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Julia Extra Band 359

Julia Extra Band 359

Titel: Julia Extra Band 359
Autoren: Lucy Ellis Maisey Yates Melissa James Jackie Braun
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eine Erklärung schuldig.“ In ihrem Ton schwang Neugier mit. Zum Glück ließ sie Harun aber nicht jene verzweifelte Besessenheit ahnen, mit der Amber diese Frage seitdem verfolgt hatte.
    Schon absurd, dass sie es in drei Jahren nicht geschafft hatte, eine Antwort zu erhalten. Doch Harun hatte eine wahre Meisterschaft darin entwickelt, unter allen Umständen zu vermeiden, mit ihr allein zu sein. Nur ein Mal hatte sie ihren Stolz heruntergeschluckt, war Harun gefolgt und hatte ihn gebeten, zu ihr zu kommen, ihr wenigstens ein Kind zu schenken … um erneut von ihm abgewiesen zu werden.
    „Sicher ist dir nicht entgangen, dass ich sehr beschäftigt bin, Liebes. Außerdem sehe ich keinen Sinn darin, mich aufzudrängen, wo ich nicht willkommen bin.“
    Das Brennen in ihren Wangen verstärkte sich. „Natürlich bist du willkommen“, stammelte sie. „Schließlich bist du mein Mann.“
    „Das hat auch der Imam behauptet, der uns verheiratet hat“, kommentierte er achselzuckend.
    Amber wollte etwas darauf erwidern, besann sich dann aber anders. Nein, als Mann und Frau konnte man sie wirklich nicht bezeichnen, das waren sie nie gewesen. Sie konnten sich ja nicht einmal normal unterhalten, ohne verzweifelte Vorwürfe von ihrer Seite und kaltem Schweigen von seiner.
    „Ich bin nicht hier, um mit dir zu streiten.“ Endlich sah er sie richtig an, und ihr Herz begann zu klopfen, so ungern sie sich das auch eingestand. „Alim ist wieder aufgetaucht“, erklärte Harun schroff.
    Amber erstarrte. Nachdem Alim vor drei Jahren aus der Berner Klinik verschwunden war, hatten weder der Geheimdienst noch Privatdetektive ihn aufspüren können. „Er lebt?“
    Harun nickte. „Er ist im Sudan, als Geisel eines sudanesischen Warlords, der einhundert Millionen US-Dollar verlangt.“
    „Oh nein! Geht es ihm gut? Sie haben ihm doch nichts angetan, oder?“
    Das darauffolgende Schweigen dehnte sich unangenehm lang aus. Haruns kaltem Blick entnahm sie, dass sie etwas Falsches gesagt hatte. Aber was?
    Verunsichert nach den richtigen Worten suchend, fuhr sie fort: „Was wirst du unternehmen?“
    „Bezahlen natürlich, was sonst? Immerhin ist er der eigentliche Herrscher von Abbas al-Din. Ihm verdankt das Land seinen Wohlstand.“ Harun zögerte einen Moment. „Außerdem ist er mein Bruder. Ich fliege nach Afrika. Ich will dabei sein, wenn sie ihn freilassen. Ich muss wissen, ob er nach Hause zurückkommt.“
    Nichts anderes hatte Amber von ihm erwartet. Harun tat immer das Richtige. Was sie nicht erwartet hatte, waren die Tränen, die in seinen Augen schimmerten, die verräterische Heiserkeit seiner Stimme. „Du liebst ihn sehr“, sagte sie beinahe verwundert.
    „Selbstverständlich tue ich das“, erwiderte er verärgert. „Er ist mein Bruder, der einzige aus meiner Familie, der mir geblieben ist. Vielleicht kommt er endlich nach Hause zurück.“
    Erst jetzt wurde Amber bewusst, wie einsam sich Harun in den Jahren nach Fadis Tod und Alims Verschwinden gefühlt haben musste. Daran hatte sie nie einen Gedanken verschwendet, sie hatte sich nur über ihr eigenes Schicksal gegrämt. Wie schrecklich egoistisch, dachte sie beschämt. Während sie täglich mit ihrer Familie telefonierte oder skypte, hatte er niemanden, mit dem er sich austauschen konnte.
    Die plötzliche, fast schmerzliche Sehnsucht, ihn tröstend in die Arme zu ziehen, erschreckte sie, denn er würde sie sowieso nur zurückweisen, wie er es immer tat. „Um deinetwillen hoffe und bete ich, dass er das tut.“
    „Danke.“ Offenbar hatte sie wieder das Falsche gesagt, denn sein Lächeln erreichte seine Augen nicht. „Macht es einen Unterschied für dich?“
    Sie fuhr zurück. „Was hat Alims Rückkehr denn mit mir zu tun?“
    Harun zuckte die Achseln, doch unter der kühlen Maske glomm ein Feuer. Ein Feuer, das sie zugleich faszinierte und erschreckte. „Er hat sich dem Warlord als Austausch für eine Krankenschwester angeboten, die ihm das Leben gerettet hat und für eine internationale Hilfsorganisation in Afrika im Einsatz ist. Eine heroische Geste, wie man sie nicht anders von dem draufgängerischen Rennfahrer-Scheich erwartet. Bald kann er sein Erbe und die Regentschaft antreten, die ihm zusteht. Ich werde dann einfach wieder nur Bruder Nummer drei sein.“
    Jähe Eifersucht erfasste Amber, eine Regung, die sie zutiefst beschämte. Und doch wünschte sie sich mit der ganzen Kraft ihres Herzens, von einem Mann so sehr geliebt zu werden, dass er sein Leben für
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