Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Titel: Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
Passagiere begrüßen, und um Mitternacht fand Ebbs sich plötzlich zwischen McBride und Toddy sitzen, die Quietschtierchen aufbliesen, dem Mädchen zupfiffen und die intimsten Freunde zu sein schienen.
    «Wir sind leider ein bißchen aufgehalten worden», sagte Ebbs zu Mrs. Judd, nachdem sie eine Runde mit Earnshawe getanzt hatte. Er begann sie zielbewußt auf eine raffiniert ausgeklügelte Nische beim Feueralarmgerät zuzusteuern. «Es ist nämlich so, daß ich Ihnen - äh, etwas ganz Spezielles zu sagen habe, meine liebste Edith. Etwas, das ich - äh, Ihnen mitzuteilen nicht umhin kann.»
    «Ja, William?» Sie blickte ihn leuchtenden Auges an.
    «Sehen Sie», sagte er, sie um den Schornstein herummanövrierend, «es handelt sich um folgendes. Ich - sehen Sie - vielmehr diese Fotografie -»
    «Kapitän! Kapitän! Wo zum Teufel ist der Kapitän?» Brigadier Brosters sonore Stimme übertönte schwach die Musik.
    «Ach, du lieber Himmel!» stöhnte Ebbs.
    «Nehmen Sie doch keine Notiz von ihm.» Mrs. Judd packte ihn am Arm.
    «Wo ist denn, verdammt noch mal, der Kapitän hingeraten? Wo steckt er? Wenn ich den Kapitän erwische, dann -»
    «Ich glaube, wir sollten lieber gehen», sagte Ebbs nervös. «Man kann nie wissen, was er im Schilde führt.»
    «Ha! » rief Broster, als Ebbs wieder unter den Lampions auftauchte. «Und was hat dieses letzte Gaunerstück zu bedeuten?»
    Ebbs war zu bestürzt, um den Mund aufzutun.
    «Sie wollen sich wohl auf Kosten der Gesellschaft Ihre Taschen füllen, was, Kapitän?» Brosters Gesicht begann sich krampfartig zu verzerren.
    «Ich habe nicht die leiseste Idee, wovon Sie sprechen», sagte Ebbs, dessen sich Erbitterung bemächtigte. «Aber Ihre Ausdrucksweise scheint mir kaum einem Gentleman angemessen, um sie nicht geradezu verleumderisch zu nennen. Ich möchte Sie erinnern, Brigadier Broster, daß die Gesetze des festen Landes auch auf hoher See Gültigkeit besitzen -»
    «Gewiß tun sie das, Kapitän! Gewiß! Sehen Sie sich das einmal an!» Er hielt Ebbs eine Flasche Champagner unter die Nase. «Riechen Sie!» zischte er. «Schnuppern Sie! Kosten Sie! Trinken Sie!»
    «Warum? Was ist los damit?»
    «Was los ist? Coke - geben Sie ein Glas her!»
    Bill Coke, der schamrot in seinem Badetuch hinter ihm stand, reichte vom Tisch ein leeres Champagnerglas herüber.
    «Auf Ihre Empfehlung hin», setzte Broster in einem Ton fort, als befehligte er eine Exekutionsabteilung, «habe ich einen Veuve Cliquot '47 bestellt - und bezahlt. Und was erhalte ich statt dessen? Apfelwein, verdammt noch mal, oder ich will nicht Broster heißen!»
    «Aber das ist doch nicht möglich!» rief Mrs. Judd, Ebbs getreulich sekundierend. «Das ist eine unerhörte Zumutung!»
    «Dann kosten Sie einmal davon, Madam, kosten Sie! »
    Sie nippte am Glas.
    «Nun, Madam, was sagen Sie jetzt?»
    Sie sagte nichts und blickte Ebbs angsterfüllt an. «Es ist Apfelwein», flüsterte sie dann.
    «Da haben Sie's! Ich hab's Ihnen doch gesagt! Was sagte ich? Es ist die schamloseste Frechheit -»
    «Schweigen Sie!» brüllte Ebbs. Er hatte das Gefühl, daß sich rund um ihn die Charlemagne zu verflüchtigen beginne. «Ich versichere Ihnen, daß es sich nur um einen reinen Irrtum handeln kann. Man hat einfach die Etiketten verwechselt, das ist alles. Der Zahlmeister wird die Sache im Handumdrehen in Ordnung bringen. Wo ist der Zahlmeister? Wo steckt Mr. Prittlewell? Hat jemand den Zahlmeister gesehen? Er war doch eben noch hier! Er kann nicht weit weg sein.»
    «Ja», sagte Broster. «Das ist es ja. Wo ist der Zahlmeister?»
    Ebbs fand Prittlewell und Scottie nach langem Suchen; sie hatten sich in dem kleinen Verschlag hinter der Bar versteckt, der zum Aufbewahren der Gläser diente.
    «Ihr Benehmen ist außerordentlich merkwürdig, Zahlmeister», sagte Ebbs schwer atmend. «Ich muß schon sagen, das hätte ich mir nicht von Ihnen erwartet. Mich im Stich zu lassen, wenn ich Ihrer am dringendsten bedarf. Es ist etwas sehr Sonderbares vorgefallen - der Champagner wurde mit Apfelwein verwechselt. »
    «Scottie hat einen unglückseligen Mißgriff getan», sagte Prittlewell und polierte nervös sein Monokel.
    «Das habe ich den Leuten gerade mitgeteilt», sagte Ebbs. «Aber ich muß sagen, das Ganze ist sehr schwer erklärlich.»
    «Einzig und allein mein Fehler.» Scottie ließ sich kläglich auf einer Kiste mit Ginflaschen nieder. «O du mein Gott! Nach so vielen Jahren! Und da muß mir ein solcher Fehltritt passieren!»
    «Nun, da
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher