. Die beiden Wachmänner trifft kein Verdacht. Die Agentur, von der
sie gestellt wurden, hatte ihnen den Auftrag erst am Morgen gegeben. Er hätte ebensogut an die sechs anderen Männer gehen können, die
dort beschäftigt sind. Es war also nicht möglich, irgendwelche Vorbereitungen
zu treffen!«
    Ich zog Tamaras Liste aus der
Tasche. »Bleiben also die drei Mädchen, die in die Endausscheidung der
Schönheitskonkurrenz gekommen sind, der Werbechef Machin und Rutter, der
Direktor der Plastik-Fabrik, mit seiner Frau.«
    Schell nickte. »Ja, die Auswahl
ist bestechend groß. Leider sind unsere Bemühungen in jeder Richtung bisher
ergebnislos gewesen.«
    »Keine Anhaltspunkte? Nicht der
leiseste Verdacht?«
    »Nichts«, bestätigte er
gelassen. »Vielleicht kommen Sie weiter. Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel
Erfolg, Boyd.«
    »Besten Dank«, murmelte ich.
»Mir bleibt im Augenblick nichts anderes übrig, als auf Ihren Spuren zu wandeln
und mir die auf der Liste angeführten Personen nacheinander vorzunehmen.«
    »Tun Sie das«, sagte er
ermutigend. »Ich würde vorschlagen, mit den drei Mädchen den Anfang zu machen.
Beginnen Sie bei Louise Lamont, das ist bestimmt etwas für Sie, Boyd!«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Eine kurvenreiche, aber
hartgesottene Sexbombe!«
    »Mal sehen! Hört sich ja nicht
schlecht an! Können Sie mir außerdem noch ein paar Weisheiten mit auf den Weg
geben,
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