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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London
Autoren: Martin Millar
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angerufen.
    Sogar vor dem brutalen Angriff auf den Fürsten war das Leben für den jüngsten Spross der Familie nie einfach gewesen. Thrix tat so, als würde sie das nicht kümmern - sie hatte Burg MacRinnalch verlassen, lange bevor Kalix geboren wurde —, und warum der Fürst und die Herrin der Werwölfe beschlossen hatten, fast hundertfünfzig Jahre nach der Geburt ihres Ältesten noch ein Kind zu bekommen, war ohnehin ein Rätsel - aber sie hegte durchaus Mitgefühl für Kalix. Das Leben in einer schottischen Burg war nicht einfach. Zumindest nicht für ein junges Mädchen. Kein Wunder, dass es Kalix wahnsinnig machte.
    Eigentlich durfte Kalix keine Probleme mit der Familie haben. Schließlich hatte Thrix ihr diskret den Anhänger zukommen lassen, der sie vor der Welt verbarg.
    Selbst wenn sie sich in eine Werwölfin verwandelte und ihr Geruch am stärksten war, wäre sie nicht zu finden. Sie war sicher und konnte tun, was sie wollte, und soweit Thrix das sehen konnte, hieß das, sich bei der erstbesten Gelegenheit selbst zu zerstören.
    Ihre Assistentin meldete über die Sprechanlage den Anruf, auf 5
    den sie gewartet hatte. Von einem sehr angesagten Fotografen, den Thrix unbedingt für ein anstehendes Fotoshooting buchen wollte. Sie schaltete die Freisprechanlage ein und wollte gerade ihre ganze Überzeugungskraft einsetzen. Bevor sie mit ihrer Rede loslegen konnte, wurde die Tür aufgestoßen.
    Was unerwartet kam. Ann, ihre persönliche Assistentin, war nämlich viel zu tüchtig, um unangekündigte Störungen zuzulassen.
    »Bereite dich auf den Tod vor, verfluchte Zauberin.«

    Die Feuerkönigin. Um ihre Augen herum tanzten Flammen.
    »Du hast die Feuerkönigin einmal zu oft erzürnt, verräterische Werwölfin! Ich werde dich über offenem Feuer braten und dich in den tiefsten Höllenschlund werfen, wo du tausend Jahre lang leiden wirst!«
    Thrix seufzte.
    »Ich rufe wieder an«, sagte sie und legte auf.
    3
    Kalix zitterte. Es war lange her, dass sie zum letzten Mal vom Laudanum gekostet hatte, und ihre beschämende Sucht war sehr stark. Schwindel überwältigte sie, und sie blieb stehen, um zu Atem zu kommen. Der Regen wurde stärker. Sie schüttelte den Kopf, um klarer zu werden, und lief weiter.
    Endlich erkannte sie die Straße, in der sie gerade war. Bis zum Lagerhaus war es nicht weit. Als sie um die letzte Ecke bog, blieb sie stehen. Jemand war in der Nähe. Jäger. Nur Sekunden, nachdem Kalix ihre Anwesenheit bemerkt hatte, standen ihr zwei große Gestalten ganz in Schwarz gegenüber. Kalix besaß nicht mehr die Kraft zu fliehen und konnte nur reglos dastehen, während die beiden näher kamen. Im Licht der Straßenlaterne funkelte ihr Nasenpiercing, ein ziemlich auffälliger, ungewöhnlich großer Goldring in ihrem linken Nasenflügel.
    io
    Die Jäger ragten vor ihr auf, ihre riesigen Gestalten fingen das meiste Licht ab.
    »Wenn dein Vater der Fürst der Werwölfe ist, und du bist nur eine kleine Werwölfin -«
    »- eine mickrige, vollgedröhnte kleine Werwölfin -«
    »- dann solltest du ihn nicht verärgern und dich verbannen lassen.«
    Der größere der beiden Männer zog eine Waffe aus den Untiefen seines Mantels.
    »Ganz schön dumm von dir, hier herumzulaufen.« »Ich bin ja auch dumm«, murmelte Kalix. »Du kleiner Wolfswelpe verdienst wirklich zu sterben.« »Ich weiß«, sagte Kalix.
    »Und wenn du tot bist, wird dich keiner vermissen.«
    »Du hast recht«, sagte Kalix leise. Und das hatte er. Er hatte mit allem recht. Sie verdiente es, zu sterben, und niemand würde sie vermissen.
    Abfällig betrachteten die Jäger die dürre, abgerissene, zitternde Gestalt vor sich, seit siebzehn Jahren auf der Welt, ohne irgendeinen Freund, ohne eine einzige Seele, die über ihren Tod traurig wäre. Kalix starrte auf ihre Füße, auf ihre löchrigen, kaputten Stiefel, durch die der Regen drang, während es aus schwarzem Himmel schüttete.
    »Ich find's besser, wenn sie kämpfen«, murrte der zweite Jäger, während er seine Waffe zog. »Bringen wir's hinter uns.«
    Kalix riss den Blick von ihren Stiefeln los und sah den größeren Mann an. Dann sprach sie leise.

    »Ich werde euch töten.«
    Die Jäger lachten.
    »Du wirst uns töten? Womit denn? Deiner Werwolfstärke?«
    »Du kannst dich nicht verwandeln. Kein Vollmond, Dummerchen«, sagte der zweite Jäger und zeigte auf den Himmel, wo ein zunehmender Mond durch einen Riss in den Wolken schien. Bei
    ii
    de Jäger hoben die Waffen, um der jungen
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