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Kaelter als dein Grab

Kaelter als dein Grab

Titel: Kaelter als dein Grab
Autoren: Linda Castillo
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dich hochziehen kann.“
    An der Art, wie sie sich bewegte, erkannte er, dass die Unterkühlung bereits eingesetzt hatte. Wie in Zeitlupe beugte sie sich zurück. Sie verzog das Gesicht vor Anstrengung, doch ihr Fuß tauchte nicht aus dem Wasser auf.
    „Komm, Liebes. Hilf mir. Stemm deinen Fuß gegen das Eis, damit ich dich herausziehen kann.“ Er spürte, wie das warme Blut seinen Bauch hinunterlief, und betete, dass er lange genug bei Bewusstsein blieb, um sie aus dem Wasser zu ziehen.
    „K…kette“, flüsterte sie.
    Jake zögerte nicht und tauchte mit der linken Hand in das Wasser. Die Kette war noch immer um sie gewickelt und zog sie nach unten. Er ergriff sie und zog verzweifelt daran, um sie von ihrem Körper zu lösen.
    „K…kann n…nicht m…ehr h…halten“, sagte sie.
    Benommenheit erfasste ihn, und einen schrecklichen Moment lang glaubte Jake, dass er gleich ohnmächtig wurde. „Verdammt noch mal, Leigh, dich zu verlieren ist nicht drin.“
    „H…halt … m…mich n…nur.“
    Ihre Stimme war so schwach, dass er die Worte kaum verstehen konnte. Er lag auf dem Bauch und hielt sie mitbeiden Armen. Er konnte nicht glauben, dass es nach allem, was sie durchgemacht hatten, so zu Ende gehen sollte. Dass sie sterben würde, weil er zu schwach war, sie aus dem Wasser zu ziehen. Welch eine Ironie des Schicksals. Sie waren so verdammt nah dran gewesen, hatten es beinahe geschafft…
    Ein Brummen legte sich über alle anderen Geräusche. Jake schüttelte den Kopf, weil er es darauf zurückführte, dass die Bewusstlosigkeit ihn zu übermannen drohte. Zumindest würden sie zusammen sterben…
    Er hielt seinen Mund dicht an ihr Ohr. „Ich liebe dich“, flüsterte er und presste seine Lippen auf ihren Hals. „Ich habe dich immer geliebt.“
    „Vanderpol! Ach, du heilige Scheiße!“
    Der Klang von Rick Monteiths Stimme riss ihn aus seiner Benommenheit. Schritte polterten auf dem Eis hinter ihm. Er hob den Kopf und sah Rick auf sich zukommen.
    „Gerade noch rechtzeitig“, stieß Jake hervor.
    „Du kannst mich später ja verklagen.“
    Starke Arme ergriffen seine Schultern und zogen ihn zurück. „Ich kann … sie … nicht zurücklassen.“
    Doch Rick war bereits dabei, Leigh aus dem Eisloch zu ziehen. Kaum hatte er sie auf das schneebedeckte Eis gelegt, zog er seinen Parka aus, um ihn über sie zu legen.
    „Ich habe dich“, sagt er. „Es wird alles gut werden.“ Er blickte zu Jake. „Um Himmels willen, Jake, du blutest ja alles voll.“
    „Ist nicht so, dass ich eine Wahl hätte.“Rick stand auf. „Bleib bei ihr. Ein Hubschrauber ist auf dem Weg. Ich habe Wärmekissen im Schneemobil.“
    Jake war bereits zu Leigh hinübergekrochen, die bewegungslos im Schnee lag. Ihr Gesicht war weiß, ihre Lippen zeigten ein dunkles Blau.
    „Leigh“, sagte er. „Komm, Liebes, wach auf. Sprich mit mir.“
    Ihre Lider flatterten, sie öffnete die Augen. „Du … hast mir … das Leben gerettet.“
    „Na ja, ich hatte ein bisschen Hilfe.“
    Ein winziges Lächeln spielte um ihren Mund. „Habe ich das geträumt, dass du gesagt hast, dass du mich liebst?“
    „Das war kein Traum.“
    „Ich schätze, das ist ein guter Zeitpunkt, um zu gestehen, dass ich dich auch liebe.“
    Ihre Augen drohten wieder zuzufallen, doch er schüttelte sie. „Leigh, verdammt, halt durch. Bitte, Liebes. Ich brauche dich. Ein Hubschrauber ist unterwegs.“
    „… dich immer … geliebt“, hauchte sie.
    Rick kehrte zurück und kniete sich neben Leigh. „Du wirst sie loslassen müssen, Partner. Lass mich diese Wärmekissen auf ihren Bauch legen, und danach sehe ich mir deine Schusswunden an.“
    Zu schwach für Widerspruch, rollte Jake sich auf den Rücken und sah in den Himmel hinauf. Überall wirbelten Schneeflocken durch die Luft. Er fühlte Leighs Hand kalt und leblos in der seinen. Bitte, lass sie nicht sterben!
    Schläfrigkeit überkam ihn und zog ihn an einen Ort,wo es dunkel und warm und sicher war. Er glaubte, einen Hubschrauber über sich in der Luft zu sehen, doch er hörte keinen Motor und nahm an, dass er halluzinierte.
    Dann umfing ihn Dunkelheit. Wärme durchströmte seinen Körper. Er griff Leighs Hand noch fester. Ich liebe dich, dachte er.
    Doch das reichte nicht, um die Dunkelheit abzuwehren.

21. KAPITEL
    Ihre Hand fühlte sich warm und unglaublich weich an in der seinen. Obwohl er benommen war von den Medikamenten und noch immer Schmerzen hatte, spürte er das Verlangen, das in ihm aufstieg. Er wollte sie
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