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K

K

Titel: K
Autoren: T McCarthy
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Bedeutungsbereiche fort, die im originalen C mit anklingen. In C wogt natürlich das Meer, the sea , und das Meer zieht sich mit all seiner Metaphorik durch
den ganzen Roman bis bin zu seinem allerletzten Bild, einer Totenwache, einer Heckwelle, einer wake ( Finnegan’s Wake ), und steht wie die Tinte für das Dunkle, den Tod, aber auch für den Äther und die Ätherwellen, selbst für das Rund der Schallplatte und vieles mehr. Mit dem Gleichklang von C und see eröffnet sich ein weiterer Bedeutungsraum, der im Deutschen verloren geht, im Roman aber eine große Rolle spielt.
    K ist in Schichten angelegt. Die erste Schicht bietet dem Leser einen nahezu klassisch anmutenden Bildungsroman. Eine tiefer gelegene Schicht verknüpft Bilder zu einem Echoraum, so erinnern etwa Grabanlagen in Ägypten an Tunnel, die aus einem deutschen Gefangenenlager in die Freiheit führen sollen, an die Gräben des weiträumig untertunnelten Kurorts Klodĕbrady und diese wiederum an die Schützengräben in Frankreich. Eine weitere Schicht führt auf die Wortebene. Als nur eines von vielen Beispielen sei das Landgut Versoie genannt, auf dem Serge aufwächst. Der Name erinnert an Versailles, den Hof des Sonnenkönigs, was auf den Sonnengott Ra im alten Ägypten verweisen könnte, der in Serges Todesträumen auftaucht. Versoie könnte aber auch auf Un ver à soie anspielen, einen Essay von Jacques Derrida über Seidenraupen, wie sie auf Versoie ja gezüchtet werden, und vielleicht klingt in ver sogar veil an, der Schleier, jene Glückshaube etwa, mit der Serge geboren wurde, oder der Fallschirm, der Serges Flugzeug beim Absturz über der Front umhüllt und ihm die Sicht nimmt, ihm aber das Leben rettet, der Seidenstrumpf seiner Geliebten, den er sich beim Fliegen zum Schutz vor der Kälte über das Gesicht zieht – und so weiter.
    Jede Bedeutungsschicht verwebt sich mit anderen Bedeutungsschichten und kann im Leser eine schon fast süchtig machende Lust auf Spurensuche auslösen, Spuren, die auch über den Roman hinaus auf viele Werke der Weltliteratur verweisen, etwa von: Maurice Blanchot, Charles Dickens,
Jacques Derrida, Ernst Jünger, Filippo Tommaso Marinetti, Martin Heidegger, Georges Bataille, J. G. Ballard, Sigmund Freud, Franz Kafka, E. M. Forster, Konstantinos Kavafis, Ovid, James Joyce, Sophokles, die Bibel, Geoffrey Chaucer, Jean Cocteau, Friedrich Hölderlin, Alain Robbe-Grillet, Vladimir Nabokov und viele mehr.
    Wie gesagt, Übersetzen bedeutet Gewinn und Verlust, und es gibt ihn auch hier, den Gewinn, etwa den Eröffnungszug im Schach (K4), den Kurort, der auch im Original Klodĕbrady heißt, einen gewissen Herrn K, und selbst Kafka wird im Englischen zum Glück noch mit K geschrieben, was manchem Leser den Übergang von K zum Käfer erleichtern mag. Anders als die größeren Verluste, die angezeigt gehören, da man sie aus der deutschen Fassung des Romans nicht herauslesen kann, will ich sie hier nicht alle aufzählen, die kleinen Erfolge und Zugewinne, die helfen, die Lektüre zu verdichten und übersetzerische Fehlbeträge ein wenig auszugleichen.
    Bleibt mir zum Schluss nur, mich zu bedanken, bei Prof. Dr. Helge Novak für seine Hilfe bei der Übersetzung des Gedichts von Edmund Spencer, beim Brandenburger Gut Zernikow mit seiner informativen Dauerausstellung Vom Maulbeerbaum zur Seide , bei Deutschlands ältester Funkstation in Nauen, dem Deutschen Museum für Technik und dem Deutschen Museum für Kommunikation in Berlin, zahllosen Amateurfunkern und Radiobastlern, die mir halfen, die ersten Detektorenempfänger (hoffentlich) korrekt zu beschreiben, den Enthusiasten historischer Flugmaschinen und meinem Band K der 6. Auflage des Meyerschen Konversationslexikons, mit dem mich über Wochen eine enge Beziehung verband.

Originaltitel: C
Originalverlag: Cape, London
     
     
    Die Verse in Kapitel 8 (II) wurden mit freundlicher Genehmigung
des Mattes Verlags, Heidelberg, folgendem Werk entnommen:
A. E. Housman: Die »Shropshire-Lad«-Gedichte.
Aus dem Englischen von Hans Wipperfürth.
Mattes Verlag, Heidelberg 2003, XXVII, S. 21.
     
     
     
     
    1. Auflage
    Copyright © 2010 by Tom McCarthy
    Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe
2012 by Deutsche Verlags-Anstalt, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung und Gestaltung der Teiletitel:
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Typographie und Satz: DVA/Brigitte Müller
Gesetzt aus der Meridien
     
     
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