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Kalt wie ein Brilliant

Kalt wie ein Brilliant

Titel: Kalt wie ein Brilliant
Autoren: Carter Brown
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Leutnant?«
    »Kaufen Sie sich eine
Abendzeitung«, riet er mir grinsend. »Darin steht ein netter Artikel über den
fabelhaften Privatdetektiv, den sich Elmo engagiert hat, um seinen Schmuck
wiederzubekommen.«
    Mir blieb der Mund offenstehen
vor Verblüffung. »Sie haben einen Artikel über mich in die Zeitung setzen
lassen?«
    »Zur Förderung des
Fremdenverkehrs tun wir alles«, erklärte er freundlich. »Unsere Besucher sollen
sich bei uns wohlfühlen.«
    »Jetzt will ich es aber genau
wissen«, fauchte ich. »Was soll das Ganze?«
    »Sie wissen doch, daß die
Versicherungsgesellschaft nicht zahlen will, nicht wahr?«
    »Ja, Elmo hat so etwas
erwähnt«, sagte ich vorsichtig.
    »Wir bedauern das sehr«, fuhr
Schell unbekümmert fort. »Meistens sind nämlich die Versicherungen bereit, sich
unter der Hand mit dem Dieb zu verständigen, aber damit sage ich Ihnen nichts
Neues. In diesem schwierigen Fall wäre uns das sehr gelegen gekommen. Denn wenn
wir uns dem Versicherungsmann auf die Fersen geheftet hätten, wäre es uns
vielleicht möglich gewesen, den Dieb zu erwischen, bevor er sein Geld kassieren
konnte.«
    Ich schloß die Augen und zählte
langsam bis fünf. Als ich sie wieder öffnete, saß Schell noch immer in voller
Lebensgröße vor mir und grinste unverschämt.
    »Jetzt begreife ich«, sagte ich
verärgert. »An Stelle des Mannes von der Versicherung soll ich als Lockvogel
dienen. Deshalb die kostenlose Reklame für mich! Wenn der Dieb das Diadem rasch
und risikolos loswerden und dabei noch einen Gewinn herausschlagen will, weiß
er, an wen er sich zu wenden hat.«
    Schell lächelte spöttisch. »Ich
habe ja Mr. Elmo gesagt, daß Sie ein kluger Kopf sind, Boyd! Aber denken Sie
daran, daß wir Sie von jetzt ab nicht mehr aus den Augen lassen werden. Wenn
Sie zufällig vergessen sollten, uns sofort zu verständigen, wenn sich jemand
mit Ihnen in Verbindung setzt...«
    »Sie brauchen gar nicht
weiterzusprechen«, sagte ich niedergeschlagen.
    »…dann wird es mir ein Vergnügen
sein, Ihnen aus dieser Unterlassungssünde einen bildschönen Strick zu drehen«,
fuhr Schell seelenvergnügt fort, als hätte ich nichts gesagt.
     
     
     

2
     
    Vom Revier aus fuhr ich direkt
zu einer der Schönheitsköniginnen in spe, und zwar, Leutnant Schells Rat
folgend, zuerst zu Louise Lamont. Wenn jetzt jemand sagt, Schells Beschreibung
hätte mir den Mund wäßrig gemacht, kann ich glaubhaft versichern, daß ich nach
streng sachlichen Gesichtspunkten vorging und meine Entscheidung durch den
guten Leutnant höchstens zu 95 Prozent beeinflußt war.
    Das Apartmenthaus, in dem sie
wohnte, war so vornehm, daß man in New York allein für die Uniformknöpfe des
Pförtners ein Vermögen an Putzmitteln hätte ausgeben müssen. Verächtlich
surrend und in Sekundenschnelle beförderte mich der automatische Lift hinauf in
den sechsten Stock. Ich drückte auf den Klingelknopf. Die Tür wurde unerwartet
schnell und mit einem hastigen Ruck geöffnet.
    Vor mir stand ein Kerl im
Format eines viertürigen Kleiderschrankes und funkelte mich an, als hätte ich
mich gerade an seiner kleinen Schwester vergriffen. Er mochte etwa Mitte 30
sein. Dichtes schwarzes Haar fiel ihm in zottigen Fransen über die niedrige
Stirn, und kleine tückische Augen sahen mich aus einem groben verkniffenen
Gesicht an. Ehe ich mich von dem plötzlichen Schock dieser so unvermutet vor
mir aufgetauchten sympathischen Erscheinung erholen konnte, hatte er mich schon
am Rockaufschlag gepackt und mich scheinbar mühelos über die Schwelle gehoben.
    »Okay, Bürschchen«, schnarrte
er mit kratziger Stimme. »Du bist also der Kerl, der es mit Martys Puppe
treibt.«
    Aus dem Augenwinkel erkannte
ich in einer Ecke des Zimmers eine Blondine mit wallender Mähne, die einer
genaueren Betrachtung würdig gewesen wäre. Im Augenblick hatte ich allerdings andere
Sorgen. Dieser Banause ruinierte mir den neuen Anzug, den Brooks Brothers, die
besten Schneider von New York, so liebevoll für mich gebaut hatten!
    »Wir kennen uns zwar nicht,
aber ein offenes Wort zur rechten Zeit kann nie etwas schaden«, begann ich ganz
freundlich. Dann brüllte ich ihn an: »Nimm deine dreckigen Pfoten von meinem
Anzug, du Schießbudenfigur, und zwar etwas plötzlich, bevor ich Kleinholz aus
dir mache!«
    Er hob ruckartig die verfilzten
Augenbrauen und zog sie dann ungläubig zusammen. »Hör mal zu, du feiner
Pinkel!« Er schüttelte mich ein paarmal wie ein Terrier, der eine Ratte
gefangen
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