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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition)
Autoren: Joe R. Lansdale
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ihre ganze Kraft in den Schlag. Er versuchte, aus dem Bett zu kommen, war aber zwischen Matratze und Laken gefangen.
    »Du hast mich zum letzten Mal geschlagen«, sagte sie.
    »Du bist verrückt, Weib.«
    »Bis jetzt war ich verrückt.«
    Sie verdrosch ihn vom Kopf bis zu den Füßen und hörte erst auf, als sie nicht mehr konnte. Während sie sich ausruhte. stieß er einen Fluch aus, und da legte sie erneut los. Wäre sie kräftiger gewesen, hätte sie ihn umgebracht, aber dafür war sie einfach nicht stark genug, außerdem schlug sie ihn die meiste Zeit nicht auf den Kopf. Vor allem zielte sie auf seinen großen Körper, der bei jedem Treffer ächzte. Das Geräusch der Schläge dröhnte durchs Haus, als würde ein staubiger Teppich ausgeklopft.
    Als ihre Hände zum zweiten Mal erlahmten, verließ sie das Schlafzimmer, und als sie zurückkam, hielt sie die doppelläufige Schrotflinte ihres Manns in der Hand.
    Jones’ Gesicht war rot. Er blutete aus Ohren und Nase, und das Laken war voller Blut. »Du bist verrückt geworden, Weib«, sagte er. »Bei unserem toten Sohn, du bist verrückt geworden.«
    Sie richtete die Schrotflinte auf ihn. »Ich sollte dich erschießen.« Während sie ihn so über den Lauf der Waffe hinweg betrachtete und ihr der Geruch des Waffenöls in die Nase drang, überkam sie das Bedürfnis, einfach abzudrücken.
    »Was ist bloß in dich gefahren?«
    »Ich habe mich dir hingegeben, und dann haben wir Pete bekommen. Und ich habe zugelassen, dass du ihm beibringst, wie man Frauen behandelt, weil ich zugelassen habe, dass du mich so behandelst. Sunset blieb nichts anderes übrig, als ihn umzubringen.«
    »Das ist doch wohl nicht dein Ernst.«
    »Sie hat ihn aus genau dem Grund umgebracht, aus dem ich dich längst hätte umbringen sollen. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass du so mit mir umspringst. Vielleicht wäre Pete nicht so geworden, wenn ich nicht zugelassen hätte, dass du mich schlägst.« Sie spannte den Hahn.
    »Marilyn, tu jetzt nichts, was du später bereust.«
    »Es gibt schon genug, was ich bereue.«
    Sie ging aus dem Zimmer und kam mit einem Messer in der einen und der Flinte in der anderen Hand zurück.
    »Schatz, sei vorsichtig mit dem Ding.«
    »Sag ja nicht Schatz zu mir. Sag das nie wieder.« Mit einer einzigen flinken Bewegung zerschnitt sie das Laken, warf das Messer auf den Boden und zielte weiter mit der Waffe auf ihn. »Steh auf. Zieh deine Sachen an und nimm deine Schuhe und Socken. Und komm ja nicht zurück, außer um deine restliche Kleidung zu holen. Aber nicht heute Abend.«
    Jones saß auf der Bettkante. Sein Körper war mit roten Streifen übersät, und er blutete aus zahlreichen Wunden. Über seinem rechten Auge hatte er eine Beule, die aussah wie ein Fettfleck. »Du kannst mich nicht aus meinem eigenen Haus rauswerfen.«
    »Ich kann dich mit ein paar Schüssen über das ganze Haus verteilen. Das kann ich machen. Dich gleich hier erschießen. Oder dort drüben. Ich kann mit einer Waffe umgehen. Das weißt du.«
    »Das würdest du doch nicht tun, Scha...«
    »Wag ja nicht, das Wort auszusprechen. Zieh deine Hose an. Mir wird schlecht, wenn ich dich nackt sehe.«
    Jones holte tief Luft, griff nach seiner Hose, schlüpfte hinein, dann streifte er sich das Hemd über und wollte sich die Socken anziehen.
    »Tu, was ich dir gesagt habe. Nimm Socken und Schuhe mit. Und bleib nicht stehen, um noch was anderes mitzunehmen, sonst kommst du hier nicht mehr lebend raus.«
    »Was ist mit Pete?«
    »Der geht nirgendwohin.«
    »Und das Begräbnis?«
    »Ich gebe dir Bescheid. Wenn du willst, kannst du kommen. Aber bilde dir ja nicht ein, dass du wieder hier einziehen kannst.«
    »Das Haus gehört mir.«
    »Es gehört mir genauso. Ich habe es mir verdient, dafür, dass ich dich ertragen habe. Abgesehen davon hat meinem Daddy die Sägemühle gehört, und jetzt gehört sie mir, nicht dir. Ich bin diejenige mit dem Geld.«
    »Du bist einfach ein bisschen aufgewühlt.«
    »Das stimmt, ich bin aufgewühlt. Aber nicht nur ein bisschen. Ich bin richtig aufgewühlt.«
    »Das gibt sich wieder.«
    »Das glaube ich kaum, Mr. Jones. Bis zum heutigen Tag war mir nicht klar, dass ich was falsch gemacht habe. Bis Sunset Pete umgebracht hat. In dem Moment wollte ich sie töten, aber jetzt bist du derjenige, den ich töten will.«
    Er starrte sie an, als sei sie vielleicht jemand anderer, kam aber schließlich zu dem Schluss, dass es sich tatsächlich um seine Frau handeln musste. Er hob Socken
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