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Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Titel: Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI
Autoren: Grafit
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Ahnung gehabt, wie sie Sergej in dem Durcheinander der Nachkriegszeit wiederfinden sollte. Sie hatte nicht einmal gewusst, ob er noch lebte und falls doch, wohin es ihn verschlagen hatte.
    Nachdem die Witwe Janssen blutüberströmt vor ihnen zusammengebrochen war, hatte er Gertrud noch geholfen, das zu tun, was getan werden musste und war dann aus dem Haus geschlichen, um ins Lager zurückzukehren. Als sie sich ein paar Monate später schriftlich bei der Zeche nach seinem Aufenthaltsort erkundigt hatte, hatte sie keine Antwort erhalten.
    »Gertrud!«
    Sie schreckte aus ihren Gedanken hoch und erblickte ein verwittertes Männchen, das mit ausgebreiteten Armen auf sie zuwackelte.
    »Ich habe zu Gott gebetet, dass du kommst.«
    »Sergej?« Beinahe hätte sie ihn nicht wiedererkannt. Wäre da nicht dieses Blitzen in seinen stahlblauen Augen gewesen. Mit einem Mal begann sie zu zittern.
    Umständlich erhob sie sich und als sie in seine Arme sank, empfand sie ein Gefühl, als sei sie endlich zu Hause angekommen.
    »Gertrud, Gertrud«, flüsterte Sergej mit rauer Stimme in ihr Ohr. »Ich hab dich so vermisst.«
    »Meine Güte, Sergej, wie lange ist das her?« Ihre Tränen sickerten in den Stoff seines hellblauen Hemdes.
    »Siebenundsechzig Jahre, vier Monate und dreizehn Tage.«
    Sie hob den Kopf und sah ihn an. »So lange lass ich dich nie mehr warten.«
    »Erinnerst du dich an unsere letzte Stunde? Damals konnte ich den Satz nicht beenden, wegen der Witwe Janssen …«
    »Lass uns von etwas anderem sprechen.«
    »… doch jetzt kann ich es endlich tun: Ich liebe dich, Gertrud.«
    »Sergej«, sagte sie leise und fuhr ihm über die eingefallene Brust. Plötzlich stutzte sie. Befingerte den Anhänger seiner Kette erneut und knöpfte dann mit hastigen Bewegungen sein Hemd auf.
    Erschrocken wich Sergej zurück, doch sie zerrte ihn entschlossen am Hemdsaum zu sich hin und legte das Medaillon frei: die heilige Barbara.
    »Ich kann dir alles erklären«, stammelte er, während sie den Verschluss aufschnappen ließ. Der Anblick ihres eigenen Fotos verschlug ihr den Atem. Exakt zugeschnitten, damit es passte. So wie sie es Arthur damals geschenkt hatte. Damit sie immer bei ihm sei, unter Tag und sonst auch. Entsetzt starrte sie Sergej an, mit einem Mal begreifend.
    »Er ist damals gar nicht in den Schacht gestürzt, nicht wahr, Sergej? Du hast ihn hinuntergestoßen! Nachdem du ihn erschlagen und ihm das Medaillon abgenommen hast.«
    »Gertrud, ich …« Sein Kinn zitterte.
    Ohne das Ende seiner Entgegnung abzuwarten, schlug sie die Kette an seinem Hals über Kreuz, sodass die silbernen Glieder tief in die faltige Haut schnitten. Dann zerrte sie daran, mit der ganzen Kraft, die ihr das Leben gelassen hatte.

Valentinstag
    Der Valentinstag ist der Tag der Liebenden. Benannt wurde er nach dem Bischof Valentin von Terni, der als Priester Trauungen vornahm – gegen das Verbot des Kaisers. Er starb am 14. Februar 268 durch Enthauptung. An diesem Tag überrascht man den geliebten Menschen mit Blumen (Rosen!) und Süßigkeiten (Pralinen!) oder einem kleinen Geschenk. Es hält sich zwar das Gerücht, der Valentinstag sei eine Erfindung der Blumenhändler und der Schokoladenhersteller, doch lassen sich dafür keine handfesten Beweise finden. Peter Godazgar glaubt in seiner Story fest daran, dass dieser Tag den Liebenden die schöne Gelegenheit gibt, dem anderen zu sagen: Merci, dass es dich gibt!

Peter Godazgar
    Merci, Chérie, in Unna
    Dienstag, 14. Februar 2006
    Und dann erklang der Schluss der Arie Amami Alfredo aus La Traviata . Und Richard Gere kletterte die Feuerleiter hinauf, dieser mutige, mutige Mann. Der kleine Rosenstrauß, den er kurz zuvor gekauft hatte, klemmte zwischen seinen Zähnen, und er kletterte immer weiter, obwohl er unter dieser schrecklichen Höhenangst litt.
    Dann war er endlich oben und dort nahm ihn Julia Roberts in Empfang, diese wunderschöne und doch so tief verletzte Frau, die ihr schweres, schweres Schicksal als Straßenmädchen so tapfer ertrug.
    Und Richard fragte sie: »Und was passiert, nachdem der Prinz die Prinzessin aus dem Turm gerettet hat?«
    Und Julia antwortete: »Die Prinzessin rettet daraufhin sein Leben.«
    Und dann küssten sie sich.
    Valentina schniefte. Das Taschentuch in ihrer verkrampften Hand war völlig durchnässt. Auch von rechts hörte sie jetzt leise Geräusche. Valentina war glücklich. Nicht nur, dass Sven ihr zum Valentinstag diesen schönsten aller Liebesfilme geschenkt hatte
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