Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Titel: Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
müssen Sie eben sofort was dagegen tun. Machen Sie ein paar Apfelweinflaschen auf - vielleicht sind die mit Champagner gefüllt.»
    «Ich hab dir doch gesagt, Herbie, daß ich alt werd, was?» Scottie schüttelte den Kopf. «Nie hätt ich dem alten Mistkerl den Apfelwein andrehn dürfen. Jeder Barmann, der nur halb so alt ist wie ich, hätt erkannt, daß der ein erpichter Champagnertrinker ist.»
    «Sieht wirklich so aus, als hättest du da eine heillose Verwirrung angestiftet, Jim», gab Prittlewell zu.
    «Tut mir schrecklich leid, Herbie! Ehrlich leid! Hätten einen hübschen Fischzug gemacht, nebenbei - hätten gute dreihundert in die Sparbüchse tun können. Und diese Arbeit, die ich mir mit den Flaschen gemacht hab! Na schön.» Er wischte sich mit dem Gläsertuch die Stirne. «Man lernt wohl nie aus.»
    «Nimm's dir nicht zu sehr zu Herzen, Jim», tröstete ihn Prittlewell. «Alles geht vorüber.»
    «Einen Augenblick, bitte!» Ebbs war dem Gespräch voll Interesse gefolgt. «Soll das heißen - soll ich das so verstehen, daß Sie den Passagieren absichtlich Apfelwein serviert haben?»
    «Heiliger Bimbam», sagte Prittlewell müde. «Sie glauben doch nicht, daß wir aus Gesundheitsgründen auf See Dienst machen, oder doch?»
    «Was unterstehen Sie sich, Mr. Prittlewell! Wie können Sie es wagen, Herr! Ich möchte Sie daran erinnern, daß Sie sich ein sehr ernstes - ein äußerst ernstes - Vergehen zuschulden kommen ließen. Welches, wie ich Ihnen versichere, nicht unbestraft bleiben wird. Das wird es nicht, bei Gott! Nicht einen Augenblick! Diesen Abend werden Sie sehr teuer zu bezahlen haben. Ich zögere nicht im mindesten, Sie beide vor das Strafgericht zu bringen, sobald wir Fremantle angelaufen haben. Glauben Sie ja nicht, daß Sie bei mir die geringste Nachsicht finden werden. Ich dulde nicht den leisesten Schatten einer Ungehörigkeit -»
    «Ich hätt es an Ihrer Stelle nicht so eilig, uns einsperren zu lassen», sagte Prittlewell. «Sie stecken in dieser Sache genauso drin wie wir, müssen Sie wissen.»
    «Ich? Lachhaft! Wieso?»
    «Sie haben offenbar vergessen, daß Ihre Unterschrift in den gesamten Rechnungsbüchern aufscheint. Wenn ich befragt werde, erkläre ich, daß Sie mit uns unter einer Decke steckten. Mitgefangen, mitgehangen.»
    «Mr. Prittlewell!» schrie Ebbs, bleich werdend. «So etwas können Sie nicht wagen! »
    «O doch! Wir sitzen sozusagen in ein und demselben Boot.»
    «Ich lasse mich nicht durch Ihre Drohungen einschüchtern», sagte Ebbs. «Nicht einen Augenblick lang.»
    Prittlewell zuckte die Achseln. «Möchte wissen, was Sie statt dessen tun wollen?»
    Ebbs starrte ihn sprachlos an.
    Draußen gab's auf einmal einen Riesenkrach. Scottie öffnete kurz die Tür des Verschlags und flüsterte: «Ogottogott! Sie stürmen die Bar!»
    «Na, der Kapitän wird sie schon zurückhalten», sagte Prittlewell mit eiserner Ruhe.
    «Das werde ich bestimmt nicht tun! »
    «Los, Käpt'n, gehn Sie», sagte Prittlewell sanft.
    «Der Teufel hol Sie, Mr. Prittlewell!»
    Ebbs lugte aus dem Verschlag heraus und sprang, mitten durch die Flut der Tobenden brechend, auf den Bartisch. «Warten Sie doch!» brüllte er verzweifelt. «Meine Damen und Herren! Bitte! Bitte, warten Sie doch! Ich habe Ihnen eine wichtige Mitteilung zu machen - ich flehe Sie an! Hören Sie doch nur eine Minute auf mich! Kommen Sie doch zur Vernunft -» Niemand nahm die geringste Notiz von ihm. «Bitte, meine Damen und Herren! Ich muß Sie wirklich bitten, Vernunft anzunehmen und auf mich zu hören! Nur eine Sekunde, bitte! Nehmen Sie doch Rücksicht auf das Eigentum der Gesellschaft, bitte! Ich kann Ihnen alles erklären! Absolut alles! Ich -» Jemand schoß ausgelassen einen Siphonstrahl auf ihn. «Der Teufel soll euch alle holen, Gott verdamm mich!» schrie er, plötzlich die Fassung verlierend. «Der Teufel soll euch verdammte Bande holen! Schlagt nur die verdammte Bar zusammen! Versenkt nur das verdammte Schiff! Springt nur ins Wasser allesamt, verdammtes Gesindel! Ihr könnt mir alle gestohlen werden - ein Viehtransport ist mir tausendmal lieber als ihr!»
    Sich mit dem Taschentuch über das Haar fahrend, sprang er hinunter, schlug zwei Personen, die ihm im Weg standen, nieder und suchte verzweifelt seine Kabine auf.

21

    Ebbs saß an seinem Schreibtisch, vom traurig-erleichterten Gefühl eines auf frischer Tat gefaßten Verbrechers beherrscht. Das hoffnungslose Ringen und Suchen nach Ausflüchten war nun vorbei -nun brauchte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher