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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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und das Podest ins Auge fasste. Dort standen die höchsten noch lebenden Offiziere seiner Armee, und mittendrin war ein hölzerner Stuhl aufgestellt, auf dem jemand saß, der …
    … einen purpurnen Mantel trug.
    Rheinberg blieb wie angewurzelt stehen.
    Beinahe hätte er sich mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen, doch er unterdrückte diese Geste. Erleichterung erfasste ihn – und Ärger über seine eigene Dummheit.
    Was für ein Narr er doch gewesen war!
    Die Situation war offensichtlich! Müde des Ringens, mit einem Heermeister gesegnet, der über eine eher schwache Basis verfügte, hatten die Legionen natürlich getan, was sie seit vielen Jahrhunderten immer als ihr Recht betrachteten – mal mehr erfolgreich, mal weniger.
    Sie hatten einen Kaiser ernannt, und das ganz offenbar aus ihrer Mitte.
    Rheinberg nickte, setzte seinen Weg fort.
    Vielleicht war das gar keine schlechte Idee. Es beseitigte die Führungslosigkeit, schob einen kleinen Knaben in Spanien aus der Schussbahn, sorgte für klare Verhältnisse und basierte auf einer erprobten, wenngleich sicher fragwürdigen Tradition. Und mit etwas Glück würde man ihn am Leben lassen. Er hatte sich niemals durch besondere Grausamkeit ausgezeichnet und er durfte erwarten, dass man mit ihm ebenso gnädig verfahren würde.
    Es hing wie immer in solchen Fällen letztendlich einfach davon ab, wen sich die Legionen ausgesucht hatten.
    Rheinberg und Neumann schauten sich an, ihre Blicke trafen die von Köhler und Behrens. Alle hatten sie offenbar begriffen, um was es hier ging. Sie würden in wenigen Augenblicken den neuen Kaiser kennenlernen.
    Rom hatte entschieden, ohne die Zeitenwanderer zu fragen.
    Auch das, dachte Rheinberg bei sich, fühlte sich keinesfalls falsch an.
    Als sie sich dem Podest näherten, erhob sich eine Gestalt, etwas unwillig, wie Rheinberg fand.
    Dann blieb er erneut stehen, erneut überrascht und um jedes Wort verlegen.
    Der Offizier, der sie bisher begleitet hatte, räusperte sich. Dann sprach er laut und vernehmlich.
    »Heermeister, die Legionen präsentieren den neuen Imperator Roms, Thomasius, den wir alle nur den Tribun nennen.«
    Rheinberg starrte auf Thomas Volkert, der seinen Blick etwas müde erwiderte.
    Das kann …
    »… doch nicht …«, flüsterte Neumann entgeistert. »Das ist doch …«
    »Ja, verdammt …«, hörte man Köhler sagen, sehr leise, aber nicht leise genug, als dass Volkert es nicht hätte hören können. Ein schmales Lächeln fuhr über das Gesicht des ehemaligen Fähnrichs und Deserteurs. Es war kein Ärger darin, keine Arroganz, nicht einmal Triumph oder Stolz. Einfach nur Müdigkeit und … Ruhe.
    Dann beugte er sich etwas nach vorne und sagte leise auf Deutsch: »Herr Kapitän, jetzt müssen wir uns über meine unstandesgemäße Liebschaft wohl keine Gedanken mehr machen.«
    Rheinberg grinste unwillkürlich und schüttelte den Kopf.
    »Nein, Volkert, Sie haben sich verbessert.« Er hielt inne. »Oder ist die Anrede jetzt nicht mehr angemessen genug?«
    Volkert machte eine abwehrende Handbewegung. »Die meisten hier waren ziemlich überrascht, als ich ihnen erzählte, ich sei ein Zeitenwanderer. Aber da gab es dann keinen Rückzieher mehr – für sie nicht und leider auch nicht für mich.«
    Er seufzte. Er schaute über die versammelte Menge. Rheinberg folgte seinem Blick und fühlte die Erwartung, die sich wie ein Schleier auf sie legte. Es war noch etwas zu tun, ein letzter, symbolischer Akt, der all dem hier Legitimität und Vollendung geben würde.
    »Ich habe mich nicht darum gerissen, Herr Kapitän. Ich wollte es eigentlich nicht.«
    Rheinberg nickte und schaute in das müde Gesicht Volkerts. Er glaubte ihm jedes Wort.
    »Das Gefühl kenne ich nur zu gut«, sagte er dann.
    Vollendung und Legitimität. Rheinberg war sich nicht zu schade dafür.
    Er winkte seinen Kameraden und alle taten es ihm gleich, wussten, was von ihnen erwartet wurde.
    Er machte einen Schritt nach vorne und ging auf die Knie.
    Es war Zeit, dem neuen Imperator die Treue zu schwören.
        
     

Epilog
     
    Godegisel stand auf der vertrauten Lichtung, sah die großen Meiler, aus denen es sanft glomm, und betrachtete die beiden Männer, die neben den großen Haufen hockten, mit Stöcken in der Hand, jeder einen Becher in der Hand, aus denen sie hin und wieder einen Schluck nahmen. Er wusste nicht, ob er schlicht ignoriert wurde oder die beiden Köhler ihn tatsächlich noch nicht bemerkt hatten, aber das war im Grunde auch

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