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K

K

Titel: K
Autoren: T McCarthy
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und wirkt fest entschlossen; auch die Lippen bleiben gespannt und straff, als versuche er, noch etwas zu sagen. Bei jedem Ausatmen formen sie einen kleinen, spröden Schlusslaut, der wie ein anhaltendes, lang gezogenes Ssssss klingt, dann aber, am Ende des Atemzugs, wenn die kollabierende Lunge sich geleert, der Rückwärtsgang aber noch nicht eingelegt ist und der langsame Prozess des Wiederfüllens noch nicht begonnen hat – in dem kurzen Hiatus zwischen Ausatmen und Einatmen –, zieht sich die Kehle des Mannes drei-, viermal in rascher Folge zusammen und produziert wiederholt einen Klicklaut, ein K-k-k-k-Stakkato. Er macht dies jedes Mal mit seltsamer Regelmäßigkeit: »Ssssss, k-k-k-k; ssssss, k-k-k-k; ssssss, k-k-k-k …«
    Der Funkraum liegt ein Deck tiefer. An der Wand hängen zwei Uhren, eine zeigt Kairoer, die andere Londoner Zeit an. Darunter verlaufen dünne, elektrische Kabel über die Holzpaneele, eines führt zu einer Lampe, das andere zu einer Glocke. Unterhalb dieser Kabel sitzt ein Mann mit Kopfhörern, das Gesicht zur Wand. Rechts von ihm liegen ein Stapel Papiere und ein Stempel, und rechts davon hängt ein an die Wand genagelter Korb; über dem Korb, sich zur Decke hin verbreiternd, ist ein Sprechrohr angebracht. Der Raum hat keine Fenster. Der Funker dreht sich nicht um, als er auf die Frage des Stewards, ob ein Telegramm für einen gewissen
S. Karrefax eingetroffen sei, die Papiere im Korb sichtet und mit einem Kopfschütteln antwortet.
    Der Steward geht. Als er auf dem Weg zur Treppe an der Küchentür vorbeikommt, tritt ein sudanesischer Koch heraus und schüttet Abfälle aus einem Eimer über die Heckreling der Borromeo ins Meer. Der Steward bleibt stehen und sieht den im aufgewühlten Wasser tanzenden Abfällen eine Weile zu. Am Himmel ist kein Mond: Das Kielwasser, zwei weiße, rückwärts ins Dunkel verlaufende Streifen, wird allein vom elektrischen Licht des Schiffes erhellt. Als die Wellen, auf denen der Abfall tanzt, aus seinem Blick schwinden, dreht sich der Steward zur Treppe um. Die Kielspur bleibt, der Länge nach ins Wasser geätzt; dann verblasst auch sie, doch ist niemand da, der dies sieht.

DANKSAGUNG
    Vielen Dank an: Louise Stern für ihre anregenden Vorträge über Gehörlosen-Unterricht; Jane Lewty für ihre Einblicke in Sachen Rundfunk und Modernismus; Penny McCarthy für Spenserischen Rat; Cathie Shipton für ihr chemisches Wissen; Sam Crosfield für seine hortikulturelle Sachkenntnis; Aleksander Kolkowski, der alles weiß, was man über frühe Aufnahmegeräte nur wissen kann; Markéta Baňková, die für mich den idealen Kurort fand; Edward Bottoms, der mir half, die Geschichte der Architectural Association auszugraben; Steven Connor für die Lektüreliste zum Thema Séancen; Marko Daniel für die Bilder von Arsenura armida und Marconi-Funkerkabinen; Charles Burney für ägyptologische Weisheiten; Alex Bowler für das aufmerksame Lektorat; Dan Franklin für sein Vertrauen; Marty Asher und Sonny Mehta für ihr Engagement; und Melanie Jackson und Jonny Pegg für ihre unermüdliche Unterstützung.

NACHWORT DES ÜBERSETZERS
    In der englischen Presse stand nach Erscheinen von C , so der Originaltitel, bald fest, dass der Roman eigentlich unübersetzbar sei, und ich muss gestehen, dass sich so manches in dem Werk dagegen sperrte, in eine andere Sprache hinübergetragen zu werden. C lautet nicht nur der Titel des Buches, C steht auch für: communication, connection, cocaine, carbon, copy, crypt, code, catacomb, Carrefax, Cairo, carbon, caul – Wörter, die sich ohne Weiteres mit einem deutschen K-Wort wiedergeben lassen. C steht aber auch mitten im Zentrum des Buches, denn C ist die chemische Abkürzung für Kohlenstoff, für den Baustein des Lebens schlechthin. Mit dem Verweis auf Karbon lässt sich ein wenig von dieser Anspielung retten, doch bleibt ein Verlust, die wohl schmerzlichste Einbuße beim Wandel von C zu K. Ebenso geht im Deutschen die Verbindung zu carnage, dem Gemetzel, verloren, zu cyanite , Zyanid, zu constipation , Verstopfung, zu Carter (Howard) und Lord Carnavon, aber auch die Verschiebung von insect zu incest , vom Insekt zum Inzest, ein Wortspiel, bei dem im Englischen nur der Buchstabe C mit dem schwesterlichen S den Platz wechselt. Die Anklänge von insect, incest und inkset also lassen sich nur in diesem Nachwort aufweisen, da im Deutschen allenfalls sehr weite Wege vom Tintenkasten zur Geschwisterliebe führen. Des Weiteren fallen ganze
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