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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London
Autoren: Martin Millar
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brachte sie dazu, die Welt noch mehr zu verachten.
    Kalix' Bett bestand aus einem Packen alter Säcke. Das verlassene Lagerhaus war feucht, und die Kälte kroch Kalix in die Knochen. Wenn es Nacht wurde, verwandelte sie sich manchmal in eine Werwölfin, damit ihr dickes Fell sie wärmte. Als reinrassige Werwölfin aus dem MacRinnalch-Clan konnte Kalix sich in jeder Nacht verwandeln, aber seit sie das schützende Amulett nicht mehr besaß, war es gefährlich. Als Werwölfin konnte sie leichter aufgespürt werden.

    Kalix hatte seit vielen Tagen nicht mehr gegessen. Sie aß nicht gerne. Und es war niemand hier, der ihr sagte, sie müsse essen. Vielleicht würde sie nie wieder etwas zu sich nehmen, und niemand konnte sie dazu zwingen. Aufgemuntert durch diesen erfreulichen Gedanken vergrub sich die junge Werwölfin unter den Säcken und schlief ein, um von Gawain zu träumen. Gawain war ein extrem attraktiver Werwolf, und früher war er ihr Liebhaber gewesen. An ihrem vierzehnten Geburtstag war sie in Burg Mac-9
    Rinnaich in sein Bett geschlüpft, und von da an waren sie unzertrennlich. Sie erlebten ein irrsinnig glückliches Jahr, bis er verbannt wurde. Kalix sehnte sich danach, ihn wiederzusehen, aber sie wusste, dass er nie zurückkommen würde.
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    Die Feuerkönigin, deren außergewöhnliche Schönheit irgendwo zwischen der einer babylonischen Todesgöttin und eines asiatischen Supermodels lag, näherte sich mit Flammen in den Augen Thrix' Schreibtisch.
    »Bereite dich auf schreckliche und grauenvolle Qualen vor, du verräterische Werwölfin!«
    Thrix zog eine Augenbraue hoch.
    »Wo liegt denn das Problem, Malveria?«
    Die Feuerkönigin langte hinab in die Tiefen ihrer Unterwelt und zog ein Paar hochhackiger roter Schuhe hervor. Sie knallte das Paar auf Thrix' Schreibtisch.
    »Bei den Schuhen, die du mir verkauft hast!«, schrie die Feuerkönigin. »Der Absatz ist abgebrochen! Da gehe ich mit einem Zeremonienmesser in der Hand den Vulkan hinauf, das Opfer schon vorbereitet und meine Untertanen vor mir auf den Knien -natürlich habe ich großartig ausgesehen -, und plötzlich humple ich wie ein Dienstmädchen mit schlecht sitzenden Stiefeln!«
    Thrix schürzte die Lippen.
    »Ach, Malveria, für so was sind sie doch auch eindeutig nicht gemacht. Du kannst doch nicht von modischen Schuhen erwarten, dass sie eine rituelle Opferung auf einem Vulkan aushalten. Ich habe dir schon mal gesagt, dass du für jede Gelegenheit die richtigen Schuhe auswählen musst.«
    9
    Die Feuerkönigin explodierte vor Wut und belegte Thrix mit so schrecklichen Flüchen, wie man sie in der sterblichen Welt noch nie gehört hatte.
    »Soll ich etwa beim wichtigsten Opfer des Jahres mit langweiligen vernünftigen Schuhen auftauchen? Was bist du denn für eine Modeberaterin?«
    »Eine hervorragende«, antwortete Thrix ruhig. Die Zauberin kannte die Feuerkönigin sehr gut - gut genug, um ihren echten Namen zu kennen - und machte sich wegen ihrer Wut keine großen Sorgen. Als Königin der Hiyastas, einer Rasse von Feuergeistern, besaß Malveria unglaubliche Macht. Thrix würde sich nicht leichthin mit ihr messen wollen, aber Malverias Wut verrauchte meist schnell wieder, besonders, wenn es um Mode ging. Die Aussicht auf ein elegantes neues Outfit genügte in der Regel schon, um sie zu beruhigen. Die Sprechanlage meldete sich. Der schlanke silberne Kasten in geschmackvollem Design passte zur harmonischen und eleganten Einrichtung von Thrix' Büro.
    Nur der Kleiderständer mit unordentlichen Mustern vor der gegenüberliegenden Wand brachte leichte Unruhe in den Raum.
    »Ihre Mutter ist am Telefon.«
    Thrix verzog das Gesicht.
    »Entschuldige, Malveria. Mutter .. was gibt's? Kalix? Nein, ich habe sie nicht gesehen. Warum sollte ich? Vater fragt nach mir? Vater kann zur Hölle fahren, von mir aus bald ... ich muss auflegen, eine Kundin ist hier.«
    Thrix beendete das Gespräch.
    »Probleme mit der Familie?«, fragte die Feuerkönigin. »Wie üblich.«
    Die schöne Hiyasta zeigte sich verständnisvoll. »Ich habe meine schon längst beseitigt. Steckt die junge Wölfin wieder in Schwierigkeiten?«
    »Ja, aber nicht mehr lange. Sie werden sie bald wegschaffen.« »Was wollte deine Mutter denn von dir?«
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    »Ich sollte sie wohl finden«, sagte Thrix wenig begeistert.
    »Ganz schön aufdringlich«, bemerkte die Feuerkönigin. »Weiß deine Mutter denn nicht, dass du fabelhafte Kleider für wichtige Kundinnen wie mich machen musst?«
    »Meine Mutter lässt
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