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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben
Autoren: F Schmöe
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zu, dass sie ganz alleine losgeht und Autos klaut.«
    »Sicher«, sagte Hardo. »Sie ist viel stärker, als sie selbst denkt.«
    »Und Gwendolyn? Wieso stand ihr Auto am Staffelberg?«
    »Das ist ziemlich einfach«, stellte der Kommissar fest. »Wenn man’s weiß. Sie bewarb sich doch für Holzhof. Als sie abgelehnt wurde, mietete sie sich in Bamberg in der Concordiastraße ein, um dort auf eigene Faust ihre Kunst zu betreiben. Aber irgendwie ging ihr Booz’ Absage nach. Sie machte sich ab und zu auf den Weg nach Holzhof, nur um sich umzusehen. Bemerkte, dass Jana nachts oft unterwegs war. Las von den Käfermorden. Zählte eins und eins zusammen. Sie mag keine begnadete Künstlerin sein, aber sie ist intelligent.«
    Katinka fuhr sich durch das kurze Haar.
    »Sieht schick aus«, sagte Hardo anerkennend. »Jedenfalls verfolgte sie Jana nach dem dritten erdolchten Käfer auf ihren Fahrten durch die Nacht. Sie meinte, auf diese Weise Zeugin zu werden, wie Jana einen Käfer aufschlitzt, und sie überführen zu können. Stattdessen fuhr Jana aber zum Staffelberg. Gwendolyn heftete sich zwar an ihre Fersen, verlor sie aber aus den Augen. Sie ging zu ihrem Auto zurück und fuhr heim.«
    »Behauptet sie.«
    »Es gibt Zeugen. Zwei Frauen, die in der Wohnung über ihr wohnen, haben sie kommen sehen. Sie luden Gwendolyn zu einem Schlummertrunk ein. Zu der Zeit, als Sie auf dem Plateau mit Booz Windsack spielten, nippte Gwendolyn schon am Rotweinglas.«
    »Wusste Gwendolyn von Danis Ideenklau?«
    »Nein.«
    »Katinka!«
    Brittas Stimme schallte durchs Haus.
    »Wir sollten mal die Steaks auf den Grill legen«, schlug Hardo vor. »Nach Ihnen.«
    Katinka turnte die Strickleiter hoch. Hardo folgte, behänder als sein Bauch es ihm eigentlich erlauben konnte. Sie verschlossen die Falltür und schoben den Holzklotz zurecht.
    Draußen herrschte Feierstimmung. Ignaz Palfy betreute hingebungsvoll den Grill. Britta schoss Fotos, während Tom und Alban das Fass anzapften. Ein CD-Spieler beschallte den Garten mit Vivaldi-Klängen. Sabine Kerschensteiner stellte einen großen, frisch gepflückten Blumenstrauß in einen Bierkrug.
    »Stopp!«, rief Katinka.
    Alle sahen zu ihr herüber.
    »Wartet. Erst gibt es Sekt. Ich muss euch was erzählen.«
    Alban guckte Tom mit großen Augen an. Tom grinste. Er holte die kalten Sektflaschen aus der Küche. Ka-tinka folgte mit Gläsern. Die Korken ploppten aus den Flaschen.
    »Hat jeder?«
    Ignaz Palfy wischte sich die fettigen Hände an einer blau-weiß gerauteten Schürze ab. Wenn das seine Landsleute sehen könnten, dachte Katinka grinsend.
    »Ich hoffe, deine Ansprache dauert nicht zu lange, Tochter«, warnte Ignaz Palfy. »Die Steaks …«
    »Sie dauert nicht lange.« Katinka räusperte sich. »Ich möchte auf Dani trinken. Wir alle wären … glücklich, wenn sie noch hier wäre, um mit uns zu feiern.«
    Bedrücktes Schweigen. Katinkas Blick streifte ihren Vater. Er tat ihr ein wenig leid. Zum ersten Mal sah sie bewusst, wie schmächtig er war.
    »Aber auf ihre Weise ist sie noch hier bei uns. In ihrer Kunst.«
    Einige nickten.
    »Für mich ist sie auf besondere Weise lebendig. Ich bekam heute einen Anruf aus Wien. Von Dr. Rosenstock.«
    Ignaz Palfy sah unbeteiligt durch den Grill hindurch.
    »Er teilte mir mit – und das war die größte Überraschung der letzten Tage – dass ich Danis Alleinerbin bin.«
    »Was?«, rief Britta. Tom grinste und tauschte wissende Blicke mit Katinkas Vater. Sabine Kerschensteiner verschüttete Sekt und Hardos Augen bohrten sich in Katinkas.
    »Ich weiß, dass ich damit für den Herrn Hauptkommissar wieder eine Spur verdächtiger bin«, sagte Katinka mit einem Lächeln. »Von nun an ist dieses Haus meines. Aber es ist auch eures. Ich freue mich, dass ihr mir diesen Abend schenkt. Ich freue mich, dass ihr meine Freunde seid und nicht davonlauft, wenn ich Leichen finde. Danke. Ihr seid hier immer willkommen, jeder Einzelne von euch. Ich möchte dieses Glas auf Dani erheben. Und auf die Kunst.«
    »Auf Dani!«, riefen alle.
    »Tolle Rede, Kat the Catey«, sagte Tom und legte den Arm um sie. Ignaz Palfy widmete sich voller Hingabe dem Grill.
    Ein Wagen pirschte sich den Weg zum Haus voran. Ein giftgrüner Golf. Das Auto hielt, und eine Dame im Kostüm stieg aus und sah unsicher durch den Garten zu ihnen herüber. Katinka tauschte einen Blick mit dem Kommissar.
    »Ich glaube, da kommt Besuch für Sie, Palfy«, sagte Hardo.
    »Für mich?«, fragte Ignaz Palfy
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