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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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bereitete.
    Als er die zweite Taverne betrat, war es bereits früher Abend. Der Schankraum, in dem ein gutes Dutzend Tische standen, war ordentlich besetzt. Es wurde Cervisia und Wein ausgeschenkt sowie kleine Becher mit dem Branntwein der Zeitenwanderer. Ein Zeichen über einer hinteren Tür deutete an, dass dort ein kleines Badehaus zu finden war. Alles roch nach Bordell, und das war auch keinesfalls ungewöhnlich. Die Grenzen sauber zu ziehen, war im Regelfall nicht möglich.
    Die Kundschaft bestand aus einfachen Leuten aus der Gegend, viele Landarbeiter, einige durchziehende Wagenfahrer, einfache Beamte. Godegisel vermutete, dass auch Sklaven hier bedient wurden. Der Kaiser hatte angekündigt, dass die Sklaverei zum Beginn des kommenden Jahres abgeschafft werden würde. Das hatte hier in der Gegend nicht zu allzu großem Aufruhr geführt, es gab wenige große Latifundien und die Region war dünn besiedelt. Jedem Freigelassenen sollte Land zugeteilt werden, entweder hier oder in anderen Regionen des Reiches. Es gab viel freies Land, vor allem da die Pest im Osten gewütet hatte. Der Kaiser wollte, dass so viele Äcker wie möglich bearbeitet wurden, und er hatte begriffen, dass freie Bauern ein viel größeres Interesse an diesen Anstrengungen hatten als unfreie Landarbeiter, die von ihrem Ertrag meist nicht viel hatten. Godegisel unterstützte diese Politik des Thomasius aus vollem Herzen.
    Die Blicke, die ihm zugeworfen wurden, waren neugierig, aber nicht feindselig. Der junge Gote stach hier aus der Menge heraus, war besser gekleidet, wenngleich er seine höhere gesellschaftliche Stellung keinesfalls aufdringlich zeigte. Dass er und sein Begleiter Alewar berechtigt waren, Waffen zu tragen, war auffällig genug. Der andere Mann seines Gefolges war draußen bei den Pferden geblieben.
    Der Wirt persönlich ließ es sich nicht nehmen, auf die beiden neuen Gäste zuzuwuseln. »Was darf ich den Herren bringen? Dort drüben ist noch ein schöner Platz!«
    »Bist du der Besitzer dieser Taverne?«, fragte Godegisel nicht unfreundlich.
    Der leicht dickliche Mann schaute ihn unter buschigen Augenbrauen hervor an.
    »Ja, Herr, mein Name ist Iavus. Ich stehe zu Diensten. Ein entspannendes Bad vielleicht?«
    Das Augenzwinkern war unmissverständlich. Godegisel rang sich ein Lächeln ab.
    »Später vielleicht, guter Iavus. Ich bin auf der Suche nach einer Pina, die hier für dich arbeitet.«
    Der Gesichtsausdruck des Wirtes bekam etwas Lauerndes – und eine Spur von Angst war gleichfalls erkennbar.
    »Pina? Wart Ihr mit Ihren Diensten nicht zufrieden?«
    »Ich möchte sie sprechen.«
    »Sie säubert die Küche.«
    »Ich gehe zu ihr.«
    »Oh … nein … ich … ich rufe sie.«
    »Wir setzen uns dorthin.«
    Godegisel wies auf den Tisch in einer Nische, der noch zwei Plätze hatte und an dem nur ein bärtiger Geselle vor einem leeren Becher saß, in den er gedankenverloren – oder betrunken – hineinstarrte. Er sah auf, als sich die Goten näherten.
    Godegisel legte eine Münze auf den Tisch. »Trink auf mich, Freund, aber tu es woanders.«
    Der Bärtige ließ sich nicht zweimal bitten, ließ die Münze verschwinden und räumte den Tisch.
    Dann, wie aus dem Nichts, stand Pina vor Godegisel, der sich kaum gesetzt hatte.
    Er erhob sich sofort wieder.
    Erst schien es, als erkenne sie ihn nicht wieder. Er hatte ordentlich zugenommen und sich gepflegt, aber es waren auch die Pestnarben noch gut erkennbar. Er hatte sich verändert, daran bestand kein Zweifel.
    Aber doch nicht genug, um Zweifel aufkommen zu lassen. Als das Erkennen in den Augen der Frau aufblitzte, wagte Godegisel ein Lächeln.
    »Ich bin zurück«, sagte er dann.
    »Das sehe ich.«
    »Du hast nicht damit gerechnet.«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Sie schwiegen für einen Moment.
    Godegisel wandte den Kopf und nickte in den Schankraum.
    »Jetzt arbeitest du hier.«
    »Sie haben mir die Köhlerei genommen. Ich bin nur eine Frau.«
    »Ich war da.«
    Sie sagte einen Moment nichts, ihr Gesichtsausdruck wirkte etwas schmerzhaft.
    »Du bist auf der Durchreise?«, fragte sie dann.
    »Nein, ich bin deinetwegen hier.«
    Die sachte Andeutung eines Lächelns flog über das etwas verhärmte Gesicht Pinas, als ob sie etwas gehört hatte, das ihr gut gefiel, sie aber nicht recht glauben konnte.
    »Was willst du?«, fragte sie dann.
    »Vieles, aber vor allem eine Schuld begleichen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Du schuldest mir nichts.«
    »Das sehe ich ganz
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