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Julias kleine Sargmusik

Julias kleine Sargmusik

Titel: Julias kleine Sargmusik
Autoren: Jason Dark
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Atlantis hatten wir schon des Öfteren zu tun gehabt. Wir wussten, dass es diesen Kontinent gegeben hatte. Und nicht nur das. Es gab auch ein Erbe. Nicht zuletzt Kara und Myxin vertraten dies, auch der Eiserne Engel, einer der schillerndsten Figuren des versunkenen Kontinents.
    »Sie kannten Julia Landers zu Lebzeiten?« stellte ich eine Frage.
    »Ja, sie wohnte im Ort.«
    »Und?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Hatten Sie Kontakt mit ihr?«
    »Das nicht. Ich war nicht verwandt, auch nicht großartig bekannt. Uns trennten altersmäßig Welten. Außerdem war sie ein seltsames Mädchen. In den letzten Jahren sehr krank. Daran ist sie schließlich gestorben.«
    »Woran?« fragte Suko.
    »An ihrer Gemütsverfassung.«
    »Kein körperliches Leiden?«
    »Nein, das nicht. Sie siechte dahin. Niemand konnte ihr helfen. Weder ihre Mutter, bei der sie wohnte, noch die Ärzte. Sie lag im Bett und starb. Das war es.«
    »Lebte der Vater nicht mehr?« fragte Suko.
    »Er starb und war ein seltsamer Mensch gewesen. Mrs. Landers sprach nie darüber.«
    »Hatte Julia Freunde?«
    »Ich weiß es nicht, Inspektor.«
    »Aber sie spielte Geige?«
    »Ja, das war ihr Hobby. Wenn man abends an der Wohnung vorbeiging, konnte man ihr Spiel hören. Sobald das Wetter es zuließ, saß sie am offenen Fenster und geigte. Sie trug immer nur weiße, lange Kleider. Das war richtig unheimlich.«
    Konnten wir uns vorstellen. »Spielte sie den immer allein?«
    »Natürlich.«
    Suko lachte. »So natürlich ist das nicht. Sehr oft gehen junge Menschen zum Unterricht.«
    »Julia nicht. Sie war ein Naturtalent. Sie konnte es einfach.«
    Ich mischte mich wieder ein. »Hatte sie eine Vorliebe für einen bestimmten Komponisten?«
    »Nein.«
    »Sie spielte also, was kam.«
    »Auch nicht. Sie zauberte Melodien und Töne auf ihrer Geige, die noch niemand gehört hatte.«
    Das wunderte uns. Auch als Mrs. Featherhead davon sprach, wie fremd die Melodien klangen. Dann redeten wir von ihrer Mutter und kamen schließlich auf den Friedhof zu sprechen. Die Frau blieb dabei, Julia gesehen zu haben.
    Wir widersprachen nicht, was sie wiederum wunderte. »Dann glauben Sie mir das?«
    »Ja«, hörte sie meine Antwort.
    »Wieso? Die anderen Polizisten haben mich ausgelacht. Sie wollten mich für verrückt erklären.«
    »Wir beschäftigen uns eben mit diesen Dingen.«
    »Da bin ich mal gespannt.«
    »Das können Sie auch, Mrs. Featherhead«, sagte Suko. »Aber etwas anderes. Wie war das mit dem Polizisten.«
    »Das hat mich so schockiert…« Mrs. Featherhead begann zu erzählen, wie der Polizist gestorben war. »Es war grauenvoll, glauben Sie mir. Die Erde öffnete sich, ein schleimiger Arm erschien, packte den Mann und zog ihn in den Spalt. Furchtbar.«
    »Er ist nie wieder aufgetaucht?«
    »Nein.«
    »Und was haben Sie den Kollegen berichtet?« fragte ich weiter.
    »Das, was ich Ihnen auch erzählte. Sie glaubten mir nicht. Ich hatte das Gefühl, als hielten sie mich für die Mörderin des armen Glenn Rotter. Das werde ich den Leuten nie verzeihen.«
    »Was hätten sie sonst machen sollen?« Ich nahm die Kollegen in Schutz. »Sie waren die einzige Zeugin.«
    »Aber ich bringe doch keine Menschen um.« Der Satz klang sehr entrüstet.
    »Und es hat keine weiteren Zeugen gegeben?« erkundigte sich Suko.
    »Ich meine Menschen, die das Spiel des toten Mädchens gehört haben.«
    »Keine.«
    Wir hatten London längst verlassen und fuhren durch eine flache Landschaft, die wegen des schlechten Wetters viel von ihrem Reiz verloren hatte. Der Himmel zeigte eine graue Farbe. Aus den Wolken rieselte dünner Sprühregen, der sich wie ein Film auf die Scheibe setzte und einen Schmier hinterließ, wenn die Wischblätter über ihn fuhren. Ich spülte ein paar Mal nach, so dass die Scheibe freier wurde. Mrs. Featherhead berichtete davon, dass sie gespannt war, wie man sie in Mullogh aufnehmen würde. »Die Leute haben mich gemieden, als hätte ich die Pest gehabt«, erklärte sie.
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte ich.
    »Wohnen Sie allein?« wollte Suko wissen.
    »Ja, ich habe ein kleines Haus geerbt.«
    »Und die Landers?«
    »Lebten ebenfalls in einem Haus. Es gehört auch ihnen. Sie stammen schließlich aus dem Ort.«
    »Ist Julias Vater normal gestorben oder war sein Tod von merkwürdigen Umständen begleitet?«
    »Normal. Er bekam einen Herzschlag.«
    »Was war er von Beruf?«
    »Steinmetz. Er stellte Grabsteine her.«
    Das war zwar ein völlig normaler Beruf, sah ich ihn jedoch in
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