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Julias kleine Sargmusik

Julias kleine Sargmusik

Titel: Julias kleine Sargmusik
Autoren: Jason Dark
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versprochen!«
    Sie begann zu lachen. »Aber wie denn? Wie? Ich bin jedem Menschen überlegen, jedem…«
    »Das möchte ich sehen.«
    »Und wie ich ihnen überlegen bin!« keuchte sie. »Hast du gesehen, was mit ihnen passiert ist, die hier leben!«
    »Das habe ich, Julia. Tot sind sie zum Glück nicht…«
    »Nein, sie sind nicht tot. Noch nicht, aber was mit ihnen geschieht, wird vielleicht viel schlimmer sein. Diese Menschen sind die Informationsträger für meine Freunde aus der Tiefe. Die Monstren werden sich mit ihnen beschäftigen und ihnen all das Wissen aussaugen, dass sie besitzen. Informationen, verstehst du? Diese Menschen aus dem Ort Mullogh werden uns die Informationen geben, die wir brauchen.«
    »Nicht mehr, Julia!«
    Sie starrte mich an. »Willst du wirklich…«
    Ich zeigte ihr das Schwert. Die goldene Klinge gab sogar bei dieser Düsternis einen Widerschein ab. »Damit werde ich dich töten«, erklärte ich ihr kalt.
    »Dann versuch es!« Kaum hatte sie mir diesen Satz entgegengeschrien, als sie Geige und Bogen anhob, um abermals mit ihrem teuflischen Spiel zu beginnen.
    Ich schlug zu. Es war ein Schlag, aber er traf doppelt. Zunächst die Geige und dann den Bogen. Und er zerteilte beides!
    Die beiden Hälften fielen zu Boden. Julia starrte ihnen nach. Ich habe selten bei einem Menschen einen so fassungslosen und ängstlichen Ausdruck im Gesicht gesehen, wie in dieser Sekunde bei Julia Landers. Sie war einfach nicht in der Lage, zu begreifen, was ich da getan hatte. Ihr Instrument war zerstört worden.
    Und damit auch ihre Seele!
    Julia wankte. Sie hob die Arme und presste sie gegen das Gesicht. Ich wollte noch einmal zuschlagen, ließ die Klinge jedoch im Schwebezustand, denn durch die Vernichtung der Geige hatte ich auch Julia Landers' Existenz zerstört.
    Noch hatte sie die Hände vor ihr Gesicht gepresst. Die Finger hielt sie gespreizt. Durch die Lücken sah ich die Masse quellen. Julia Landers, alias Sarina, wurde zu dem, was sie eigentlich so verehrte und was ihr gleichzeitig auch diente.
    Zu Schleim!
    Sie sank vor meinen Füßen zusammen, denn die Beine konnten sie nicht mehr tragen, da sie sich bereits im Zustand der Auflösung befanden. Plötzlich waren nur mehr die Knie vorhanden. Sie standen im Schleim, und sie sackten immer tiefer.
    Im selben Augenblick ließ Julia auch die Hände sinken. Ich schaute in ihr Gesicht.
    Es war eine schleimige Masse, in der die Augen schwammen wie in einem kleinen See. Der Schleim warf Blasen, blubbernde Laute drangen mir entgegen, und vor meinen Füßen begann der Rest zu verlaufen. Sekunden später starrte ich nur mehr auf Glas, schlug mit dem Schwert hinein und sah, wie die Masse zusammenschmolz.
    »Das reicht, glaube ich«, sagte Kara, die neben mich getreten war und ihr Schwert wieder entgegennahm.
    Ich merkte es kaum, da ich ins Leere starrte…
    ***
    Die nächsten Stunden vergaßen die Bewohner von Mullogh wohl nie. Unsere Freunde hatten sich wieder zurückgezogen, so dass Suko und ich allein zurückblieben. Im Spritzenhaus der Feuerwehr hatten sich die Bewohner eingefunden und hörten unseren Erklärungen zu. Wir sprachen von Erdstößen, um damit die Verwüstungen zu erklären. Was wirklich vorgefallen war, wusste keiner, denn die Magie der alten Atlanter hatte sie überrascht.
    Nachdem die Leute den ersten Schock überwunden hatten, versprachen sie, ihre Stadt wieder in Ordnung zu bringen. Der Friedhof musste neu angelegt werden, und sie würden auch die Schäden an den Häusern und auf den Straßen ausbessern.
    Das war ihr Problem.
    Suko und ich fuhren am anderen Tag wieder. Wir erlebten einen herrlichen Sonnenaufgang. Die Schrecken der Vergangenheit schienen vergessen zu sein, und ich sah auch meinen Bentley im Sonnenlicht stehen. Dem Auto war nichts passiert.
    Als wir einstiegen, abfuhren und Mullogh allmählich hinter uns zurückblieb, atmeten wir beide tief durch.
    »Dennoch bleibt ein komisches Gefühl«, sagte ich.
    »Wieso?«
    »Versetz dich in meine Lage, Suko. Ich stand den Dienern der Großen Alten gegenüber und hatte keine Waffe, um sie wirksam bekämpfen zu können. In diesem Fall griffen unsere Freunde ein. Kannst du mir sagen, wie es in Zukunft aussehen wird?«
    Auf diese Frage wusste auch mein Freund und Kollege Suko keine Antwort…
    ENDE
    [1] Siehe John Sinclair Nr. 299 »In diesem Zimmer haust die Angst«
    [2] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 005 »Alptraum in Atlantis«
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