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Julias kleine Sargmusik

Julias kleine Sargmusik

Titel: Julias kleine Sargmusik
Autoren: Jason Dark
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Verbindung mit den Vorfällen, musste ich einige Abstriche machen. Schon jetzt hatte ich das Gefühl, in der Vergangenheit des Mädchens nachwühlen zu müssen, und ich wollte auch ihr Grab öffnen lassen. War der Sarg leer, wusste ich Bescheid. Sie hatte den Polizisten gewarnt. Er sollte keine Tote berühren. Mal schauen, ob sie das tatsächlich war. Der Regen hielt sich. Und auch als wir in Richtung Osten fuhren, weinten die Wolken ihren feinen Sprüh.
    Mullogh lag in einem kleinen Tal. Es war von sanften Hängen umgeben, auf denen das Gras wie ein Teppich wuchs und herrliche Weiden abgab. Dunkel erschien uns der ferne Saum eines Waldes. Einige Bäche durchflossen die Felder und Wiesen, zweimal fuhren wir über eine Steinbrücke, und wir sahen auch große Kornfelder, wobei sich die Bauernhöfe und Gebäude wie Scherenschnitte vor den Kornfeldern abhoben.
    »Noch drei Meilen, dann sind wir da«, erklärte sie. »Liegt hier in der Nähe nicht auch Stonehenge?« fragte Suko plötzlich.
    »Ja.«
    »Meinst du, es hätte eine Bedeutung für die Vorfälle?«
    Der Inspektor hob die Schultern. »Ich will nichts beschwören, möglich ist alles.«
    Da gab ich meinem Partner recht. Schon die ganze Zeit über hatte ich nachgedacht, was das Auftauchen der Toten wohl zu bedeuten hatte. Es geschah nichts ohne Motiv, wobei für mich die Erwähnung des alten Kontinents Atlantis am entscheidendsten war.
    Atlantis, Julia Landers und der alte Friedhof. Wo bestand da die genaue Verbindung? Wir würden es vielleicht herausfinden, wenn wir mit der Mutter der Toten sprachen.
    Sehr bald erreichten wir unser Ziel. Mullogh war ein hübscher kleiner Ort mit schmucken Häusern, sauberen Straßen und sehr gepflegten Gärten. Man sah es dem Ort an, dass es den hier wohnenden Menschen Spaß machte, ihre eigene kleine Umwelt noch in Ordnung zu halten. Industrie gab es nicht. Wovon die Leute lebten, war mir ein Rätsel, dessen Auflösung mich im Moment nicht interessierte, da andere Probleme viel wichtiger waren.
    Eine Kirche sahen wir, einen Marktplatz, wenig Verkehr, auch kaum Menschen auf der Straße. Das Wetter hielt die Bewohner ab. Nass glänzte das Laub der Bäume. Das frische Maigrün hatte durch die Nässe einen dunkleren Farbton bekommen.
    »Wo müssen wir hin?« fragte ich, als wir eine Kreuzung erreichten.
    »Fahren Sie noch geradeaus, Mr. Sinclair.« Die Witwe hatte sich vorgebeugt. Sie deutete zwischen Suko und meiner Schulter nach vorn.
    »Die nächste Straße links dann.«
    »Okay.«
    Nach einer halben Minute standen wir vor Mrs. Featherheads Haus. Es war aus hellroten Ziegelsteinen erbaut, besaß einen hübschen Vorgarten, und an der Mauer rankte Efeu in die Höhe.
    »Wollen Sie noch mit hineinkommen?« fragte Mrs. Featherhead, als wir vor der offenen Kofferraumklappe standen und ich ihre Tasche hervornahm.
    »Nein, später vielleicht. Wenn Sie uns noch sagen könnten, wo die Landers wohnen?« Sie erklärte es uns.
    So tot wie angenommen war Mullogh doch nicht. Hinter den Fensterscheiben entdeckten wir zahlreiche Gesichter, die unsere Ankunft beobachteten. Die Leute schauten.
    Ich war sicher, dass sich die Nachricht blitzschnell herumsprechen würde, aber niemand traute sich aus dem Haus.
    Auch der Witwe war dies nicht verborgen geblieben. »Jetzt zerreißen sie sich die Mäuler«, sagte sie.
    »Ist das so ungewöhnlich?« fragte Suko.
    »Eigentlich nicht«, erwiderte Mrs. Featherhead ehrlich.
    Vor der Haustür verabschiedeten wir uns. Die Witwe lud uns auch ein, bei ihr zu wohnen. Wir stimmten weder zu, noch lehnten wir ab, sondern wollten sehen, was die Situation ergab.
    Als sich die Haustür hinter der Frau geschlossen hatte, gingen wir wieder zu unserem Wagen. »Was hältst du von ihr?« fragte Suko.
    Ich hob die Schultern. »Wenn sich ihre Angaben bestätigen, steht uns noch einiges bevor.«
    »Das glaube ich auch.«
    Zunächst einmal war ich gespannt auf eine gewisse Mrs. Helen Landers. Julias Mutter…
    ***
    Hellblaue Augen schauten uns misstrauisch an. Die Lippen waren zusammengekniffen, über das blonde Haar hatte die Frau ein Kopftuch gebunden, und sie stand so in der Tür, dass sie uns den direkten Weg in das Haus versperrte. Wir hatten uns ausgewiesen, was Helen Landers nickend zur Kenntnis nahm und sie jetzt fragte, was wir wollten.
    »Mit Ihnen reden.«
    »Das haben die Polizisten schon getan.« Sie wischte ihre Hände an der bunten Schürze ab. Ich bemerkte, dass ihre Finger zitterten. Helen Landers war
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