Julischatten

würde sein vertrautes Terrain verlassen müssen und neues betreten.
    Seine Finger glitten über die Tasten und er begann zu tippen.
    »Liebe Sim, sicher weißt du schon, dass Jo euch über Weihnachten besuchen wird. Sie hat mich heute gefragt, ob ich Lust hätte, sie zu begleiten. Das kam ziemlich überraschend, aber ich würde gerne deine Familie kennenlernen und eine Vorstellung davon bekommen, wie du lebst. Außerdem könnten wir dann von vorn beginnen, die Tage bis zu unserem Wiedersehen im nächsten Sommer zu zählen. Es wären nicht mehr so viele.«
    Er hielt einen Moment inne.
    »Ach ja, Sim, da wäre noch etwas. Ich würde dir gerne wieder vorlesen.
    Dein Luke.«
    Er holte tief Luft und drückte auf Senden.

Nachwort
    Dank eines Auslandsstipendiums der Thüringer Kulturstiftung konnte ich im Sommer 2010 zwei Monate im Pine-Ridge-Reservat in South Dakota verbringen, um für dieses Buch zu recherchieren.
    Für mich war es eine aufregende, gute, aber auch sehr traurige Zeit. Ich habe beeindruckende Menschen kennengelernt und bin dankbar, dass sie ihre Geschichten mit mir geteilt haben. Einige sind in diesen Roman eingeflossen.
    Die Story von Super-Mom, die ihre Pflegekinder als Drogenkuriere benutzte, ist nur eine von unzähligen traurigen Begebenheiten, die sich Tag für Tag im Reservat abspielen. Bernadines Ähnlichkeit mit der tatsächlichen Drogendealerin ist beabsichtigt. Aber Julischatten ist ein Roman und alle übrigen Figuren sind frei erfunden.
    Die Textzeilen in Lakota-Sprache entstammen dem Buch Inipi – Das Lied der Erde von Annie Pazzogna.
    Die Liedzeilen von Medusa’s Child sind dem Album Damnatio Memoriae entnommen. Danke, Crow.
    Antje Babendererde, Liebengrün im Oktober 2011