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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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Immerhin, die große Kaffeerösterei von Ravenna würde bereitstehen. Köhler und Behrens hatten überdimensioniert geplant und gebaut, so war ihnen angesichts der mickrigen Vorräte an Bohnen vorgeworfen worden. Neumann fand, dass die beiden Männer schlicht vorausschauend gehandelt hatten.
    »Die Quacksalber-Produktion läuft wieder, habe ich gehört«, sagte Dahms nun und machte ein Schauspiel daraus, einen Schluck Kaffee zu nehmen, wohlig zu lächeln und genussvoll die Augäpfel zu rollen. Neumann betrachtete die Vorführung mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck, ehe er antwortete.
    »Du willst damit andeuten, dass ich die ersten Kurse unserer Medizinisch-Pharmazeutischen Schule wiederaufgenommen habe. Das ist zutreffend. Ich habe das Curriculum auf zwei Jahre festgelegt. Dann sollten wir richtige einheimische Ärzte als Absolventen haben, die diesen Namen einigermaßen verdienen. Das größere Problem sind die Arzneimittel. Ich muss hier die ganze Chemie neu erfinden. Ich weiß manchmal nicht, wo mir da der Kopf steht.«
    Dahms tat die Klage seines Freundes mit einer Handbewegung ab.
    »Ich versuche das Gleiche – in Mathematik, Mechanik, Geometrie und verwandten Fachgebieten. Hörst du mich jammern?«
    »Du hast ja auch noch Kaffee.«
    »Der letzte.«
    »Dann jammerst du auch bald.«
    Dahms runzelte die Stirn und nickte dann langsam. »Da könntest du durchaus recht haben.«
    Er leerte den Becher und stellte ihn auf dem Tablett ab, das ein dienstbarer Geist bald abräumen würde. Er trat ans Fenster und sah hinaus. Die Lichter der Saarbrücken waren gut erkennbar. Der Kleine Kreuzer lag fest vertäut an seinem alten Stammplatz, und Dahms wusste, dass er dort auch noch sehr lange liegen würde. Die Kohlenvorräte gingen zur Neige. Die Maschinen zeigten Ausfallerscheinungen. Noch würde er den Kreuzer funktionsfähig halten können, aber bald …
    Er spürte, wie Neumann neben ihn trat und in Richtung der Bordlichter der Saarbrücken nickte.
    »Wie lange noch?«, fragte er.
    »Ich gebe ihr ein Jahr, dann wird sie nirgendwo mehr hinfahren«, erwiderte Dahms. »Wenn wir sie sehr schonen und gut achtgeben, dann vielleicht auch zwei. Aber was ist ein Machtmittel, von dem deine Feinde wissen, dass es bewegungslos im Hafen liegt und sich nirgends sehen lässt? Unser neuer Kaiser sprach bereits von einer Rundreise im kommenden Jahr, bis hinauf nach Britannien. Und er hat ja nicht unrecht. Wir müssen uns zeigen. Er muss sich zeigen. Dafür ist die alte Dame sehr gut geeignet. Aber ich mache mir keine Sorgen.«
    Er wandte sich ab und sah Neumann an.
    »Wenn wir die Saarbrücken endgültig stilllegen, mache ich eine Akademie aus dem Schiff, mit sehr viel Anschauungsmaterial. Bis dahin ist unser Flottenbauprogramm weit gediehen. Wir werden viele Dampfsegler haben, und alle werden sie Kanonen tragen. Die Meere gehören uns, bis sich die Technologie herumspricht und die anderen aufholen. Doch für die kommenden Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte, ist unser Vorsprung kaum aufzuholen. Diese Zeit müssen wir ordentlich nutzen. Möglicherweise hat uns das Schicksal dafür sogar den idealen Kaiser an die Hand gegeben. Der junge Volkert ist vernünftig und hat für sein Alter schon viel erlebt. Er hört auf Leute, die ihm Ratschläge geben, und ist maßvoll. Er ist kein Freund sinnloser Kriege und hält viel von den wichtigen Reformen, die anstehen. Wir müssen ihn nur am Leben erhalten, beschützen und ihm helfen. Dann sieht die Zukunft gar nicht so übel aus.«
    Neumann nickte. »Ich kann dir nur zustimmen. Doch ich habe manchmal große Angst vor dem Haufen Arbeit, der vor uns liegt. Ich weiß nicht, ob wir das alles jemals werden bewältigen können.«
    »Aber das müssen wir doch gar nicht, alter Freund«, erwiderte Dahms mit sanftem Tonfall und schaute wieder auf die Lichter des Kleinen Kreuzers. »Das erwartet keiner von uns. Wir tun, was wir können, um die Dinge anzustoßen und so viele Menschen wie möglich mit neuem Wissen und neuem Denken zu konfrontieren. Der Rest – der geht dann von ganz alleine. Nicht immer so, wie wir es wollen. Aber das erwarte ich auch nicht. Ich bin ja schließlich auch kein Kaiser.«
    Neumann grinste. »Ich auch nicht.«
    Er machte eine Pause und dann fügte er hinzu:
    »Und darüber bin ich auch verdammt froh.«
    Dahms widersprach ihm nicht.
    * * *
     
    »Ich mag den Pomp nicht so.«
    »Gehört zur Arbeitsstelle.«
    Volkert schaute an sich herab, hob eine Hand, kratzte an einem
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