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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben
Autoren: F Schmöe
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Problem?«
    »Du hast zu viele amerikanische Filme gesehen. Und jetzt machst du wieder eine Meldung für die Medien draus, oder? Star-Architekt Palfy zu Unrecht von deutscher Polizei verdächtigt. Nein, besser noch: verfolgt. Gefesselt. In Handschellen abgeführt und gefoltert. Tolle Publicity für deine kommenden Projekte.«
    Ignaz Palfy lachte, strich Katinka übers Haar und sagte:
    »Sehen wir uns heute Abend zum Essen?«
    »Das wird ein volles Haus. Britta kommt, inklusive ihrem Langzeitlover Alban, und Hardo und Sabine wollten auch vorbeischauen.«
    »Ich muss mich schon wundern, dass du mit der Polizei so gut kannst.«
    Er küsste sie auf die Wange und ging. Katinka wartete, bis unten die Haustür zuschlug. Dann setzte sie sich in Toms Arbeitszimmer aufs Sofa. Sie musste Vish-nu ein wenig zur Seite schieben. Beleidigt spazierte der Kater davon und strich um Toms Beine.
    »Er liebt dich abgöttisch«, sagte Katinka seufzend.
    »Wir Männer müssen eben zusammenhalten«, erwiderte Tom.
    Sie sah ihn zweifelnd an.
    »Es wäre nett, wenn ihr euch nicht gegen mich verbünden würdet«, sagte sie. Sie fühlte sich immer noch müde, unendlich müde, als hätte man ihr Beruhigungsmittel für mindestens eine Woche in die Venen gepumpt. »Aber ich hoffe, du verstehst, dass ich dich liebe und mit dir zusammenbleiben will.«
    Tom hob den Kopf. Lächelte. Warf ihr einen Kuss zu. Sie fing ihn mit der rechten Hand auf.
    »Sollte ich daran zweifeln?«, fragte er anzüglich.
    Katinka stöhnte theatralisch.
    »Da mache ich dir eine wirklich tiefsinnige Liebeserklärung, und du gibst nur irgendwas Lapidares von dir.«
    »Ach, ehe ich es vergesse, die Optikerin hat angerufen. Deine Brille ist repariert, die neuen Gläser sind drin. Du kannst sie abholen.«
    Katinka nickte. Sie hätte ihn gerne gefragt, wie es ihm eigentlich ging, wie es um seine Mutter stand, auch wenn sie nicht seine leibliche Mutter war, wie es mit ihnen beiden weitergehen sollte. Aber er war so ruhig und still und in sich und seine Arbeit versunken wie immer. Bloß nicht stören, dachte Katinka. Sie ahnte, dass sie beide diese schmerzlichen Dinge angehen mussten. Katinka fehlte dazu momentan der Mut, doch sie spürte, dass sie am Scheideweg standen. Entweder würden sie ihrer Beziehung mehr Nähe und Verständnis füreinander geben können, oder sie beide würden auf Dauer selbstbestimmtere Wege gehen, mit mehr Distanz zwischen sich. Katinka hätte gern die Nähe gewählt, aber dazu gehörten zwei.
    Das Telefon klingelte. Es lag direkt neben Toms Rechner. Er nahm es auf, bevor Katinka vom Sofa hochkam.
    »Tom Thiele hier?«
    Er schwieg einen Augenblick verwundert, dann ließ er das Telefon sinken und sah Katinka an.
    »Für dich. Aus Wien.«
    Katinka nahm ihm verwundert den Apparat aus der Hand.
    »Ja, hallo?«
    »Grüß Gott. Spreche ich mit Frau Katinka Palfy?«
    »Ja, am Apparat.«
    »Entschuldigen Sie die Störung. Ich bin Dr. Emmo Rosenstock, Wien. Haben Sie einen Augenblick Zeit für mich?«
    »Sicher«, sagte Katinka. Sie ging mit dem Telefon am Ohr in die Küche und goss sich den Rest Kaffee aus der Kanne in ihren Becher.
    »Frau Daniela Zanini war vor kurzem bei mir. Sie wissen, dass sie verstorben ist. Ja, mein Beileid, Frau Palfy.«
    »Ich … danke.« Katinka fand, dass er die Dinge nicht ganz in der richtigen Reihenfolge vorbrachte.
    »Sehen Sie, ich hätte mich schon früher bei Ihnen melden wollen, aber eine Augenoperation hat mich davon abgehalten. Jedenfalls würde ich Sie herzlich bitten, nach Wien zu kommen. Natürlich nur, wenn Ihnen das möglich ist.«
    »Worum geht es denn«, fragte Katinka ungeduldig und schüttete viel zu viel Milch in ihren Kaffee. Die Brühe nahm die Farbe einer Lehmpfütze an.
    Dr. Rosenstock zögerte.
    »Ich kenne Sie ja noch als kleines Mädchen, Katin-ka. Also erlauben Sie mir, dass ich Sie Katinka nenne, ja? Folgendes. Daniela Zanini hat ihre Angelegenheiten erst vor kurzem neu geregelt. Sie kam durch Vermittlung Ihres Herrn Vater zu mir. Und ich darf Ihnen bekannt geben, dass Frau Zanini ihr Testament geändert hat und Sie, Katinka, als ihre alleinige Erbin eingesetzt hat.«
    »Sie hat … was?«
    Rosenstocks Kichern geisterte durch die Leitung.
    »Sie hat sich das sicher so gedacht, die Frau Zanini. Dass Sie sehr erstaunt sein werden. Um genau zu sein, Katinka: Es handelt sich um eine Eigentumswohnung in Wien in der Berggasse, Nähe Votivkirche, im 9. Bezirk. Knappe 100 Quadratmeter. Dann hätten wir da Frau
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