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Julia Extra Band 359

Julia Extra Band 359

Titel: Julia Extra Band 359
Autoren: Lucy Ellis Maisey Yates Melissa James Jackie Braun
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aufopfern.
    So war er erzogen worden – die Pflichten gegenüber seinem Land zu heiligen.
    Also würde er Amber heiraten. Aber er würde sie nicht anrühren, das schwor er sich. Er hatte genug davon, hinter seinem Bruder die Scherben aufzukehren. Wie oft hatten dessen Verflossene verzweifelt im Palast angerufen, sich ihm sogar angeboten, in der vagen Hoffnung, er könnte Alim umstimmen … Genug war genug.
    Du bist nur heiß auf sie, mehr ist es nicht, sagte er sich nüchtern. Dieses Verlangen konnte er unterdrücken, das musste möglich sein. Zumindest immer noch besser, als mit ihr zu schlafen, während sie willenlos an die Decke starrte und an Alim dachte …
    Sein Magen schmerzte, Harun war der Appetit vergangen. Achtlos warf er den Rest seines Sandwiches in den Papierkorb.
    Erst weit nach Mitternacht zog er sich in sein Schlafzimmer zurück. Er scheuchte die wartenden Dienstboten unwirsch weg, ließ sich schwer auf die Brokatdecke seines reich verzierten Bettes sinken, zerrte das Moskitonetz beiseite und streckte sich aus. Zum Schweigen verdammt, denn jedes ungewohnte Geräusch würde seine Bodyguards auf den Plan rufen.
    Vielleicht würde sein stummes Flehen erhört.
    Fadi, mein Bruder, mein Vater! Oh Allah, ich bitte dich, lass Alim leben und zu mir zurückkehren!
    Drei Tage später wurde Sar Abbas von den schwer bewaffneten Rebellen des al-Shabbat-Clans erobert.
    Weitere acht Wochen später waren die Rebellen in die Flucht geschlagen und Harun der neue Held seines Volkes. Die Krönung der Siegesfeierlichkeiten war die Hochzeit mit Amber gewesen, ein prunkvolles Fest, das drei Tage dauerte.
    Jetzt stand Amber mit wild pochendem Herzen in der Brautsuite, bereit für die Hochzeitsnacht und wie ein Leckerbissen zurechtgemacht für ihren Mann: mit seidig schimmerndem, offenem Haar, verführerisch parfümiert, in einem durchscheinenden cremefarbenen Negligé. Ihre Haut duftete nach kostbaren Cremes und Essenzen, mit denen die Frauen sie massiert hatten. Jedes überflüssige Härchen an ihrem Körper war entfernt worden, die Handflächen und Fußsohlen zierten kunstvolle Henna-Tattoos.
    Aufgeregt fragte sie sich, wie es wohl sein würde, mit Harun zu schlafen. Selbstverständlich war sie nie zuvor mit einem Mann zusammen gewesen. In ihrer Kultur war es üblich, jungfräulich in die Ehe zu gehen. Also hatte sie nur eine theoretische Vorstellung davon, was sie im Ehebett erwartete.
    In der westlichen Welt lernten die jungen Frauen bereits vor der Ehe, wie man einen Mann befriedigte … und sich selbst. In Ambers Welt war dieses Thema ein striktes Tabu. Es war Aufgabe des Ehemanns, ihr all das beizubringen, was sie wissen musste, um ihm Lust zu bereiten.
    Wenn er ihr wenigstens nicht so völlig fremd gewesen wäre … Zwar hatte sie die paar Monate Aufschub erhalten, die sie sich gewünscht hatte. Doch nicht um ihretwillen, sondern weil Harun persönlich mit seinen Männern in die Schlacht gegen die Rebellen gezogen war. Man munkelte, er sei mehrmals verwundet worden und trüge Narben der Ehre an seinem Körper.
    Nicht nur sein Volk sprach voller Bewunderung über ihn. Indem er den al-Shabbat-Rebellen verziehen hatte und niemand unter Strafe gestellt worden war, hatte er sich nicht nur deren Loyalität erworben sowie seinen neuen Ehrentitel, sondern auch Ambers tiefen Respekt.
    Wenn Alim „der Löwe“ für sein Volk gewesen war, so nannten sie Harun nun „den Tiger“. Welch gutes Omen, da Amber aus dem Land der Tiger stammte. Dies war zweifellos eine von Allah gesegnete fruchtbare Verbindung – so sah es jedenfalls das Volk.
    Doch Harun hatte sich durch die Bescheidenheit, mit der er auf seinen Ruhm reagierte, auch die Bewunderung seiner jungen Braut verdient. Die Erwähnung seines Namens ließ nun ihr Herz schneller schlagen. Sie war bereit, die Mutter seiner Kinder zu werden.
    Als die Haupttür geöffnet wurde, huschte auch das letzte Dienstmädchen aus dem Raum.
    Nervös drehte Amber sich zu Harun um – und ihr stockte der Atem. Seltsam, aber erst in letzter Zeit war ihr die frappierende Ähnlichkeit zwischen ihm und seinem Bruder Alim aufgefallen. Harun wirkte zwar ruhiger und ernster, aber nicht weniger faszinierend.
    Amber musste sich beherrschen, ihn nicht anzustarren. Er sah so stark und gut aus, mit geheimnisvoll blitzenden grünen Augen. Plötzlich war ihr ganz schwindlig vor Aufregung, und sie griff Halt suchend nach dem Bettpfosten. Dies war der Mann, der als Held nach Hause zurückgekehrt war.
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