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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman
Autoren: Sarah Dessen
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ruhig glauben.«
    »Tue ich.«
    »Nur
ein
Schlag«, brummte er, bevor er hastig hinzufügte: »Was es nicht rechtfertigt. Außerdem hatte ich verdammtes Glück im Unglück, weil uns der Türsteher sofort getrennt und gesagt hat, wir sollen verschwinden. Und weil er nicht die Bullen gerufen hat. Denn in dem Fall   …« Er verstummte kurz. »Es war einfach ultradämlich.«
    »Aber deiner Mutter hast du es erzählt. Immerhin.«
    »Sie hat auf den ersten Blick gesehen, wie stinkig ich war, als ich nach Hause kam, und sofort nachgefragt, was passiert sei. Da musste ich ihr natürlich reinen Wein einschenken   –«
    »Weil du immer ehrlich bist.« Ich trat noch einen Schritt vor.
    »Nun denn, ja.« Er sah mich an, vielmehr zu mir runter. »Sie war auf hundertachtzig, um es gelinde auszudrücken.Fand, völlig zu Recht, dass ich jetzt mit den Konsequenzen, sprich der Strafe, leben muss. Aber als ich heute trotzdem unbedingt herkommen wollte, wurde die Sache ein bisschen knifflig.«
    »Ist schon gut.«
    »Ist es nicht.« Hinter ihm sprudelte der Brunnen, Sonnenlicht glitzerte auf der Wasseroberfläche. »Weil ich eigentlich nicht so bin. Jedenfalls nicht mehr. Aber ich bin schlicht und einfach   … ausgeflippt.«
    Ich strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Findest du wirklich?«
    »Bitte was?«
    »Ich weiß nicht«, meinte ich achselzuckend. »Aber für mich ist das nicht ausflippen.«
    »Nicht?« Er stutzte, sah mich an. »Ach so, ja. Richtig.«
    »Ausflippen bedeutet für mich etwas anderes. Einfach abhauen, niemandem sagen, was los ist, langsam im eigenen Saft schmoren, bis man explodiert. Eher in der Art.«
    »Ah ja. Alles bloß eine Frage der Definition, schätze ich.«
    »Denke ich auch.«
    Immer noch wuselten die Menschen um uns herum, liefen hierhin, dorthin, verbrachten ihre Mittagspause so angenehm oder sinnvoll wie möglich, ehe der Rest des Tages begann. Ich wusste, dass irgendwo hinter mir meine Familie auf mich wartete. Dennoch ergriff ich Owens Hand, streichelte sie.
    »Sieht fast so aus«, meinte er und seine Finger umschlangen die meinen, »als hättest du auf alles eine Antwort.«
    »Nö. Ich versuche nur, unter den gegebenen Umständen mein Bestes zu geben.«
    »Und wie läuft das so?«
    Darauf gab es keine schnelle Antwort. Wie so vieles andere war auch das eine lange Geschichte. Aber was jede Geschichte erst real werden lässt, ist jemand, der zuhört. Und versteht.
    »Na ja, es läuft eben so, irgendwie, einen Tag nach dem anderen«, antwortete ich.
    Er lächelte mich an. Ich erwiderte sein Lächeln, trat noch näher, wandte ihm mein Gesicht zu. Als er sich vorbeugte, um mich zu küssen, schloss ich die Augen. Sah in dem Moment jedoch nicht das übliche, undurchdringliche Schwarz der Dunkelheit. Sondern etwas anderes. Etwas Strahlendes, fast wie ein kleines Licht, das zart, aber beständig leuchtete. Mehr als genug für mich, um vorwärtszugehen, Schritt für Schritt, mich aus der Tiefe hochzuarbeiten, auszubrechen, dem Licht entgegen. Endlich.

Kapitel 20
    Ich setzte den Kopfhörer auf. Blickte zu Rolly hinüber. Und als er jetzt den Daumen hob, beugte ich mich übers Mikrofon.
    »Es ist zehn vor acht. Ihr hört WRUS, euren kommunalen Radiosender. Ich weiß, normalerweise läuft um die Zeit die Sendung
Anger Management
. Die kommt auch wieder, und zwar in genau   …«   – ich warf einen Blick auf meinen Notizblock, wo über meiner detaillierten Playlist in meiner Sonntagshandschrift eine große Zwei mit dickem Ausrufezeichen prangte   – »...   zwei Wochen. Bis dahin gibt es hier jeden Sonntagmorgen die
Geschichte meines Lebens
mit Annabel. Und jetzt:
The Clash

    Ich behielt den Kopfhörer auf und Rolly so lang im Auge, bis die ersten Töne des
Rebel Waltz
zu hören waren. Worauf ich erst einmal tief durchatmete. Ich hatte das Gefühl, seit Ewigkeiten die Luft angehalten zu haben. Der Lautsprecher über meinem Kopf brummte leicht. Clarkes Stimme drang durch die Gegensprechanlage.
    »Sehr gut«, meinte sie. »Das klang kaum noch nervös.«
    »Kaum nervös heißt trotzdem nervös.«
    »Du warst spitze«, quasselte Rolly dazwischen. »Ich weiß gar nicht, warum du dich dauernd so verrückt machst. Schließlich läufst du hier nicht im Bikini vor irgendwelchenwildfremden Leuten rum.« Clarke warf ihm einen giftigen Blick zu. »Was? Stimmt doch!«
    »Das hier ist schwerer.« Ich nahm den Kopfhörer ab. »Viel schwerer.«
    »Warum?«
    Ich zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Es ist
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