Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julias kleine Sargmusik

Julias kleine Sargmusik

Titel: Julias kleine Sargmusik
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nach Hause nehmen.«
    »Da wüsste ich etwas Besseres.«
    »Ich frage nicht erst, was«, erwiderte unser Chef und stieß die Tür zu seinem Büro auf. Ich kniff Suko ein Auge zu, als wir ihm folgten, dann durften wir uns setzen.
    Sir James nahm einen Schluck von seinem Magenwasser, räusperte sich und überraschte uns mit einem Namen.
    »Kennen Sie die Witwe Featherhead?«
    Suko schaute mich an, ich schaute ihn an und schüttelte den Kopf.
    »Nein, Sir, ich kenne nur eine Witwe Bolte. Sie wissen ja, Wilhelm Busch, der die Geschichte von Max und Moritz…«
    »Geschenkt Sinclair.«
    O je, der Alte hatte heute wieder eine Laune zum Wegwerfen. Dabei sollte man doch die Woche mit Humor beginnen, um nicht zu zeigen, wie sehr man sich über den Montag ärgerte.
    »Sie werden diese Dame kennen lernen«, sagte unser Chef. »Und zwar in der nächsten Stunde, denn ich habe sie beide als Begleiter für Mrs. Featherhead ausgesucht.«
    »Leibwächter?«
    »So ungefähr. Sie werden in ein Krankenhaus fahren und sie dort abholen, das ist alles.«
    »Und dann?«
    »Bringen Sie die Dame nach Mullogh.«
    »Wo liegt das denn?«
    »Im Süden, nicht weit von der Küste entfernt. Es ist eine reizende Gegend. Viel Wald, weite Felder, beschaulich würde ich sagen.«
    »Und wo ist der Haken?«
    »Bei Mrs. Featherhead. Sie hat nämlich etwas erlebt, das überhaupt nicht in die Beschaulichkeit ihrer Gegend hineinpasst. Der Schock war so groß, dass man sie zu einem Spezialisten nach London brachte. Jetzt ist sie angeblich geheilt, und Sie werden sich um sie kümmern. Man hat Tonbandprotokolle ihrer Aussagen aufgenommen, und Mrs. Featherhead sprach da von einigen seltsamen Dingen. Von einer Toten, die Geige spielte, einer Erde, die einen Menschen verschlungen hat, außerdem von Atlantis. Das sind die drei Dinge, die die Ärzte stutzig werden ließen. Aus diesem Grunde hat man mich auch informiert. Das kann natürlich Spinnerei sein, braucht es aber nicht. Deshalb werden Sie sich darum kümmern.«
    »Sollen wir länger in Mullogh bleiben?« fragte Suko.
    »Das überlasse ich Ihnen.« Sir James nahm einen Schluck von seinem Magenwasser. »Sie werden schon wissen, ob es seine Richtigkeit hat. Ich würde Ihnen nur raten, sich den Friedhof von Mullogh einmal genauer anzusehen, wenn es möglich ist.«
    »Mit der Witwe zusammen?«
    »Natürlich.«
    »Okay, wir werden fahren«, sagte ich. »Wenn Sie mir die Adresse noch geben?«
    »Ja.«
    Die Witwe lag im St. Mary Abbots Hospital. Das war in Kensington, ziemlich weit weg.
    »Sollen wir von dort aus weiterfahren, Sir, oder wollen Sie noch selbst mit der Dame reden?«
    »Nein, Sie können dann nach Mullogh reisen.«
    Das war deutlich genug. Wir standen auf und verließen das Büro unseres Chefs. Glenda erwartete uns mit frischem Kaffee. »Ihr seht so glücklich aus«, sagte sie. »Keine Akten?«
    »Nein.«
    »Aber Zeit für einen Kaffee?«
    »Immer«, sagte ich.
    Glenda schaute Suko an. »Leider habe ich keinen Tee für dich. Ist das schlimm?«
    Suko winkte ab. »Ich bin Schlimmeres gewohnt.«
    Wir blieben im Vorzimmer, tranken Glendas Kaffee und berichteten von unserem neuen Auftrag.
    »Dann werde ich euch wohl einige Tage nicht sehen.«
    Ich grinste sie über den Rand der Tasse an. »Tut es dir leid?«
    »Nein.«
    »Die lügt, ohne rot zu werden«, sagte Suko.
    Glenda holte tief Luft. »Wie kannst du so etwas behaupten? Was meinst du, wie viel ich hier zu tun habe?«
    »Soviel, dass wir dich nicht stören wollen«, erwiderte mein Freund und holte seine Jacke.
    Inzwischen verabschiedete sich Glenda von mir. Sie trat dicht an mich heran, ich spürte ihren Körper und wäre, verdammt noch mal, lieber mit ihr woanders hingefahren.
    Die Berührung ihrer Lippen zuckte wie ein elektrischer Schlag durch mein Inneres, und irgend jemand im Hintergrund sagte etwas von Dienst ist Dienst und so weiter.
    »Immer du als Störenfried«, beschwerte ich mich und ließ Glenda Perkins los.
    »That's life.« Suko deutete auf meine linke Wange. »Wisch dir mal an der Stelle den Lippenstift ab.«
    Glenda wurde rot und schob die Schuld auf mich. »Sorry, aber du warst ein wenig heftig, John.«
    »Das habe ich nun mal so an mir.« Ich wischte die Spuren weg, sah Sukos breites Grinsen und gab ihm einen leichten Schlag in die Hüfte.
    »Los, Alter, wir stiefeln ab.«
    Das taten wir auch.
    Im Bentley säuberte ich die letzten Spuren des Lippenstifts. Dabei schaute ich in den Innenspiegel. Suko begann zu lachen. »Wenn man
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher