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JULIA FESTIVAL Band 97

JULIA FESTIVAL Band 97

Titel: JULIA FESTIVAL Band 97
Autoren: ANNE MATHER
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sich zu Tess um, um sich zu verabschieden. Sie stand seltsam verloren und einsam da. „Rufen Sie mich auch an, falls Sie vor mir etwas herausfinden?“, fragte er.
    Sie sah ihn mit großen Augen an. „Ich habe Ihre Telefonnummer doch gar nicht.“
    Er ärgerte sich über seine unüberlegte Bemerkung. Seine private Telefonnummer wollte er ihr nicht geben. Deshalb reichte er ihr seine Geschäftskarte, dann konnte Giulio ihren Anruf entgegennehmen. Als Tess unabsichtlich seine Finger berührte, durchzuckte ihn die Erkenntnis, dass er sie begehrte und sich zu ihr hingezogen fühlte. Doch weshalb weckte sie so seltsame Gefühle in ihm? Er verstand sich selbst nicht. Er schien wirklich in einer Midlife-Crisis zu stecken. Zu Frauen wie Tess hatte er sich bisher nicht hingezogen gefühlt, sondern weltgewandte und elegante Frauen bevorzugt, die Designeroutfits und hochhackige Schuhe trugen und nie ohne Make-up ausgingen.
    Vigneto di Castelli las Tess auf der Visitenkarte und sah ihn überrascht an. „Sie haben ein Weingut“, stellte sie leise fest. „Wie aufregend. Ich habe noch nie zuvor einen Winzer kennengelernt.“
    Ihre Schwester auch nicht, dachte Raphael spöttisch. Er vermutete, dass es Ashley nur um Geld ging. „Es ist ein relativ kleines Weingut“, erklärte er abweisend.
    „Trotzdem …“ Sie lächelte, und wieder war Raphael sich viel zu sehr bewusst, wie anziehend diese Frau war. Es wurde Zeit, dass er sich verabschiedete, ehe er sie noch einlud, ihn zu Hause zu besuchen. Seine Mutter wäre entsetzt, wenn er mit einer Frau wie Tess ankäme.
    „Wir sehen uns, Signorina“, sagte er höflich und drehte sich um.
    „Ich heiße Tess“, erinnerte sie ihn und blickte hinter ihm her.
    Der Name passt zu ihr, er klingt kapriziös und sehr weiblich, überlegte Raphael, während er in seinen Wagen stieg.
    Wie Raphael befürchtet hatte, erwartete seine Mutter ihn bei einem Cappuccino auf der überdachten Terrasse der Villa Castelli. Sie war eine große, elegante Frau und Mitte sechzig. Nach seiner Scheidung vor sechs Jahren war sie wieder zu ihm in das große Haus gezogen. Sein Vater war vor beinahe zwanzig Jahren gestorben, und Raphael war sich sicher, dass ihr die Betreuung der Enkelkinder Maria und Marco neuen Lebensmut gegeben hatte. Natürlich hatte sie ihm nie verziehen, dass er sich von Gina hatte scheiden lassen. Die Castellis waren sehr religiös und strikt gegen Scheidungen. Seit sie wieder in der Villa Castelli wohnte, hatte seine Mutter sich dennoch oft genug als Fels in der Brandung erwiesen. Erst vor Kurzem hatte sie sich entschlossen, wieder in das relativ kleine Landhaus zu ziehen, das auf einem der riesigen Grundstücke der Familie stand und in dem sie nach dem Tod ihres Mannes gelebt hatte.
    „Hast du mit Ashley Daniels gesprochen?“, fragte Lucia di Castelli.
    „Sie ist momentan nicht in der Galerie“, antwortete er und gesellte sich zu ihr. Er löste die Krawatte und öffnete den Kragen seines Hemdes. Dann nahm er sich aus der Glasschale einen der Lieblingsbiskuits seiner Mutter. „Verdicci scheint recht zu haben. Sie sind zusammen weggefahren.“ Er drehte sich zu der Hausangestellten um, die herbeieilte und ihn fragte, ob sie ihm etwas bringen könne. „Nur einen schwarzen Kaffee, Sophia“, sagte er freundlich und wandte sich wieder an seine Mutter. „Ihre Schwester vertritt sie in der Galerie.“
    „Ihre Schwester?“, wiederholte seine Mutter skeptisch.
    „Ja.“ Raphael ließ sich in einen der Korbsessel sinken. „Glaub mir, sie ist ganz anders als die Frau, mit der Marco sich eingelassen hat.“
    „Wie kannst du das beurteilen?“ Lucia kniff die Augen zusammen. „Du hast doch behauptet, du könntest dich an Ashley Daniels nicht erinnern.“
    „Das stimmt.“ Ihm wurde klar, dass er sich zu weit vorgewagt hatte. „Aber Tess ist Lehrerin. Sie tappt genauso im Dunkeln wie wir. Ashley hat ihr erzählt, sie müsste in England ihre kranke Mutter pflegen.“
    „Tess!“, spottete Lucia. „Was ist das denn für ein Name?“
    „Es ist die Abkürzung für Teresa“, erwiderte Raphael ruhig und bedankte sich bei der Hausangestellten, die ihm den Kaffee brachte. Dann blickte er seine Mutter an. „Es bringt uns nicht weiter, wenn wir eine der wenigen Personen, die uns wirklich helfen können, kritisieren oder verurteilen.“
    „Wie könnte diese Frau uns denn helfen? Du hast doch gerade selbst behauptet, dass sie nicht weiß, wo ihre Schwester sich aufhält.“
    „Vielleicht ruft
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