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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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anders.«
    Sie machte jetzt einen etwas verwirrten Eindruck, fand keine Erwiderung, also sprach Godegisel weiter.
    »Du arbeitest nicht gerne hier«, stellte er fest. Sie nickte.
    »Willst du fort?«, fragte er weiter. Sie nickte erneut.
    »Ich kaufe dir ein Haus, wo immer du leben willst«, sagte er dann.
    Sie starrte ihn an, die Augen etwas geweitet, ernsthaft ungläubig, ernsthaft hoffend, aber zum Glück nicht unwillig, beleidigt oder ablehnend, wie er es befürchtet hatte.
    »Wirst du … auch in diesem Haus wohnen?«, fragte sie dann.
    Godegisel schluckte den Kloß in seiner Kehle hinunter, der sich plötzlich gebildet hatte.
    »Das … würde ich in der Tat sehr gerne«, meinte er. Er griff nach ihrer rechten Hand, sie ließ sie in seine Hände gleiten, fast wie von selbst.
      
    Alewar grinste, erhob sich und winkte dem Wirt. Iavus kam herbeigeeilt, sah die seltsame Szene, einen Mann von Adel und Reichtum und eine heruntergekommene Köhlerstochter, und öffnete den Mund. Doch ehe er etwas sagen konnte, fand er drei Solidi in seiner Hand, überreicht von Alewar, der zusätzlich den Zeigefinger zum Mund führte.
    Iavus war nicht dumm. Er verstand. Er würde sich einen Ersatz für Pina suchen müssen. Natürlich würde die Schlampe den reichen Trottel ausnehmen und dann abhauen, aber das war dessen Problem.
    Er sah, wie die drei die Taverne verließen, zuckte mit den Achseln.
    Wie so oft in seinem Leben, so irrte der Wirt auch diesmal.
    * * *
     
    Neumann saß hinter dem frisch gezimmerten Schreibtisch und stellte sich zum wiederholten Male die Frage, warum die unfähigen Möbelschreiner immer jene waren, die ausgerechnet ihm zugewiesen wurden. Seufzend beugte er sich zur Seite und schob das Holzstück wieder unter das zu kurze Tischbein, da er es einmal mehr durch eine unachtsame Bewegung entfernt hatte. Marineoberingenieur Dahms betrachtete den Vorgang mit stillem Amüsement, dann schaute er andächtig auf den Becher vor ihm. Es dampfte nicht nur verheißungsvoll aus dem Behälter, es roch auch in etwa so, wie er es erwartet hatte.
    Kaffee.
    Nicht, dass er dazu einen wesentlichen Beitrag geleistet hatte. Köhler und Behrens hatten sich mit der Problematik des Kaffeeröstens beschäftigt, sobald sie alle wohlbehalten in Ravenna angekommen waren und ihre teilweise bereits wiederaufgebaute Siedlung wieder in Besitz genommen hatten. Der Enthusiasmus ihres Vorgehens war höchstens mit der Energie vergleichbar, mit der sie damals ihre erste Destille errichtet hatten. Dahms hatte ihnen ein paar Tipps geben wollen, doch nach kurzer Zeit musste er einsehen, dass er mehr als genug eigene Arbeit auf dem Tisch hatte, als dass er den unwilligen Innovatoren länger auf die Nerven fallen sollte. Und es war erstaunlich, dass kurze Zeit nachdem die mitgebrachten Setzlinge reife Kaffeebohnen produziert hatten, nun dieser Becher vor ihm stand. Er hatte ihn mit Honig gesüßt, was einen ganz eigenen Beigeschmack erzeugte, den er normalerweise bei Tee bevorzugte. Aber Zucker war sehr selten und teuer, und die einzige Alternative bestand in Defrutum, einem eingekochten Traubenmost, der gemeinhin als Süßungsmittel eingesetzt wurde, im Kaffee aber eklige Klumpen verursachte und den Trinkgenuss doch sichtlich schmälerte. Also Honig.
    Neumann war wieder aufgetaucht und schaute auf Dahms’ Becher. In seinem Blick war ein wenig Neid. Dahms fing den Blick auf und grinste.
    »Hast du deine heutige Ration schon gehabt?«
    Neumann grunzte etwas. Ihr Vorrat an neuem Kaffee war schon wieder so gut wie aufgebraucht. Bis zur nächsten Ernte würde es jetzt ein gutes Jahr dauern. Sie hatten viele Bohnen als Saatgut verwendet, sodass der Ertrag künftig größer sein würde. Ein Kommando aus Freiwilligen von der Saarbrücken hatte die Patenschaft für ihre kleine Plantage übernommen, hatte die Pflanzen durch hohe Hecken und Mauern geschützt und besuchte das Anbaufeld regelmäßig, um die Triebe zurückzuschneiden und den Boden aufzulockern. Die Männer zeigten eine bemerkenswerte Hingabe und Disziplin bei dieser Arbeit, sodass Neumann nur noch einmal im Monat selbst nach dem Rechten sah. Die Durststrecke war ohnehin bald vorbei. Aus Aksum hörte man, dass der dortige Anbau bereits begonnen worden war, auf Staatsplantagen, mit richtig großen Feldern und richtig vielen Arbeitern. Aber auch hier war mit der ersten signifikanten Ernte nicht vor dem kommenden Jahr zu rechnen, und bis die erste größere Lieferung dann in Rom ankam …
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